Wesel/Kreis Wesel. Nach angeblichen Sichtungen warnt die Kreisjägerschaft vor Gefahren einer Vermehrung und fordert, die Population im Bedarfsfall zu „regulieren“.

Die Kreisjägerschaft warnt vor einer Vermehrung des Wolfes im Kreis Wesel und plädiert dafür, die Population genau zu beobachten – im Bedarfsfall sogar zu „regulieren“. Hintergrund sind Vermutungen, dass ein Jungwolf im Raum Wesel unterwegs ist, nachdem es in der Vergangenheit Meldungen über angebliche Sichtungen gegeben hat.

Zeugen wollen einen Wolf in der Nähe von Wesel beobachtet haben. Eine NRZ-Leserin berichtete zum Beispiel Ende Februar von einer Begegnung an der B 8 in der Nähe von Wesel-Bergerfurth. Sie war sich sicher, dass es sich um einen Wolf handelte – ein sehr großer, wie sie schildert. Das Tier lief ein Stück neben dem Radweg, bevor er im Wald verschwand.

Auch in Mehrhoog soll ein Wolf gesichtet worden sein. Nabu-Chef Peter Malzbender vermutet, dass ein Jungwolf auf der Suche nach einem Revier unterwegs ist. „Gloria zeigt sich nicht tagsüber“, sagt er.

Von Wölfin Gloria ist derzeit kaum etwas zu hören

Von der im Kreisgebiet sesshaft gewordenen „Gloria“ sei zwar aktuell kaum etwas zu hören, räumt die Kreisjägerschaft ein. Doch die Jäger vermuten als Grund dafür, dass andere Themen dem Wolf den Rang abgelaufen haben. „Es wird schon länger nicht mehr jeder Wolfsnachweis medial so verbreitet wie das noch vor einem Jahr der Fall war. Gleichzeitig werden häufig die Vorteile über die Rückkehr des Wolfes hervorgehoben, die Risiken dagegen als sehr gering dargestellt“, heißt es.

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Einzelne Tiere würden das Ökosystem nicht auf den Kopf stellen. Mehrere Wölfe oder Rudel könnten aus Sicht der Jäger aber problematisch werden: „Sie werden sich ohne natürlichen Feind schnell weiter vermehren und weitere Schäden an Wild- und Nutztieren sind unumgänglich. Zudem sind Wölfe in der Lage, ganze Rinderherden zu beunruhigen, die dann möglicherweise aus der Umzäunung brechen und auf Straßen schwere Unfälle verursachen können“.

Kreisjägerschaft: Wolf wird die Scheu vor dem Menschen verlieren

Außerdem sorgt sich die Kreisjägerschaft um mögliche Gefahren beim Zusammentreffen zwischen Mensch und Tier: Der Wolf werde auf absehbare Zeit auch die Scheu verlieren und die Nähe zu Menschen zu suchen, so die Befürchtung. „Ob das funktionieren kann scheint fraglich, insbesondere wenn es zur Begegnung mit Kindern kommt. Wir wollen den Wolf nicht verdammen, aber auch klarmachen, dass es sich bei ihm um ein unberechenbares Raubtier handelt.“

Lanuv zu weiterem Wolf im Kreis Wesel: Das ist Spekulation

Die Kreisjägerschaft Wesel fordert, die Politik müsse handeln, und die Interessen aller – auch die der Landwirte und Schäfer – berücksichtigen.

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Von Anna Katharina Wrobel und Anja Hasenjürgen

Laut NRZ-Anfrage ist dem Landesumweltamt (Lanuv) nichts über einen möglichen weiteren Wolf im Kreis Wesel neben der hier ansässigen Wölfin GW 954f bekannt. „Das ist Spekulation“, so ein Sprecher zu den Sichtungen, für die es keinen Nachweis gibt.

Wölfin Gloria steht nach jüngsten Rissen unter Beobachtung

„Gloria“ steht derzeit unter genauer Beobachtung, da sie als sicher geltende Herdenschutzzäune überwunden und Tiere gerissen hat. Das Wolfsmonitoring wurde intensiviert, unter anderem spielt dabei laut Lanuv die Frage nach dem Bewegungsmuster und dem Nahrungsspektrum dabei eine Rolle. Ergebnisse aus dieser intensivierten Beobachtung liegen derzeit noch nicht vor, teilt das Lanuv am Freitag auf Anfrage mit. (rme)