Wesel/Kreis Wesel. In den Seniorenheimen hat der Schutz vor Covid 19 Priorität. Die Einrichtungen haben sich vorbereitet und können Bewohner bei Bedarf isolieren.
Das Coronavirus im Seniorenheim – das ist der Albtraum für jeden Träger. Der Gedanke bereite ihm schlaflose Nächte, gibt Josef Reining, Leiter der Pro Homine Senioreneinrichtungen, zu. Zum Glück ist in den neun Pro Homine-Heimen, darunter drei in Wesel, noch kein Fall aufgetreten. Ebenso wie im gesamten Kreis Wesel: Bis Freitag wurden der Kreisverwaltung keine positiv getesteten Heimbewohner gemeldet, teilt Pressesprecherin Anja Schulte auf Anfrage mit.
Einige Verdachtsfälle hätten sich nicht bestätigt. Damit das möglichst so bleibt, achten die Heime derzeit sehr auf Hygieneregeln, auf Krankheitsanzeichen und schützen sich und die alten Menschen, so gut sie können. Für Josef Reining sind sie die „Helden des Alltags“.
Denn die Pflegekräfte sind in einer schwierigen Situation, müssen auffangen, dass die Angehörigen nicht in die Heime dürfen. Sie schränken sich privat ein, um das Virus nicht in die Wohnbereiche zu tragen. „Sie sind unheimlich bemüht“ versichert Reining. Es sei nicht immer leicht gewesen, den Angehörigen den Sinn des Besuchsverbots zu erklären. „Aber wenn das Virus einmal in einer Einrichtung ist, ist es nur schwer aufzuhalten.“
Bisher keine Pflegekraft in Pro Homine-Einrichtungen infiziert
Kein Mitarbeiter der Pflege bei der Pro Homine habe sich bisher infiziert. Die Heime (in Wesel: Nikolaus-Stift, Martinistift, St. Lukas) haben die Regeln verschärft: Da, wo es möglich ist, werde Abstand gehalten. Im Kontakt mit Pflegebedürftigen tragen die Mitarbeiter Mundschutz, zum Teil wegen des Materialmangels selbst genäht von freiwilligen Helferinnen. Für den Fall des Falles haben die Heime auch die sicheren FFP2-Masken und Schutzkleidung, so Reining. Das eingelagerte Material reiche für die ersten Tage, wenn eine Infektion auftreten sollte. Dann müsse nachbestellt werden.
Sollte sein Bewohner an Covid 19 erkranken, kann er im Heim isoliert werden – die Pro Homine Einrichtungen haben fast nur Einzelzimmer. Die Pläne für den Ernstfall sind mit Hygienekräften und Gesundheitsämtern abgestimmt, man sei mit den Krankenhäuserin in Wesel und Emmerich vernetzt, so Reining.
Kein genereller Aufnahmestopp wegen Coronavirus
Einen generellen Aufnahmestopp gibt es für die Pro Homine-Einrichtungen nicht. „Das nützt niemandem“, so Reining. Neue Bewohner, die aus Krankenhäusern kommen, werden getestet und bleiben eine Woche in Quarantäne.
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Auch die drei Pflegeheime des Evangelischen Krankenhauses Wesel (Kiek in den Busch, Heim am Willibrordiplatz, Christopherus-Haus Hamminkeln) nehmen wenn möglich weiter Pflegebedürftige auf, wie André Gores, Leiter des Senioren- und Pflegebereiches, bestätigt. Sie bleiben zunächst 14 Tage von den anderen Bewohnern getrennt. Das EVK hat sich angesichts des Materialmangels ebenfalls mit selbst geschneiderten Schutzmasken geholfen. Das Schnittmuster der Stadt Essen wird um ein zusätzliches Vlies verstärkt, ehemalige Mitarbeiterinnen und Angehörige haben rund 800 Masken genäht. Die FFP 2-Masken werden nur verwendet, wenn jemand Symptome zeigt.
Besuchsverbot: Ausnahme in besonderen Fällen
Dann wird auch ein Test durchgeführt, der über das beauftragte Labor der Krankenhauses innerhalb von zwölf Stunden ein Ergebnis liefert, sagt Gores. Der Umgang mit Hygienevorschriften ist dem Personal nicht neu: „Auch die Grippe und das Noro-Virus kann keine Einrichtung gebrauchen.“ Er versichert: „Wir haben im Moment ausreichend Schutzmöglichkeiten.“ Täglich bemühe man sich um Nachschub.
Die Heime des EVK erlauben in besonderen Fällen übrigens noch den Besuch von Angehörigen, zum Beispiel in der letzten Lebensphase eines Bewohners. Die meisten Verwandten haben Verständnis für das Kontaktverbot – es gebe auch einzelne, die ein Problem damit hätten.
Der Caritasverband betreibt unter anderem das St. Ludgerus-Haus in Wesel. Auch hier steht die Sicherheit im Vordergrund. „Wir sind übervorsichtig“, sagt Caritasdirektor Michael van Meerbeck. Ein Bewohner stehe derzeit unter Quarantäne und sei räumlich von den Wohnbereichen getrennt. Ein gutes Signal: Zwei Tests hatten ein negatives Ergebnis.
„Wir bestellen, wo wir können“
Auch die Caritas spürt den Mangel an Schutzausrüstung und hat gut 1000 Mund-Nase-Masken für den Verband nähen lassen. Von staatlicher Seite angekündigte Chargen haben die Caritas noch nicht erreicht. „Das heißt aber nicht, dass wir ohne Schutz dastehen“, versichert van Meerbeck. „Wir bestellen, wo wir können“. Zur Not auch zu höheren Preisen. Im Verdachtsfall können in den Heimen Quarantäne-Bereiche geschaffen werden, so wie jetzt in Wesel.
Das Personal achte sehr auf Infektionsschutz, auch im Privaten: „Das gesamte Leben ist darauf abgestellt, der Gefahr zu entgehen. Keiner will derjenige sein, der das Virus einschleppt.“ Eine belastende Situation. Daher wünscht sich van Meerbeck für seine Mitarbeiter vor allem: Wertschätzung. „Das ist ihre Motivation“.