Hamminkeln. Zum 75. Jahrestag der Luftlandung in Hamminkeln sollte eigentlich der „Liberation Tower“ als Gedenkstätte eingeweiht werden. Doch dann kam Corona.
Wer den Thülenweg zwischen Hamminkeln und Blumenkamp entlang fährt, kennt den schlanken hohen Stromturm, der da am Wegesrand steht. Auch von der B473 ist das Gebäude, das mitten in den Feldern aus der Landschaft ragt, gut sichtbar. Was aber bisher kaum jemand weiß: Hier ist auf zwei Etagen eine kleine, aber feine Ausstellung beheimatet, die die Befreiung des rechten Niederrheins vom Nationalsozialismus feiert und sich speziell mit der Luftlandung namens „Operation Varisty“ vor 75 Jahren am 24. März 1945 beschäftigt.
Olaf Prinz ist der Mann hinter dem „Liberation Tower“, wie er ihn stolz nennt. Der Mehrhooger Künstler hatte von der Idee gehört, die eigentlich die direkten Nachbarn des Stromturms hatten. Das Konzept stand und wurde auch vom damaligen Turmeigentümer Westnetz für gut befunden. Nur, dass bei den Nachbarn plötzlich an die Errichtung einer Gedenkstätte aus familiären Gründen nicht mehr zu denken war. Davon hörte Prinz und sprang als Geschichtsinteressent, den schon seit Jahren vor allem der zweite Weltkrieg in Hamminkeln und Umgebung interessierte, in die Bresche.
Viel Arbeit für Olaf Prinz
Viel Zeit hat er darauf verbracht, den Turm zu entrümpeln, zu säubern und zu renovieren. Neue Elektrik, neuer Putz, eine neue Treppe, Betondeckenschließungen da, Betondeckenöffnungen hier… Es war eine Menge Arbeit, die sich aber wirklich gelohnt hat, wenn man einen Blick in den Turm wirft.
Genau diesen Blick sollten die Hamminkelner am 24. März ab 14 Uhr werfen können. Da sollte die ehemalige Turmstation im Heiderott als „Liberation Tower“ eingeweiht werden. Und dann kam das Corona-Virus. An eine große Einweihung ist in diesen Tagen natürlich nicht zu denken. Auch, wenn eigentlich alles bereit ist, bis auf die paar Kleinigkeiten, die bei solchen Projekten ja immer noch auf den letzten Drücker zu regeln sind.
Ausstellungsstücke von den Bauern
Eigene Homepage
Künftig möchte Olaf Prinz seinen Liberation Tower der Öffentlichkeit und vor allem Schulen zugänglich machen und bastelt zurzeit an einer eigenen Homepage, über die man dann mit ihm Kontakt aufnehmen kann.
Außerdem fragt der Initiator nach weiteren Fundstücken für den Liberation Tower. Wer etwas hat, kann sich mit dem Mehrhooger telefonisch unter 02857/90282 oder 0173/5966178 in Verbindung setzen.
Doch wo hat Olaf Prinz eigentlich die ganzen Ausstellungsstücke her? Die Antwort klingt unglaublich. Von den Bauern in der Umgebung. Schließlich hat sich genau auf diesem Fleck Erde die Luftlandung abgespielt. Hier flogen ab 10 Uhr 1702 Motormaschinen ein und schleppten 1326 Lastensegler ran. Zwei britische Brigaden und zwei US-Regimenter segelten an Fallschirmen auf die Felder zwischen Wesel und Hamminkeln.
Und da blieb eine Menge Material auf der Erde zurück. Ein Bugrad eines britischen Lastenseglers steht hier in der Ausstellung, übrig gebliebene Glasampullen für Medizin, denn in den Wäldern war ein Verbandsplatz eingerichtet worden. Bis heute finden Bauern Zeugen der Luftlandung beim Pflügen. Aber vieles wurde auf den Höfen in der Region nach dem Krieg auch wiederverwertet. So hängt an der Wand das Rad eines deutschen Panzers, das in der Nähe jemand für seinen Taubenschlag verwendet hatte. Olaf Prinz und ein Freund durften es aus der Ruine entfernen.
Rollen und Kufen vom Lastensegler
Und auch die Rollen und Kufen von einem ehemaligen Lastensegler hatte ein findiger Landwirt genutzt, um sich einen Anhänger zu bauen, der jetzt das Zeitliche gesegnet hatte, weshalb die Teile nun im „Liberation Tower“ hängen.