Wesel. Der Sonnenschein lockt die Weseler an die frische Luft. Die Bürger zeigen viel Verständnis für die Einschränkungen während der Coronakrise.

Roland Hüfing ist vorsichtig, sehr vorsichtig sogar: Der 64-jährige Weseler ist bei herrlichem Frühlingswetter an der Rheinpromenade unterwegs – allerdings mit Mundschutz und Handschuhen. Er hält im Gespräch bewusst einige Meter Sicherheitsabstand, sagt aber auch: „Man darf sich jetzt auch nicht verrückt machen lassen und den ganzen Tag nur die schlimmen Nachrichten gucken, dann entsteht völlig unnötig Katastrophenstimmung.“

Hüfing findet es sogar sehr wichtig, an die frische Luft und in die Sonne zu gehen. „Widerstandsfähigkeit hängt auch von der Psyche ab“, ist sich der 64-Jährige sicher.

Mit ihm am Rhein unterwegs ist Karin Roux, ebenfalls mit Mundschutz und Einweghandschuhen ausgerüstet. Die 44-Jährige ist besorgter: „Ich bin Risikopatient, habe mehrere Vorerkrankungen – deshalb muss ich besonders aufpassen.“ Auch am Auesee sind um die Mittagszeit bei strahlendem Sonnenschein einige Leute unterwegs – Jogger, Radfahrer, Spaziergänger. Auffällig dabei: Keine Gruppe ist größer als drei Personen und alle halten Sicherheitsabstand.

Verständnis für die Corona-Maßnahmen

Durchweg äußern sich die Passanten verständnisvoll für die aktuellen Maßnahmen, wenn diese auch ganz konkrete Einschränkungen mit sich bringen, wie Esref Aslan berichtet. Der 41-Jährige ist mit seinen beiden kleinen Kindern am Auesee, weil diese zurzeit nicht betreut werden können.

Dies sei aktuell kein Problem für seine Familie, doch er berichtet von einem Trauerfall: „Mein Onkel ist gestorben, doch wir dürfen keine Trauerfeier abhalten. Das ist für meinen Vater ganz schlimm, vor allem dass er sich jetzt nicht mehr von seinem Bruder verabschieden kann, weil der ohne ihn beigesetzt wird.“

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    Zwar nicht schön, aber hinnehmbar ist für Andrea Brinkmann die aktuelle Situation, die zur Folge hat, dass sie ihre Enkel erstmal nicht sehen kann. „Aber wir haben zu Hause einen Garten und könnten uns auch mit einer Ausgangssperre arrangieren. Für Leute in einer 50-Quadratmeter-Wohnung ist das natürlich etwas anders“, sagt die 63-Jährige. Sie ergänzt: „Man sollte die ganze Krise auch als Chance sehen, die geschenkte Zeit sinnvoll nutzen – zum Beispiel für Gespräche.“

    Alle Spielplätze in Wesel werden gesperrt

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    Yvonne Patzke beispielsweise hätte ein großes Problem mit einer Ausgangssperre. Ihr Mischlingshund aus Bulldoge und Labrador muss einfach raus. „Soll ich etwa Rollrasen auf meinem kleinen Balkon verlegen, damit er dann darauf macht?“, fragt die 38-Jährige ratlos. Sie hilft ihrer vorerkrankten Mutter Irene Streng (67) so gut es geht auf soziale Kontakte zu verzichten. Die Tochter erledigt zurzeit alle Einkäufe und reicht sie ihrer Mutter nur über den Balkon an, um den Sicherheitsabstand einzuhalten.

    Am Mittwoch-Mittag sitzen Lola (11) und Zoé (12) ganz entspannt hoch oben auf dem Klettergerüst des Spielplatzes am Möderplatz und chillen. „Wenn wir hier nicht mehr hinkönnen, wäre das ganz schön blöd – dann würden wir in die Stadt gehen“, berichten die beiden Schülerinnen. Am Mittwoch-Nachmittag kündige die Stadt Wesel aber an, alle 90 Spielplätze im Stadtgebiet zu sperren.