Wesel. Für viele Einzelhändler in Wesel endet am Montag die Corona-Zwangspause. Dass große Läden zu bleiben müssen, kritisiert die Weseler Politik.
Die Corona-Maßnahmen werden am Montag in Nordrhein-Westfalen gelockert – und auch in Wesel darf dann wieder ein großer Teil der Geschäfte öffnen. Doch nicht alle Händler in der Innenstadt können nach wochenlanger Zwangspause wieder aufmachen.
Die neue Regelung gilt beispielsweise nicht für den Kaufhof und das Modehaus Mensing. Sie haben deutlich mehr als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche und müssen deshalb vermutlich geschlossen bleiben. Auch H&M, Poco, Polster Aktuell, Belandris, C&A sowie Expert liegen in dieser Größenordnung und machen seit Wochen keine Geschäfte.
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Dass ausgerechnet diese großen Ladenlokale nicht öffnen dürfen, können weder die Fraktionsvorsitzenden im Weseler Rat noch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp verstehen. Schließlich könnten in solchen Läden die Abstände deutlich besser eingehalten werden als in kleinen Räumen.
Corona in Wesel: Mensing könnte nur das Erdgeschoss öffnen
Deshalb versucht man nun an Ausnahmeregelungen zu arbeiten, die beispielsweise so aussehen könnten: Mensing öffnet lediglich das Erdgeschoss, das mit seinen 650 Quadratmetern unter die gesetzte Grenze fällt. Ähnliches wäre auch für andere mehrgeschossige Läden möglich. Doch das muss noch abgeklärt werden. Auch die in Rede gestellten Hygieneanforderungen sind noch nicht im Einzelnen bekannt, es ist – wie immer – alles eine Frage der Definition.
Wolfdietrich Degler, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Wesel und Betreiber von Barrique in der Hohen Straße, weiß ebenfalls noch nicht mehr. Er hat allerdings gehört, dass so mancher Kaufmann in seiner freien Zeit nicht untätig war. Einige hätten sich Plexiglasscheiben besorgt, um sofort tätig werden zu können, sobald es die Möglichkeit zur Öffnung gibt.
Weseler Einzelhändler befürchten Hohe Einnahmeverluste
Denn die Verluste, die die Einzelhändler in den letzten verkaufsfreien Wochen erlitten haben, sind immens. Davon kann selbst Wolfdietrich Degler berichten, der sein Wein- und Feinkostgeschäft offen halten durfte. Zwar sperrte Degler eine halbe Stunde später als gewohnt seinen Laden auf, schloss auch eine halbe Stunde früher und machte 30 Minuten Mittagspause – doch das allein dürfte kaum zu dem 70-prozentigen Umsatzverlust geführt haben. Ursache war die mangelnde Frequenz, die Fußgängerzone blieb meist menschenleer. Zehn bis 15 Kunden konnte Degler in etwa täglich begrüßen, das war’s in acht Stunden: „Die meiste Zeit war ich allein im Laden“.
Derweil freuen sich die Einzelhändler darüber, dass sie nächste Woche durchstarten können. Viele von ihnen waren am Donnerstag bereits in ihrem Geschäft, um weitere Vorkehrungen zu treffen, berichtet Degler. So habe man bei Foto Ehlert Plexiglasscheiben installiert. Im Outdoor-Laden „Unterwegs“ wird gleich mehrfach vorgesorgt. Dort zeigen Aufkleber an, wie der Abstand zwischen den Kunden eingehalten werden kann. Hinzu kommt ein Zähler, der nur so viele Menschen ins Geschäft lässt, wie erlaubt. Und es wird in zwei Schichten gearbeitet.
CDU-Politiker mit Appell an die Weseler
Auch Marion Day freut sich, dass sie ihren neuen Laden an der Korbmacherstraße endlich öffnen kann. Denn kaum war die Eröffnung am 21. März, musste sie die Türen schon wieder schließen.
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Wolfdietrich Degler hat ebenfalls Aufkleber im Zwei-Meter-Abstand angebracht, damit man sich nicht zu nahe kommt. Außerdem nutzt er die Regale als natürliche Trennwände. So wird der Gang zur Einbahnstraße. Auf der einen Seite geht’s rein ins Geschäft, auf der anderen wieder raus. Begegnungen sind so unmöglich.
CDU-Bürgermeisterkandidat Sebastian Hense setzt darauf, dass die Weseler ab Montag wieder in ihrer Heimatstadt einkaufen. „Kauf vor Ort! Kauf in Wesel!“ heißt eine Kampagne, die der CDU-Stadtverband seit kurzem auf Facebook bewirbt.