Düsseldorf. In Zeiten der Coronakrise informieren sich viele Menschen in sozialen Netzwerken. Eine Expertin erklärt, woran Sie Falschmeldungen erkennen.

In den sozialen Medien und im Internet verbreiten sich derzeit Falschmeldungen, die die Menschen verunsichern können. So wird beispielsweise behauptet, dass Supermärkte schließen. Über Fakenews und wie wir diese falschen Nachrichten erkennen, sprach diese Redaktion mit Nadine Eikenbusch von der Landesanstalt für Medien in NRW und der Initiative „Klicksafe“.

Über WhatsApp, Facebook, Twitter oder Instagram kursieren in diesen Zeiten merkwürdige Nachrichten. Wie erkenne ich sogenannte Fakenews?

Expertin Nadine Eikenbusch.
Expertin Nadine Eikenbusch. © Medienanstalt des Landes NRW | Medienanstalt des Landes NRW

Nadine Eikenbusch: Fakenews lassen sich schnell verbreiten und erzielen so in kurzer Zeit eine große Reichweite – über soziale Netzwerke oder in Form von Kettenbriefen per WhatsApp. So können sie schnell Schaden anrichten. Wichtig ist, dass Nutzer die Quellen überprüfen und sich fragen: Wer steckt dahinter? Findet man auch in der angegebenen Quelle, zum Beispiel der Website oder Ähnlichem, die gleiche Information wie in der Meldung?

Und wenn eine solche Quelle gar nicht genannt wird?

Nadine Eikenbusch: Dann sollte man den Inhalt der Nachricht mit seriösen Medien vergleichen, denen man vertraut. Das könnten der öffentlich-rechtliche Rundfunk, die großen Privatsender oder die Tageszeitung sein, das können aber auch Behörden wie das Bundesgesundheitsministerium oder das Robert-Koch-Institut sein. Besonders bei Online-Meldungen sollte man das Impressum der jeweiligen Internetseite prüfen: Was steht auf der Website, wer steht dahinter? Auch Bilder sollte man überprüfen: Bei Falschmeldungen werden oft Bilder aus anderen Kontexten verwendet. Zur Überprüfung bieten Internetsuchmaschinen wie Google auch eine Rückwärtsbildersuche.

Das ist aufwändig. Und es setzt ein gewisses Misstrauen voraus.

Nadine Eikenbusch: Ja, aber ein gesundes Misstrauen ist auch gar nicht verkehrt. Gerade beim Coronavirus wird so viel verbreitet, weil es eine Ausnahmesituation ist, in der niemand so richtig weiß, was kommt, wie lange die Krise noch dauert und wie es ausgeht. Weil die Menschen verunsichert sind, stürzen sie sich auf jede Information, die sie gerade bekommen können.

Was wollen Menschen damit erreichen, wenn sie diese Falschnachrichten streuen?

Nadine Eikenbusch: In dieser Situation können es Nachrichtendienste sein, die diese Nachrichten als Köder nutzen, um mehr Einnahmen zu erhalten. Über einen erschreckenden Textbeginn oder Überschriften wird Aufmerksamkeit generiert, sogenanntes Clickbaiting. Bei manchen Menschen ist es aber auch Unwissen. Sie verbreiten solche Mitteilungen weiter mit der eigentlich guten Absicht, ihr direktes Umfeld schützen zu wollen. Das meinen sie nicht böse, aber das ist häufig unreflektiert.

Welche Rolle spielt das soziale Netzwerk WhatsApp? Denn nicht nur per Facebook oder Twitter sind Fakenews unterwegs. So mancher denkt hier vielleicht weniger über die Seriosität der Quelle nach, weil die Nachricht direkt aus dem Kreis der Vertrauten und Bekannten stammt. Wird WhatsApp als Verbreitungskanal unterschätzt?

Nadine Eikenbusch: Ja, das ist tatsächlich so, weil man hier mit Vertrauten und Bekannten chattet. Bei ihnen geht man davon aus, dass sie wissen, was sie tun. Es gibt auch Fälle, in denen Falschnachrichten als persönliche Erfahrungsberichte getarnt sind. Nach dem Motto: „Meine Freundin ist Ärztin im Krankenhaus und die hat berichtet…“ Solche Geschichten glaubt man seiner besten Freundin vielleicht eher als einem Unbekannten auf Facebook. Das ist ein Problem.

Was kann ich tun, wenn ich andere Menschen nicht in die Falle der Fakenews tappen lassen möchte?

Nadine Eikenbusch: Man sollte andere auf Falschmeldungen hinweisen und dafür sorgen, dass sie nicht weiterverbreitet werden. Generell sollte man selbst die Nachricht nicht vorschnell teilen, sondern sie zunächst prüfen. Statt Ängste zu schüren, sollte sich jeder der eigenen Verantwortung bewusst werden. Man könnte zum Beispiel darüber nachdenken, ob man unbedingt Bilder teilen muss, in denen leere Supermarktregale zu sehen sind. Darüber schürt man Angst und kann Hamsterkäufe verstärken.