Wesel. Seit 25 Jahren ist Wesel Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte. Viel ist passiert, etliches steht noch an.
Eigentlich sollte es eine große Feier im Kasinogarten geben: In diesem Jahr ist die Stadt Wesel 25 Jahre Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS). Das Fest, das für den 16. Mai am Tag der Städtebauförderung geplant war, wie auch der Fahrradaktionstag, sind verschoben. Dennoch zogen Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und Fahrradbeauftragter Michael Blaess am Freitag eine positive Bilanz.
Anfangs, bei der Gründung der AGFS, wollte Wesel dabei sein, wurde aber nicht aufgenommen. 1995, nachdem die Stadt an ihrer Fahrradfreundlichkeit gearbeitet hatte, klappte es. „Man wird nicht Mitglied und das war es dann“, erläutert Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Alle sieben Jahre werden die Städte geprüft und über eine Verlängerung der Mitgliedschaft entschieden. 2021 ist es wieder so weit.
Das Konzept Nahmobilität ersetzt die autogerechte Stadt
Vieles hat sich verändert in den vergangenen Jahrzehnten. Waren Fußgänger und Radfahrer traditionell auf den höher gelegenen Bordstein verbannt, kamen in den 80er Jahren die Radfahrstreifen und Fahrradstraßen.
Heute, erläutert Michael Blaess, geht es um Nahmobilität: Nicht mehr das Radfahren allein steht im Fokus, Fußgänger, Skater, Rollerfahrer und andere, die im Radius von fünf Kilometern unterwegs sind, hat die AGFS im Blick: den nicht motorisierten Verkehr.
„Früher wurden die Straßen von innen nach außen geplant“, erläutert Blaess, „die autogerechte Stadt eben“. Heute gehe es um Gleichberechtigung im Verkehr, egal ob mit oder ohne Motor. Barierrefrei sollen Fußgänger gehen können, ohne Bordsteinkante. Sie sollen Platz genug haben, die Stadt wird zum Lebens- und Bewegungsraum.
Wesel ist, mit Unterstützung der AGFS, auf einem guten Weg dorthin: 2013 die Fußgängerzone, 2010 die Spix-Radstation – sie soll weiter ausgebaut
werden, weil die Nachfrage groß ist. Und der Radweg am Lippemündungsraum sind einige Projekte. Für die Lippefähre erhielt die Stadt 2006 den Deutschen Fahrradpreis. Die ist zwar startbereit, darf aber wegen der Coronakrise derzeit nicht in Betrieb gehen.
Umbau des Altstadtviertels
Straßen verändern ihr Gesicht, wie beispielsweise Brand- und Baustraße. Noch in diesem Jahr soll der Umbau der Straßen im Altstadtviertel beginnen. Neben der Infrastruktur ist es wichtig, dass genügend Serviceangebote vorhanden sind: Reparaturwerkstätten beispielsweise und Fachhändler.
Und, da sind sich Bürgermeisterin und Fahrradbeauftragter einig: Um die Menschen für die Kurzstrecken – die berühmte Fahrt zum Bäcker – aufs Rad zu bekommen, ist viel Werbung und Überzeugungsarbeit notwendig. „Das braucht einen langen Atem“, sagt Michael Blaess. Doch es hat sich schon viel getan.