Wesel. Der weltweit tätige Spezialchemiekonzern mit Sitz in Wesel bleibt 2019 auf Wachstumskurs. Die Corona-Krise könnte aber die Entwicklung dämpfen.

Das Coronavirus hat auch den weltweit agierenden Spezialchemiekonzern Altana mit fast 6500 Mitarbeitern im Griff. Eine qualifizierte Prognose für das kommende Jahr, wie sonst bei der Vorstellung der Jahresbilanz üblich, konnte der Vorstandsvorsitzende Martin Babilas am Freitag „nicht seriös zu stellen“. Trotz aller Unwägbarkeiten sieht das Unternehmen sich gut gerüstet, wenngleich man sich auch bei Altana zumindest gedanklich mit dem Thema Kurzarbeit auseinandersetze, wie Babilas einräumte. Bisher musste lediglich in China der Betrieb zurückgefahren werden, dort laufen die Standorte schon fast wieder normal.

Laut Finanzvorstand Stefan Genten ist die Gruppe mit ihren vier Unternehmen Byk, Eckart, Elantas und Actega „ein kerngesundes und ausgesprochen finanzstarkes Unternehmen“. Der Umsatz lag 2019 mit 2.249 Millionen Euro knapp drei Prozent unter starkem Vorjahresniveau. Das Ebitda (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) l beträgt 416 Millionen Euro. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sind um sieben Prozent gestiegen und liegen auf Höchstniveau. Die Eigenkapitalquote von 74 Prozent ermögliche eine starke Position, so Genten.

Investitionen in Standorte und Digitalisierung

Martin Babilas nannte das Ergebnis eine „starke Leistung von 6500 Kollegen weltweit“ und betonte, man habe Voraussetzungen geschaffen, um das Wachstum fortzusetzen. Und es wurde 2019 weiter kräftig investiert, vor allem in internationale Standorte und die Digitalisierung: Zum Beispiel 70 Millionen in den noch im Ausbau befindlichen BYK-Standort in Texas oder 50 Millionen in zwei BYK-Standorte in China. Am Hauptsitz Wesel stand für das Unternehmen in die Digitalisierung in Vordergrund, zum Beispiel konnte das moderne Bürogebäude für IT- und Digitalfachleute eingeweiht werden, das laut Martin Babilas „Pilotcharakter für die Arbeitswelten“ bei Altana haben wird.

Großen Wert legt der Konzern auf die Themen Arbeitssicherheit und Umwelt. Insbesondere den Klimaschutz hat sich Altana auf die Fahne geschrieben. Das erklärte Ziel: Bis 2025 soll die völlige Klimaneutralität erreicht werden. Der Energie- und Wasserverbrauch sowie die Abfallmenge konnten schon reduziert werden. Einen großen weiteren Schritt plant Altana für dieses Jahr: Der komplette Strombezug wird auf erneuerbare Energiequellen umgestellt, dadurch werde der Fußabdruck schon um 50 Prozent reduziert.

Noch keinen bestätigten Corona-Fall in der Belegschaft

Angesichts der Corona-Pandemie stand in der Vergangenheit der Schutz der Mitarbeiter und Kunden im Mittelpunkt, Reisetätigkeiten wurden eingeschränkt, Konferenzen die virtuelle Wege verlegt, Infektionsgefahren in den Produktionen reduziert. Bisher gibt es laut Martin Babilas keinen bestätigten Corona-Fall in der Belegschaft, die Standorte produzieren weltweit.

In der umsatzstärksten Region Europa und in Amerika seien noch keine Auswirkungen auf die Auftragsbücher zu spüren. Dennoch ist es für den Vorstandsvorsitzenden nicht ausgeschlossen, dass künftig betriebliche Abläufe an den Standorten eingeschränkt werden müssen. „Wir bereiten uns darauf vor“. Das könne beispielsweise als Folge von Beeinträchtigungen in der Autoindustrie passieren.

Corona-Krise: Altana setzt auf Finanzkraft

Auch wenn Altana in den ersten Monaten des Jahres ein leichtes Umsatz- und Ergebniswachstum verzeichnete, geht man im Unternehmen davon aus, dass die Coronavirus-Pandemie deutlichen Einfluss auf die Umsatzentwicklung und Ertragssituation haben. Dennoch bleibt Martin Babilas optimistisch, dass man Nachfrageschwankungen begegnen könne: „Unsere Finanzstärke wird uns helfen“.