Wesel/Port Saint Charles. Nach 50 Tagen und über 5000 Kilometern im Ruderboot hat York Hovest aus Wesel wohlbehalten Barbados erreicht. Am Ende wurde es noch einmal mühsam.
Die letzten Kilometer waren wegen des starken Windes noch einmal mühsam – doch York Hovest hat es geschafft: Nach 50 Tagen in einem Ruderboot haben der Weselaner und seine Mitstreiter Rainer Ballwanz aus Frankfurt und Andreas Stollreiter aus München ihr Ziel, die Karibikinsel Barbados, erreicht. Am Montagnachmittag legten sie nach über 5000 Kilometern Strecke über den Atlantik in Port Saint Charles an. Überglücklich wurden sie von ihren Frauen und Freunden vor Ort empfangen. „Ein überwältigendes Gefühl, einfach unbeschreiblich“, erzählte York Hovest (41) im Telefon-Interview.
An festen Boden unter den Füßen müssen sich die drei Abenteurer erst noch gewöhnen. Denn das Laufen haben sie nach so langer Zeit auf einem wenige Meter langen Ruderboot verlernt. Die Muskeln haben sich zurückgebildet, die Koordination fehlt. „Es sieht aus, als wären wir betrunken“, berichtet Hovest. Direkt nach der Ankunft gönnten sich die drei Männer erst einmal ein Glas Bier.
York Hovest und sein Team startete auf Gran Canaria
Am 1. Dezember war Hovest mit seinen Mitstreitern auf Gran Canaria aufgebrochen. 50 Tage hatten die drei wagemutigen Männer, die mit ihrer Rudertour über den Atlantik auf die Probleme der Weltmeere aufmerksam machen wollen, für die Strecke eingeplant. Pünktlich erreichten sie nun ihr Ziel.
Anfangs hatte schlechtes Wetter die Atlantiküberquerung etwas verzögert. Starker Sturm und hohe Wellen bremsten die dreiköpfige Crew aus. Die Verankerungen des Steuerruders brachen im Sturm und mussten repariert werden.
Acht Meter hohe Wellen auf dem Atlantik
Auch die Steuerungsautomatik fiel aus. Am fünften Tag, erinnert sich der gebürtige Weseler, der heute in München lebt, musste das Team gegen acht Meter hohe Wellen ankämpfen. Das Hightech-Boot wurde ordentlich durchgeschüttelt, ist aber so konstruiert, dass es sich immer wieder selbst aufrichtet. Hovest: „Das war echt heftig. Wir waren kurz vor dem Überschlag“.
Schöne und weniger schöne Stunden habe es während der Überfahrt gegeben. Mit das schwierigste waren für den 41-jährigen die Schmerzen an Gesäß und Händen. „Alles war blau und wund“. Mindestens neun Stunden am Tag mussten die drei jeweils rudern, manchmal auch bis zu 19 Stunden – wenn Stürme und hohe Wellen keine Pausen zuließen. Geschlafen habe er maximal zwei Stunden am Stück in der Kabine, erzählt Hovest. Es kam vor, dass er vor Erschöpfung halluzinierte. „Ich habe Stimmen gehört“. An die Grenzen und darüber hinaus sind sie gegangen, berichtet der 41-Jährige.
25 Kilo Medikamente im Gepäck
Aufgeben war aber keine Option – es gab auch keine Begleitung, nur einen roten Notfallknopf für ganz bedrohliche Situationen auf dem Meer. „Wir mussten einfach weitermachen“. Mit kleinen Belohnungen wie Süßigkeiten aus den Esspaketen oder Freude an schönen Sonnenuntergängen motivierte sich das Team gegenseitig. Mit an Bord waren auch 25 Kilo Medikamente. Die drei Männer hatten sich vorab sogar für den Notfall in einer Klinik schulen lassen. Zum Beispiel lernten sie, wie man einen Tropf legt oder einen Beinbruch schient. Zum Glück wurde nichts davon benötigt.
Direkt nach der Ankunft war die Freude natürlich riesig. Die ersten Fotos auf York Hovests Facebookseite, aufgenommen von Ehefrau Saskia, zeigen einen bärtigen Mann, der die Arme in die Höhe reckt. Der Fotograf, der schon mehrere spektakuläre Reisen hinter sich hat, konnte es kaum fassen: „Ich kann gar nicht beschreiben, was für ein unglaubliches Gefühl es ist, dieses Abenteuer bestanden zu haben. Und das beste ist: Wir waren die ersten! Als erstes deutsches Team sind wir unbegleitet und ohne Beiboot über den Atlantik gerudert!“
Reisevortrag am 28. Februar in Wesel
Nach der ersten Erholung an Land freut sich York Hovest nun auf das Wiedersehen mit seinem Sohn Jaspar (10), der wegen der Schule in München bleiben musste. Schon am Freitag wird das Ehepaar wieder nach Deutschland fliegen.
Seinen ersten Vortrag über die anstrengende Tour wird York Hovest übrigens in seiner Heimatstadt Wesel halten. Am 28. Februar um 20 Uhr berichtet der Umweltaktivist im Scala Kulturspielhaus an der Wilhelmstraße über die Atlantiküberquerung, dabei werden natürlich auch Bilder gezeigt. Der Tag ist übrigens sein 42. Geburtstag. Und hat der Fotograf und Umweltaktivist nun genug vom Abenteuer? „Erst einmal ja“, sagt er. „Mal sehen, wie lange das hält“.