Wesel/Hamminkeln. . Helmut Bourry war 14 Jahre alt, als die Operation Varsity über Wesel und Hamminkeln hereinbrach. Er war damals auf einem Hof in Loikum.

  • 17500 Soldaten in rund 3000 Flugzeugen nahmen an der Operation „Varsity“ vor 72 Jahren teil
  • Mittendrin befand sich der Weseler Helmut Bourry, damals gerade mal 14 Jahre alt
  • Der heute 87-Jährige hofft, dass so etwas nie wieder passiert am Niederrhein

Am 24. März jährte sich die Operation „Varsity“ nun schon zum 72. Mal. Hinter dem harmlos klingenden Codenamen verbirgt sich die Luftlandung der Alliierten bei uns am Niederrhein zum Ende des Zweiten Weltkrieges.

17500 Soldaten in rund 3000 Flugzeugen nahmen daran teil und erkämpften sich gegen eine in Auflösung befindlichen Wehrmacht den Übergang über den Rhein.

Mittendrin befand sich der Weseler Helmut Bourry, damals gerade mal 14 Jahre alt. Er kam kurz zuvor mit seiner Familie aus dem linksrheinischen Kalkar über noch intakte Brücken in seinem Geburtsort Loikum an, wo er auf dem Hof der Familie Meißen Unterschlupf fand.

Noch heute merkt man Helmut Bourry an, wie sehr ihn die Ereignisse von damals mitnehmen: „Da, wo wir jetzt sitzen, hätten wir am 23. März 1945 nicht sitzen können,“ erzählt er, „da ging am Nachmittag der Artilleriebeschuss von der anderen Rheinseite los“.

Die ganze Nacht über hielt das Feuer an

Das Feuer dauerte die ganze Nacht und anschließend beharkten Tiefflieger das Gebiet am unteren Niederrhein und schossen auf alles, was sich bewegte.

So etwa ab 10 Uhr an diesem 24. März machte sich dann plötzlich eine unheimliche Stille breit, erinnert sich der Weseler, bevor dann die Lastensegler aller Größenordnungen vom Himmel hinab glitten.

Die Wehrmacht lieferte sich ein Gefecht mit den alliierten Truppen, was sich über den ganzen Tag hinziehen sollte.

Helmut Bourry in seinem Garten in Wesel
Helmut Bourry in seinem Garten in Wesel © Anika Hegmans

Helmut Bourry und seine Familie erlebten die Geschehnisse im Keller der Getreidekammer des Hofes: „Morgens nach einer langen Nacht erschien dann der erste Engländer am Kellereingang und fragte nach deutschen Soldaten“, weiß Bourry noch wie heute. Seine Schwester versicherte dem Briten, dass keine da seien und so kam der Soldat unbewaffnet in den Keller.

Der Bauernhof stand in hellen Flammen.

Während draußen noch der Kampflärm tönte, wurden die Insassen aus dem Keller nach draußen geführt, denn der Hof stand schon in hellen Flammen.

Deutsche Zivilisten und englische Soldaten versuchten, die Kühe aus den brennenden Ställen zu befreien, während die Zuchtbullen qualvoll verendeten.

Die Bourrys flüchteten bei massivem Maschinengewehrfeuer zum nächstgelegenen Nachbargehöft der Familie Overkamp, wo sich alle in dem kleinen Keller verbargen. Hier sollten sie in den nächsten Tagen Zeugen furchtbarer Szenen werden.

„Die Alliierten gingen nicht zimperlich mit den deutschen Soldaten um“, so Bourry, „viele, die ich damals noch gekannt habe, liegen heute auf dem Diersfordter Soldatenfriedhof“.

Der heute 87-Jährige hofft, dass so etwas nie wieder passiert am Niederrhein. „Wer gesehen hat, wie es links und rechts der Provinzialstraße ausgesehen hat, kann diese unselige Zeit von damals nie mehr vergessen“.