Rheinberg. Die Betreiber mehrerer Rheinberger Gastronomiebetriebe machen am Freitag vormittag auf dem Großen Markt auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam.
Eine Reihe von Gastronomen aus Rheinberg schließt sich der Protestaktion „Leere Stühle“ ihrer Dresdner Kollegen an. Sie wollen darauf aufmerksam machen, dass die Zukunft ihrer Betriebe durch die seit dem 18. März andauernde Schließung massiv bedroht sei. Am Freitag, 24. April, von 11 bis 13 Uhr, werden sie auf dem Großen Markt in Rheinberg Stühle aus ihren Restaurants und Hotels aufbauen und damit ihren Forderungen nach wirksameren Hilfen für die Branche Nachdruck verleihen. Sie folgen damit einem Aufruf der Gastronomenvereinigung Leaders Club Deutschland.
Michael Böhm vom Hotel Am Fischmarkt und Oliver Prophet vom Restaurant Zur Alten Apotheke haben die Aktion initiiert. Die beiden hoffen ebenso wie ihre Kollegen, dass ihr Protest auf große Resonanz stößt, und möchten gerne mit Rheinbergern ins Gespräch kommen – natürlich unter Wahrung der Abstandsregeln und am besten geschützt mit Masken. „Es muss so schnell wie möglich eine Entscheidung fallen, was nun passieren soll“, sagt Oliver Prophet. „Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Die Politik hüllt sich in Schweigen. Dabei hätten gerade wir in Rheinberg die Möglichkeit, unsere Lokale zu öffnen, gleichzeitig aber die erforderlichen Auflagen zu erfüllen. Und die Einhaltung von Hygienevorschriften ist für uns in der Gastronomie tägliches Geschäft.“
Umsatz in Rheinberg gleich Null
Kein Restaurantbetrieb, keine Kulturveranstaltungen, keine Abiturbälle, keine Tagungen und Betriebsversammlungen in der Stadthalle: „Dadurch gehen uns Einnahmen in sechsstelliger Höhe durch die Lappen“, so der Wirt, der davon ausgeht, dass 90 Prozent dieser abgesagten Termine ersatzlos wegfallen und nur zehn Prozent nachgeholt werden können. Zum Glück sei die Stadtverwaltung als sein Vermieter sehr kooperativ: „Die Stadt spielt super mit, das muss man mal betonen.“
Umsatz gleich Null – so fasst Michael Böhm, Betreiber des Hotels am Fischmarkt die Lage in seinem Haus zusammen. „Das eine oder andere Außer-Haus-Geschäft macht den Braten nicht fett“, so Böhm. Immerhin darf er Geschäftsreisende bei sich beherbergen. „Die meisten bringen schon freiwillig die erforderliche Bescheinigung des Arbeitgebers mit, das ist ganz toll und macht die Sache für uns leichter“, so der Hotelier. Doch am Wochenende sei kein Gast mehr da, dann steht das Haus leer. Spätestens Ende April, so sagt Michael Böhm, müsse klar sein, ob und wie es im Mai weitergehe, denn: „Wir brauchen ja noch ein paar Tage Vorlauf, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Das geht nicht von jetzt auf gleich. Viele Sachen müssen wir erst bestellen und sie müssen geliefert werden.“ Gunter Weber vom Punto ist wie Oliver Prophet dankbar dafür, dass seine Gäste den Außer-Haus-Service von Speisen nutzen. Das sei schon mal etwas. „Aber“, so der Wirt, „wenn wir erst Pfingsten wieder öffnen dürfen, ist das viel zu spät. Mitte Mai muss was passieren, sonst wird es eng. Wir haben die Möglichkeit, Stehtische aufzustellen. Hauptsache, die Menschen können mal wieder ein Bierchen trinken.“
Über alle diese Aspekte möchten die Rheinberger Gastronomen mit Interessierten am Freitag ins Gespräch kommen. „Wir freuen uns über jeden, der vorbeikommt“, sagt Oliver Prophet.