Voerde/Hünxe. Verlegung der umstrittenen Gasleitung ist in Voerde und Hünxe in vollem Gange. Bis zum Bauende im Oktober warten noch anspruchsvolle Aufgaben.

Die umstrittene Erdgasfernleitung „Zeelink“ bahnt sich auch in Voerde und Hünxe an einigen Stellen sehr gut sichtbar weiter ihren Weg. An der viel befahrenen B8 liegen an der Kreuzung Hammweg dies- und jenseits der Bundesstraße die massigen Rohrstücke auf Holzpflöcken und geben Kunde davon, dass die Pipeline hier einen Verkehrsknotenpunkt wird queren müssen, den täglich viele tausend Fahrzeuge passieren. Wenige Kilometer von der B8 entfernt – am Sternweg in Bucholtwelmen – wird eine Absperrstation eingerichtet. Abholzarbeiten und Rohrverlegungen erfolgen am Schwarzensteiner Weg in Drevenack.

Gaspipeline rückt teils sehr nah an Häuser heran

Etwa ein Jahr nach dem Start des Pipeline-Baus laufen in Voerde derzeit Rohr- und Tiefbauarbeiten, in Hünxe sei der Holzeinschlag erfolgt und werde die Kampfmittelsondierung vorgenommen, erklärt Helmut Roloff, Sprecher der Open Grid Europe (OGE) auf NRZ-Anfrage. Der Fernleitungsnetzbetreiber ist für die Planung und den Bau der Gaspipeline verantwortlich, Vorhabenträgerin ist die Zeelink GmbH & Co. KG. Zu den Arbeiten im Einzelnen erklärt Roloff, dass der Mutterboden abgetragen und die Arbeitsstreifen angelegt würden. Die Rohrausfuhr habe begonnen und die Rohrlagerplätze würden bestückt.

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Dem OGE-Sprecher zufolge werden auf Voerder und Hünxer Gebiet Rohre auf einer Länge von insgesamt etwa 12.000 Metern verlegt – die Hälfte davon befinde sich bereits im Boden. Wie nah die Erdgasfernleitung zum Teil an die Wohnbebauung heranrückt, lässt sich auf Voerder Gebiet eindrucksvoll etwa in Stockum an der Grenzstraße auf dem Teilstück zwischen der Kreuzung Frankfurter Straße und dem Bahnübergang nachvollziehen. Das Regelwerk erlaube es, dass die Pipeline außerhalb des zehn Meter breiten Schutzstreifens – je fünf Meter auf beiden Seiten – bis auf fünf Meter an eine Bebauung heranrücken kann, erklärt OGE-Sprecher Roloff. In Voerde und Hünxe gebe es keine Stellen, wo die Leitung in dem zugelassenen Mindestabstand von zehn Metern verlaufe.

Zeelink-Gegner sorgen sich um Sicherheit der Leitung

Wo sie in beiden Kommunen am dichtesten an einer Bebauung verlegt wird, dazu gab es vom OGE-Sprecher eine ausweichende Antwort: Die Pipeline „verläuft nur im örtlichen Randgebiet“. Die Initiative „Zeelink – nein danke!“ hatte im Planfeststellungsverfahren mit Blick auf die Sicherheit und mit Hinweis auf den möglichen Havariefall einen Mindestabstand von 300 Metern zu Wohnsiedlungen gefordert. Die Trasse verläuft teils weit unter 100 Meter von Häusern entfernt. Die Zeelink-Gegner argumentierten, dass es schon „reihenweise Katastrophen“ an Gaspipelines gegeben habe und Korrosion, Materialfehler und Beschädigungen von außen die häufigsten Fehler seien.

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Die Bezirksregierung Düsseldorf, die zu dem Bau im Januar 2019 den Planfeststellungsbeschluss, ergo die Baugenehmigung, erteilt hatte, ließ die Forderung der Zeelink-Gegner unberücksichtigt. Vielmehr hält die Behörde die Pipeline „unter Berücksichtigung der allgemeinen Anforderungen an Gashochdruckleitungen“ und der „Auflagen aus diesem Planfeststellungsbeschluss“ als mit „den Belangen der öffentlichen Sicherheit vereinbar“.

Anschluss an den Rheindüker bei Voerde-Ork ab Anfang August

Bei der Verlegung der Zeelink-Pipeline gibt es auch auf Voerder und Hünxer Gebiet besonders anspruchsvolle Aufgaben. Zwei davon sind bereits erledigt: Mitte Oktober wurde am Rhein bei Voerde-Ork der Düker – so wird im allgemeinen ein Rohrleitungsabschnitt genannt, mit dem in offener Bauweise Gewässer unterquert werden – per Seilwinde durch den Fluss gezogen. Die Arbeiten zum Anschluss an die landseits dort weiter verlaufende Erdgasfernleitung sollen ab Anfang August erfolgen.

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Bis dahin bleiben die Baustraßen, die dort zur Verlegung der Rohre hergestellt wurden, bestehen. Seitens der Vorhabenträgerin, der Zeelink GmbH & Co. KG, war ursprünglich vorgesehen gewesen, den Deich für die Einbringung der Gaspipeline im Bohr- und Pressverfahren zu unterqueren. Dies jedoch untersagte die Bezirksregierung Düsseldorf. Die Genehmigungsbehörde machte mit dem Hinweis auf dabei möglicherweise entstehende Hohlräume im Untergrund, Erosion oder auch Setzungen des Deiches die Vorgabe, die Leitung in offener Bauweise zu verlegen.

