Wesel. Die Fraktionsvorsitzenden sehen bei den Mobilitätskonzepten von Kreis und RVR Nachbesserungsbedarf: Busverkehr muss deutlich erhöht werden.

Die Weseler Meinung zu zwei Mobilitätskonzepten stand auf der Tagesordnung der Fraktionsvorsitzenden-Telefonkonferenz in dieser Woche. Der Kreis Wesel hat ein Konzept erstellt und auch der RVR hat auf 600 Seiten Vorschläge zur Mobilität der Zukunft gemacht – beiden stimmt die Politik im Großen und Ganzen zu, gibt den Verfassern aber einige Verbesserungsvorschläge mit auf den Weg.

So reicht aus Weseler Sicht das Ziel des Kreis-Konzeptes bei weitem nicht aus, den Anteil des Öffentlichen Verkehrs (Bus und Schiene) am Gesamtverkehrsaufkommen von zwei auf drei Prozent zu erhöhen. Ohne eine konkrete Zahl zu nennen, äußern die Weseler den Wunsch nach einer „deutlichen Erhöhung“ besonders des Busverkehrs.

Busverkehr: Stadt erwägt Übernahme der Aufgabenträgerschaft

Um der Unzufriedenheit mit dem Busangebot Nachdruck zu verleihen, hielt die Runde auch gleich schriftlich fest: Die Stadt werde sich vorbehalten, selbst die Aufgabenträgerschaft für den innerstädtischen Nahverkehr zu beantragen, berichtete Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Derzeit ist dafür – vorerst bis 2026 – der Kreis zuständig. Das würde bedeuten, dass die Stadt den Busverkehr innerhalb Wesels selbst organisiert. Außerdem war den Fraktionsvorsitzenden wichtig zu betonen, dass auch für Bürger ohne Auto eine Teilhabe am schulischen, beruflichen und gesellschaftlichen Leben gewährleistet sein muss.

Als weitere Anregung bittet die Weseler Politik den Kreis Wesel darum, die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken zu prüfen (Pläne gibt es ja bereits für die Walsum-Bahn) und Vorschläge für den Nahverkehr in den ländlichen Bereichen zu den Nebenzeiten vorzulegen. Hier sind einige Ortsteile bekanntlich so gut wie abgeschnitten vom Busangebot.

Grüne kritisieren Stellungnahme zum Mobilitätskonzept

Diese beiden Anliegen werden auch in die Stellungnahme zum Mobilitätskonzept des RVR einfließen, ebenso wie die Bitte, verstärkt auf Mobilstationen an Bahnhöfen (Car-Sharing, Fahrradstellplätze) als Ergänzung des Öffentlichen Nahverkehrs zu setzen. Im RVR-Konzept sollte aus Weseler Sicht auch der Ausbau des Radwegenetzes stärker berücksichtigt werden.

Die Fraktion der Grünen erklärte anschließend, sie werde die Stellungnahme zum Konzept des Kreises Wesel nicht unterstützen. Die Grünen halten das Konzept für „völlig unzureichend“ und fordern eine Erhöhung des ÖPNV-Anteils auf zehn Prozent bis 2025 sowie eine „entschlossene Ausweitung des Fahrplanes“ in Bezug auf die Taktfrequenzen auch in den Abendstunden und am Wochenende. Fraktionssprecher Ulrich Gorris bemängelt zudem, dass „ein derartig weitreichendes Konzept per Dringlichkeitsbeschluss ohne öffentliche, politische Debatte durchgewunken werden soll.“(rme)