Wesel. Viele Geschäfte in der City sind seit Mittwoch geschlossen. Auf dem Wochenmarkt berichten Händler von bis zu 70 Prozent weniger Kunden.
Der Mittwochvormittag in der City wirkt eher wie ein Sonntag: Nur einige Menschen sind in der Fußgängerzone unterwegs, doch viele Läden sind bereits dicht. Nach einem neue Erlass dürfen nur noch Geschäfte öffnen, die wichtig für die tägliche Versorgung sind.
Bekleidungsgeschäfte, Schuhgeschäfte, Juweliere, Ein-Euro-Shops sind geschlossen. Renate Feldmann hat zwei große Blumenkübel vor die offene Tür ihrer Boutique Gibsy gestellt: „Ich räume hier nur noch auf“, sagt sie. Am Morgen hatte die Stadt die Händler über die Geschäftsschließungen zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung der Corona-Epidemie informiert – Kunden und Ladeninhaber zeigten sich größtenteils verständnisvoll.
Boutique-Besitzerin hofft auf Hilfe
Viele hatten schon mit diesem Schritt gerechnet. Nein, überrascht sei er nicht, erklärt ein Kunde, der vor einer verschlossenen Tür steht. „Es ist folgerichtig“, sagt er. „Wir müssen einfach so reagieren“. Renate Feldmann sieht ebenfalls ein, dass sie ihre Boutique schließen muss: „Ich verkaufe ja nichts, was lebensnotwendig ist“. In den letzten zwei Wochen sei die Kundschaft schon weniger geworden.
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Vier Wochen, sagt sie, könne sie den Stillstand durchhalten. Wenn es länger dauern sollte, wird es schwierig. Sie hofft, dass das Finanzamt und der Vermieter ihr entgegenkommen.
Diejenigen, die weitermachen dürfen, achten auf Hygienevorschriften. Die Friseure zum Beispiel: Kunden werden per Aushang aufgefordert, sich im Salon die Hände zu waschen. Schon bei kleinen Erkrankungsanzeichen sollen sie ihre Termine absagen. Auch die Metzgerei Lemken bittet Kunden, die Hände zu desinfizieren und Abstand zu halten. Die Verkäuferinnen greifen des nach jedem Bezahlvorgang zum Desinfektionsmittel.
Einlasskontrollen bei Kodi
Bei Kodi haben die Verkäuferinnen Einlasskontrollen installiert. Mehr als sechs Kunden dürfen nicht gleichzeitig in den Laden, zusammen mit dem Personal nicht mehr als zehn. Immerhin darf der Betrieb weiterlaufen: „Wir gelten als Drogeriebetrieb, weil wir Seife und Toilettenpapier verkaufen“, sagt eine Mitarbeiterin und ergänzt: „Zumindest im Moment ist das so“.
70 Prozent weniger Kunden auf dem Wochenmarkt
Ein paar Schritte weiter geht es auf dem Wochenmarkt ebenfalls ruhig zu. Zwar kommen die Menschen zum Einkaufen, aber es sind deutlich weniger. „Ich habe locker 70 Prozent weniger Kunden“, sagt Marcel Niersmann vom Käsestand. Zum Glück sind die Einnahmen nicht ebenso stark gesunken. „Diejenigen, die kommen, kaufen dafür mehr“.
Da Märkte nicht von der Schließung betroffen sind, wird der Käsehändler trotz der Einbußen weiter auf den Großen Markt kommen: „Das ist besser als gar nichts“. Einige Händler haben Desinfektionsständer aufgestellt – so wie Metzger Axel Tepaß. Er beobachtet: „Die Marktkunden reagieren besonnen, die Leute halten Abstand“.
Es fehlen die älteren Kunden
Marianne Bartelmus vom Obsthof Heinen stellt fest, dass einige Lebensmittel sehr gefragt sind: Gurken und Rote Beete im Glas, Honig und Eier. Auch sie achtet auf Hygiene, trägt wie viele Verkäufer Handschuhe, wischt häufiger als sonst über die Flächen. „Den Kunden sage ich: ‘Äpfel, die Sie anfassen, müssen Sie kaufen’“. Auch sie beobachtet: „Es fehlen sehr, sehr viele Kunden. Besonders die Älteren.“
Corona: Menschen versuchen, Abstand zu halten
Die Menschen, die gekommen sind, fühlen sich bei ihrem Bummel über den Wochenmarkt keineswegs unwohl. Im Gegenteil: „Der Wochenmarkt ist besser als der Supermarkt, wo die Leute viel dichter stehen“, sagt ein Mann. Und eine Frau ergänzt: „Wir versuchen auch, den Abstand einzuhalten“.
hier gibt es mehr aus wesel, hamminkeln und schermbeckEine Frage ist immer wieder zu hören: Warum dürfen die Friseurgeschäfte geöffnet bleiben? Darauf weiß auch die Stadt Wesel keine Antwort. Die Regelung ist Teil des Landeserlasses. „Wir können das auch nicht verstehen“, so Pressesprecher Swen Coralic.