Wesel. Der Diplom-Ingenieur und Senior-Chef des Unternehmens blickt auf ein ereignisreiches Leben. Bauwerke in vielen Ländern tragen seine Handschrift.

Neulich klingelte das Telefon bei Dr. Ernst Trapp: „Am anderen Ende war der Verkehrsminister aus Kamerun. Er sagte, Sie haben doch vor Jahrzehnten bei uns viele Straßen gebaut, die bis heute halten, während die von den Chinesen alle kaputt gehen. Können Sie nochmal zu uns kommen und wieder neue bauen?’“, berichtet Trapp und ergänzt schmunzelnd: „Leider musste ich ihm sagen: ‘Da kommen sie leider etwas spät’ und habe auf mein hohes Alter verwiesen’“, so der Bau-Ingenieur und Unternehmer aus Wesel, der am Samstag, 9. Mai, seinen 85. Geburtstag feiert.

Noch heute ist er in dem Familien-Unternehmen mit Sitz am Großen Markt beratend tätig – und er war es auch schon in jungen Jahren, bevor er offiziell in die Firma einstieg. „Mein Vater sprach neben deutsch nur altgriechisch und französisch, doch er brauchte in Bagdad jemanden, der englisch spricht – also habe ich ihn als 17-Jähriger zum Übersetzten begleitet.“ Mit Erfolg: „Wir waren im Irak der erste deutsche Baufirma“, ergänzt Trapp nicht ohne Stolz.

Kindheit in Österreich verbracht

Geboren wurde er am 9. Mai 1935 in Bayreuth. Hintergrund: „Mein Vater baute damals die Autobahn Bayreuth-Hof und danach Salzburg-Linz, deshalb bin ich als Kind auch in Puchberg bei Wels in Österreich aufgewachsen“, berichtet der 85-Jährige, der mit zehn Jahren dann zunächst nach Höxter umzog und 1947 schließlich nach Wesel kam. Hier in der Heimatstadt seiner Eltern begann er nach seinem Abitur eine Maurerlehre, danach eine Banklehre.

Ernst Trapp (links) und sein älterer Dr. Friedrich Carl Walther Trapp prägten lange das Bauunternehmen F.C. Trapp.
Ernst Trapp (links) und sein älterer Dr. Friedrich Carl Walther Trapp prägten lange das Bauunternehmen F.C. Trapp. © NRZ | Andreas Endermann

„Stein auf Stein“ habe er beispielsweise als Lehrling die Spedition Ridder an der Roonstraße mit erbaut, erzählt Trapp und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Obwohl die Lehrlinge in erster Linie dafür sorgen mussten, dass die Mauerer immer genug Bier bekamen...“

Neben seinen Lehren begann Ernst Trapp ein Studium in Hamburg sowie in Berlin, wo er 1960 an der Technischen Universität seinen Abschluss als Diplom-Ingenieur erlangte. Danach ging er für ein Jahr in die USA, wo Trapp Autobahnen baute. Ein Jahr später stieg er dann offiziell in das Weseler Familienunternehmen ein, das damals unter dem Namen F. C. Trapp weit über Wesel hinaus bekannt war.

Im Privatleben waren die Jahre 1962 und 1963 für ihn besonders ereignisreich: Zunächst heiratete er Karin Grosz aus dem dem österreichischen Linz, im Jahr drauf wurde sein Sohn Max, der heutige Firmenchef, geboren – mittlerweile hat er sogar vier Enkel (Moritz, Benno, Jenny und Johann).

Ein Staudamm als Meisterstück

Die Jahre 1965 bis 1968 waren für den jungen Vater dann wieder beruflich sehr herausfordernd: In Peru sollte das Weseler Unternehmen (zusammen mit sechs anderen Firmen) einen riesigen Staudamm bauen – für insgesamt 100 Millionen DM.

Auch mit 85 immernoch am Schreibtisch: Dr. Ernst Trapp
Auch mit 85 immernoch am Schreibtisch: Dr. Ernst Trapp © FFS | Markus Weissenfels

„Mehrmals drohte das Projekt zu scheitern“, erinnert sich Trapp, doch als er dann als Generaldelegierter eingesetzt wurde, ging es wieder voran: „Und am Ende wurde der Staudamm sogar nicht nur besser als die ursprüngliche Planung, sondern auch noch kostengünstiger. In der Rückschau würde ich diesen Staudamm als mein Meisterstück betrachten.“

Weltweit errichtete Dr. Ernst Trapp unzählige Bauwerke – unter anderem in Saudi-Arabien, dem Jemen, Äthiopien, Nigeria und Ecuador.

Zu seinem heutigen 85. Geburtstag sagt Trapp, dem Bundespräsident Johannes Rau des Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verlieh, mit seinem ihm eigenen Humor: „Mit 85 geht es ja langsam dem Ende entgegen, doch ich habe noch einige Dinge, die mir besonders am Herzen liegen.“

Damit meine er einerseits „die weitere Entwicklung Wesels - speziell auf dem Delog-Gelände an der Fischertorstraße. „Das ist ja fast nur noch eine Industriebrache. Man müsste die wenigen Firmen, die da noch sind, einfach umsiedeln und könnte dort ein wunderschönes Wohngebiet bauen.“

Nach kurzen Überlegen für er hinzu: „Und ich hoffe, dass ich vor meinem 90. Geburtstag noch erlebe, dass das Standbild von Kaiser Wilhelm wieder aufgestellt wird – wie der Name schon sagt, ist es ein Standbild und kein Liegebild.“ Einen Wunsch hat sich Dr. Ernst Trapp schon vor ein paar Jahren erfüllt: Die „Trapp-Zeile“ am Großen Markt so zu errichten, dass man die historische Rathausfassade daran anbringen könnte.

Regelmäßig treffen sich die ehemaligen Mitarbeiter der Firma F.C. Trapp, die zu Spitzenzeiten etwa 2000 Beschäftige zählte. Zu diesen „Trapper-Treffen“ seien zuletzt noch etwa 30 Personen gekommen. Dort singt Dr. Ernst Trapp gemeinsam mit seinen Kollegen und Ex-Kollegen immer wieder das Firmenlied „Die guten alten Trapper werden immer knapper!“.