Das für den Deichverband Duisburg-Xanten arbeitende Ingenieurbüro, das auch für den Deichverband Mehrum die Planungen übernimmt, habe im Auftrag von Zeelink eine Stellungnahme zu den Auflagen für die Durchführung der Bauarbeiten bei der Bezirksregierung eingereicht, erläutert Voerdes Deichgräf Ingo Hülser. Ende Mai soll den Deichverbänden eine vollständige Ausführungsplanung inklusive Qualitätssicherungs- und Hochwasserschutzeinsatzplan zur Prüfung vorgelegt werden.

Eine Absperrstation wird am Sternweg in Hünxe-Bucholtwelmen errichtet.
Eine Absperrstation wird am Sternweg in Hünxe-Bucholtwelmen errichtet. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Mit der Kreuzung des Wesel-Datteln-Kanals in Hünxe ist eine weitere anspruchsvolle Aufgabe im Zuge der Leitungsverlegung bereits vollzogen worden. Im Februar/März sei die Wasserstraße mit einem Microtunneling unterquert worden, erläutert Helmut Roloff, Sprecher der Open Grid Europe. Dabei handelt es sich Zeelink zufolge um ein Verfahren für den grabenlosen Rohrvertrieb bei der Neuverlegung einer Trasse. Als besondere Herausforderungen in Hünxe nennt Roloff auch die Querung der Lippe sowie die Unterpressung der Autobahn A 3.

Das letztgenannte Verfahren wird auch im Falle der B8 in Voerde an der Kreuzung Hammweg zur Anwendung kommen. Heißt: Die Bundesstraße muss laut OGE-Sprecher für die Querung der Pipeline nicht geöffnet und auch nicht gesperrt werden. Die Fertigstellung sei für Juni 2020 geplant. Alle Arbeiten im Zuge der Zeelink-Verlegung in Voerde und Hünxe sollen bis zum Oktober 2020 abgeschlossen sein. Die Inbetriebnahme der Erdgasfernleitung sei für März 2021 vorgesehen.

Zeelink-Gegner: Für Gaspipeline gibt es keinen Bedarf

Der Aussage der Zeelink-Gegner, wonach es für die Pipeline aufgrund einer „Gasüberversorgung“ keinen Bedarf gebe, widerspricht der OGE-Sprecher vehement – und anders als bei der Frage nach den geringsten Abständen zu einer Bebauung fällt seine Antwort sehr ausführlich aus. Die Pipeline sei für die anstehende Umstellung von L- auf H-Gas (von low auf high calofiric gas, also von Gas mit geringem auf Gas mit hohem Methangehalt) zwingend erforderlich.

Baufortschritte der Zeelink Pipeline

Bauarbeiten an der Erdgas Fernleitung.
Bauarbeiten an der Erdgas Fernleitung.
Bauarbeiten an der Erdgas Fernleitung.
Bauarbeiten an der Erdgas Fernleitung.
Bauarbeiten an der Erdgas Fernleitung.
Bauarbeiten an der Erdgas Fernleitung.
Bauarbeiten an der Erdgas Fernleitung.
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Bauarbeiten an der Erdgas Fernleitung. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich
Bauarbeiten an der Erdgas Fernleitung.
Bauarbeiten an der Erdgas Fernleitung.
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Bauarbeiten an der Erdgas Fernleitung. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich
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Bis zum Jahr 2030 werde ein signifikanter Rückgang der zur Verfügung stehenden deutschen sowie niederländischen L-Gas-Mengen stattfinden. Die Exportmengen aus dem Nachbarland würden 2029 sogar vollständig eingestellt. Weil die Niederlande über keine H-Gas-Aufkommen verfüge, seien dafür neue Transportwege erforderlich. „Die Zeelink-Leitung bindet zukünftig und dauerhaft die momentan mit L-Gas versorgten Regionen im Westen und Nordwesten Deutschlands an H-Gas Quellen an. Damit gewährleistet sie die schrittweise Umstellung der gesamten Region auf H-Gas in der richtigen Reihenfolge.“

>>INFO: Technische Sicherheit der Gaspipeline laut Firma gewährleistet

Zum Thema Sicherheit der Pipeline, das die Zeelink-Gegner insbesondere umtreibt, verweist der Bauherr Open Grid Europe (OGE) auf die Regelsetzung des Deutschen Vereins der Gas- und Wasserwirtschaft (DVGW). Durch diese werde die technische Sicherheit für Ferngasleitungen umfassend gewährleistet.

Schon bei der Produktion würden entsprechende DIN-Normen angewandt. Die Wanddicke der Zeelink-Rohre bestehe aus hochfestem Rohrleitungsstahl. Außen um das Rohr befinde sich eine etwa drei bis vier Millimeter dicke Kunststoff-Schutzschicht aus hochfestem Polyethylen. Das Stahlrohr habe eine Wandstärke von etwa 17 Millimetern.

Nach der Verlegung im Boden seien die Rohre mit einer Überdeckung von 1,20 Metern vor Umwelteinflüssen sicher und zudem durch den Schutzstreifen, in dem keine Bautätigkeiten erfolgen dürfen, vor Fremdbeeinflussung geschützt. Vor möglicher Korrosion soll der an das Rohr gelegte Schwachstrom absichern. Des weiteren verweist die OGE darauf, dass die Leitung im Betrieb von einer Dispatchingzentrale rund um die Uhr gesteuert und überwacht wird. (P.K.)

Laut Hünxes Bürgermeister Dirk Buschmann ist noch kein weiterer Verhandlungstermin vor Gericht für die Klage der Gemeinde Hünxe gegen den Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung Düsseldorf festgelegt. „Der Gemeindeverwaltung liegt noch kein Schreiben vor.“ Zuletzt sei es am 8. Oktober 2019 um die Verhandlung von Rechtsansprüchen gegangen. (P.N.)