Wesel. Wesels Chöre befinden sich in Zwangspause,die Aktiven vermissen Proben und Auftritte. Digitale Alternativen sollen die sie bei Laune halten.

Am 9. März traf sich der Berliner Domchor zu einer Endprobe für ein Konzert. Einige Tage danach war der ganze Chor in Quarantäne. Nicht weniger als 60 Chormitglieder hatten Symptome, bei 32 wurde eine Covid-19-Erkrankung nachgewiesen. Sogar der Chorleiter, der naturgemäß mit einigem Abstand vom Ensemble steht, hatte sich das Virus eingefangen.

Singen ist nun nicht gesund

Verantwortlich sind für die Gefahr, der Chorsänger in besonderem Ausmaß ausgesetzt sind, allem Anschein nach die Aerosole, die beim Singen in besonderem Maße ausgestoßen werden – und das intensive Atmen tut sein Übriges, dass die Viren tiefer in die Lunge gelangen können als dies normalerweise der Fall ist.

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Der Satz „Singen ist gesund“ hat sich in Coronazeiten offenbar in sein Gegenteil verkehrt. Aber nicht nur das Singen an sich ist von der erzwungenen Unterbrechung betroffen: Für viele Sänger ist die soziale Komponente der wöchentlichen Veranstaltungen ebenfalls von großer Bedeutung. Wer einmal in einem Chor gesungen hat, wird nachvollziehen können, wie sehr die regelmäßige Chorprobe fehlt.

Corona macht an Stadt- und Landesgrenzen nicht halt. Und so ist auch Wesel von den erzwungenen Einschränkungen betroffen: Seit dem 18. März gibt es am Weseler Dom keine Chorproben mehr – auch die Bläserensembles haben seitdem Zwangspause.

Natürlich gibt es Versuche, die Situation ein wenig zu entschärfen. „Digital sind wir weiter in Kontakt“ berichtet Kantor Ansgar Schlei und ergänzt: „Wir haben bewusst davon Abstand genommen, einzelne Aktionen durchzuführen, um Ansammlungen zu vermeiden.“

So erreicht die Chormitglieder jedes Wochenende ein musikalischer Gruß aus dem Dom. Was zunächst bis Ende April vorgesehen war, dehnt sich nun bis nach den Sommerferien aus. Damit liegt die Weseler Dommusik auf einer Linie mit den Empfehlungen der Landeskirche, die auch in Bezug auf Gottesdienst äußerst vorsichtig agiert.

Hoffen auf bessere Zeiten

Allerdings ist auch dem Domkantor bewusst, dass der Online-Kontakt nur ein Provisorium sein kann: „Sollte es noch deutlich länger dauern, werde ich überlegen, was wir zwischenzeitlich noch alternativ machen können, damit nicht alles zu lange brach liegt.“

Auch der Musikverein kocht musikalisch aktuell auf Sparflamme: Chorleiter Dominik Giesen hat neben der sonst schon üblichen wöchentlichen Mail vom Vorsitzenden Karl Schmitz eine „Coronapost vom Chorleiter“ eingeführt, um die Bindung an das Ensemble zu erhalten. „Kleine Anekdoten, ein Hörspiel über das alltägliche Chorleiterleben und kurze Aufsätze zu Themen, die in der normalen Chorprobe kaum angesprochen werden können“, sollen, so der Chorleiter, den Chor mit der Chorarbeit in Verbindung halten.

Auch Übedateien hat Dominik Giesen zum Download freigegeben, aber – und da dürfte er mit Ansgar Schlei einer Meinung sein: „Das ersetzt natürlich leider keine Chorprobe.“ Ein Hauch von Optimismus klingt bei Giesen trotz allem durch: „Vielleicht gibt das ein oder andere ja Chancen, die man sonst nicht hätte – oder wird auch nach Corona zu einer schönen Tradition“, hofft der Leiter des Musikverein-Chores auf bessere Zeiten...

Einladung zur öffentlichen Onlineprobe am Donnerstag, 7. Mai

Für Donnerstag, 7. Mai, 19.30 Uhr, lädt der Musikverein zur zweiten öffentlichen Onlineprobe ein: Unter dem Motto „Gemeinsam Singen gegen C(h)orona“ finden Interessierte unter https://youtu.be/7AKReallseU die Möglichkeit, am Livestream teilzuhaben und mitzumachen.