Kreis Wesel. Coronakrise: Der Dehoga im Kreis Wesel beklagt fehlende Hilfe für Gastronomen. Soforthilfen fließen nicht, Kredite werden nicht bewilligt.
Mit leeren Stühlen auf öffentlichen Plätzen machen derzeit vielerorts Gastronomen auf ihre Situation während der Corona-Krise aufmerksam. Angefangen hatte das in Dresden, am Freitag, 24. April, wollen nun Gastronomen in anderen Städten nachziehen – so etwa in Düsseldorf, Kalkar und oder auch in Rheinberg. Kreisweit sei eine solche Veranstaltung aber im Augenblick noch nicht angedacht, erklärt Ullrich Langhoff, Vorsitzender der Dehoga im Kreis Wesel. Trotzdem ist die Lage für die Gastronomen im Kreis Wesel, wie auch überall sonst, desolat.
Liefern, To-Go, Gutscheine: „Ein Tropfen auf dem heißen Stein"
Seit Wochen haben Hotels, Restaurants und Gaststätten geschlossen, zum Teil versuchen die Betriebe sich mit Lieferdiensten, To-Go-Angeboten oder Gutscheinverkäufen über Wasser zu halten. „Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sortiert Langhoff diese Maßnahmen ein. Denn es sei nicht das A-la-carte-Geschäft, mit dem die Branche ihr Geld verdient. Auch in seinem Restaurant, dem Lippeschlösschen in Wesel, können die Kunden jetzt Essen zum Mitnehmen bekommen. Was aber fehlt seien größere Veranstaltungen, wie Familien- oder Firmenfeiern. „Das können wir damit nicht kompensieren.“
Und das ist noch längst nicht alles. Auch die Soforthilfen, die Langhoff und viele seiner Kollegen im Kreis Wesel beantragt haben, ließen auf sich warten. Am 23. März habe er den Antrag gestellt – einen Monat später sei das Geld noch immer nicht da. Grund für diese Verzögerungen sei zunächst eine EDV-Panne gewesen, danach die Zahlungsstopps wegen des Soforthilfe-Betrugs. Nun werde zwar wieder ausgezahlt, bei einzelnen Unternehmen sei das Geld aber noch immer nicht angekommen. Derweil laufen Kosten weiter – wie beispielsweise die Pacht oder das Kurzarbeitergeld für die Mitarbeiter, das die Betriebe vorfinanzieren müssen.
Zwei Drittel der Betriebe in Existenznot
Auch zu den Notfallkrediten hätten weite Teile der Branche gar keinen Zugang, beklagt Langhoff. „Es wird immer so dargestellt, aber es ist gar nicht so!“ Wer vor Corona keine großen Gewinne eingefahren, sondern nur überlebt habe, der bekomme nun auch keinen Kredit von der Bank. „Betriebe, die immer fleißig und ordentlich gearbeitet haben stehen jetzt vor dem Scherbenhaufen ihrer gastronomischen Tätigkeit“, macht er deutlich.
Etwa zwei Drittel der Betriebe im Kreis, schätzt er, seien nun in Existenznot. Darunter nicht nur Restaurants und Gaststätten, sondern auch Catering-Betriebe, die zwar nicht schließen müssen, aber auch kaum noch Verkaufsmöglichkeiten haben.
Falls Öffnungen erlaubt werden, ist die Gastronomie vorbereitet
Zuletzt hatte NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart der Branche Öffnungen ab dem 4. Mai in Aussicht gestellt. „Die Gastronomie ist darauf vorbereitet“, betont Langhoff. Mit reduzierten Plätzen könnte Abstand gewahrt werden, Möglichkeiten zum regelmäßigen Händewaschen gibt es ebenfalls. „Wir verkaufen im Restaurant sogar Mundschütze, die meine Frau selber näht.“ Zwar wäre unter diesen Umständen auch nur das A-la-carte-Geschäft möglich, aber: „Bevor wir gar nichts machen, machen wir lieber das, um Verluste zu kompensieren.“