Wesel/Hamminkeln/Hünxe/Schermbeck. Viele Seniorenheime im Kreis Wesel hatten ein großes Freizeitangebot. Weil die Ehrenamtler nun nicht kommen können, müssen Hauptamtlichen ran.
Sie basteln, singen oder bewegen sich mit den Senioren: In vielen Altenheimen unterstützen ehrenamtliche Helfer den sozialen Dienst dabei, ein vielfältiges Freizeitangebot für die Bewohner auf die Beine zu stellen. In Zeiten von Corona ist das aber nur eingeschränkt möglich. Die meisten Einrichtungen sind zum Schutz der Senioren für Angehörige und Ehrenamtliche geschlossen.
„Wir haben in all unseren Einrichtungen eine soziale Betreuung mit hauptamtlichen Mitarbeitern, die normalerweise von Ehrenamtlern unterstützt werden“, erklärte Eveline Klingler, Pressesprecherin des Evangelischen Krankenhauses Wesel, das mehrere Altenheime betreibt. Diese Unterstützung fällt aktuell weg. Damit sich die Senioren in dieser Ausnahmesituation aber nicht einsam fühlen, werden Bastel- und Singangebote weiterhin aufrechterhalten.
Ein spontanes Parkkonzert mit „Siegfried und Winfrid“
Dennoch gab es in der letzten Woche sogar ein paar Besonderheiten im Haus Kiek in den Busch: Das Duo „Siegfried und Winfried“ gab ein spontanes Parkkonzert mit Akkordeon und Gitarre. „Die Senioren schauten von ihren Balkonen oder an den geöffneten Fenstern ganz begeistert zu“, so Klingler.
Per Tablets und YouTube wurde es den Bewohnern zudem ermöglicht, den Gottesdienst aus dem Willibrordi-Dom zu verfolgen. Derzeit werde ein zusätzliches Angebot eingerichtet, das Angehörigen via Videotelefonie ermöglicht, Sichtkontakt mit den Senioren zu halten
Telefon für Videogespräche
Auf moderne Technik setzt man auch im St. Josef-Haus in Hamminkeln-Dingden. In der kommenden Woche wird dort ebenfalls ein Telefon für Videogespräche installiert. Darüber hinaus gibt es eine weitere Aktion: Den Angehörigen wurde vorgeschlagen, Mails, Briefe oder Fotos zu schicken, die den Senioren gegeben oder vorgelesen werden.
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„Die Stimmung im Heim ist trotz der Situation weiterhin gut“, betont Robin Mintert, Leiter des sozialen Dienstes. Normalerweise packen auch dort Freiwillige mit an. „Es ist eine Umstellung, aber wir sind sehr gut aufgestellt, um trotzdem Einzelaktivitäten anbieten zu können.“ Bei schönem Wetter machen die Mitarbeiter mit den Senioren einen Spaziergang zum hauseigenen Gradierwerk. „Das hat auch einen positiven Einfluss auf die Atemwege“, erklärte Heimleiterin Annette Himmelberg.
Sozialer Dienst übernimmt nun
Auf den einzelnen Wohnbereichen wird zudem gebastelt oder gesungen. Externe Ehrenamtliche dürfen auch hier momentan nicht zu den Senioren. Ihre Angebote, wie Malen, kreatives Stempeln oder die Sportgruppen, werden nun vom sozialen Dienst übernommen. „Uns ist es sehr wichtig, den Bewohnern nicht das Gefühl zu geben, dass etwas wegfällt“, so Mintert.
Auch im Hewag-Seniorenstift Hünxe werden einige Aktivitäten aufrechterhalten. „Ein bisschen was muss man einfach anbieten, sonst ist der Tag auch sehr lang für die Senioren“, erklärt Verwaltungsmitarbeiterin Susanne Schürmann. So werde Gymnastik in Minigruppen mit großem Abstand unter den Teilnehmern angeboten. Es findet zudem eine stärkere Einzelbetreuung statt.
Spaziergänge bei schönem Wetter
Bei schönem Wetter gehen die Mitarbeiter mit den Senioren raus. Schürmann: „Natürlich fühlen sich die Bewohner eingeschränkt, schließlich können die, die recht fit sind und sonst selbst noch zum Supermarkt gehen, auch nicht mehr raus.“ Angehörige bringen persönliche Dinge für die Senioren nur bis zur Eingangstür. Dort nehmen die Pflegekräfte sie entgegen und übergeben sie den Bewohnern.
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Im Weseler Martinistift wird die Freizeitgestaltung über das Betreuungsteam sichergestellt. Es wird Bingo gespielt, gesungen, Gedächtnistraining und Sitzgymnastik angeboten. „Die mobile Kegelbahn, die lange im Keller lag, wurde wieder aufgebaut und bereitet große Freude“, sagt Pressesprecher Gerd Heiming. Die Cafeteria bewirtet hat nur noch die Bewohner. Oft werden da dann die großen Fenster geöffnet. Nicht ohne Grund, wie Heiming erklärt. „Die Angehörigen stehen dann draußen und können mit ordentlichem Abstand mit ihren Verwandten sprechen. So findet das normale Leben weiterhin halbwegs statt.“ Eine ehrenamtlich Aktive hat außerdem angeboten, den Kontakt telefonisch aufrechtzuerhalten.
Mehr Personal im Einsatz
Im Marienheim Schermbeck, dessen Träger die Caritas ist, wird der Wegfall der Ehrenamtlichen durch eigenen erhöhten Personaleinsatz kompensiert, so Geschäftsführer Markus Bothe. Der gemeinsame Gottesdienst findet nicht mehr statt, ebenso gibt es auch hier ein Besuchsverbot. „Daher ist es umso wichtiger, den Senioren eine Beschäftigung zu bieten und die Gesamtsituation angenehmer zu machen“, erklärte Bothe. Auf das beliebte Glücksrad müssen die Heimbewohner aber nicht verzichten, auch das wurde vom eigenen sozialen Dienst übernommen.