Kreis Wesel. Die Perspektiven sind ungewohnt, jedes Foto ist eine Überraschung. Hans Glader hat einige davon – faszinierende Bilder vom Niederrhein.
Der Niederrhein von oben – wer ihn schon einmal aus dieser Perspektive gesehen hat, ist automatisch verzaubert. Egal zu welcher Jahreszeit, die Wiesen, Weiden und die Wälder, der Nebel, der sich im Herbst rund um den Rhein breit macht, all dies ist einfach wunderbar anzusehen.
Hans Glader sorgt für solche Bilder. Der gebürtige Kärntner, der Jahrzehnte lang bei der Biologischen Station im Kreis Wesel am Weseler Freybergweg arbeitete und für seine Tier- und Naturfotos bekannt ist, ist manchmal selbst überrascht, was und wie man alles aus der Luft sieht.
Mit dem Kopter geht er immer wieder mal auf Motivsuche. Das ist ein Gerät, das man landläufig als Drohne bezeichnet. Die Kamera liefert Fotos aus bis zu hundert Metern Höhe, doch Glader ist meist nur in Höhen von 80, 90 Metern mit dem gerade 900 Gramm wiegenden Gerät unterwegs. Vom Boden kann er nicht nur alles steuern, sondern auch alles sehen und den richtigen Ausschnitt für seine Fotos bestimmen. Das erspart die Nachbearbeitung am Computer.
Der Österreicher, der in Isselburg-Werth lebt, gerät so manches Mal ins Schwärmen, wenn er seine Kopter-Bilder betrachtet und ist dabei oft aufs Neue erstaunt. Als er den Kopter über einen Baggersee fliegen ließ, der nicht weit entfernt von seiner Haustür liegt, konnte er es kaum glauben. „Das ist ja wie auf den Malediven“, war sein erster Gedanke, als er das türkisblaue Wasser mit seinen vielen Inseln sah. Sie bestehen aus feinem Sand, den auch Tiere sehr schätzen, wie die Flussseeschwalbe, die hier ein neues Zuhause fand.
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Oder der niederrheinische Herbstwald. Wie gemalt zeigen sich die Laubbaumkronen in den unterschiedlichen Grün-, Gelb- und Brauntönen. Und auch die Gegend um Schloss Diersfordt hat etwas Märchenhaftes, wie das hier abgebildete Foto beweist.
Seit drei Jahren benutzt Hans Glader auch einen Kopter zum Fotografieren. Erst ein fünf Kilo schweres Gerät, für das ein Führerschein nötig war. Inzwischen hat er ein Leichtgewicht mit vier Rotoren, mit dem er aber auch nicht überall unterwegs sein darf. Naturschutzgebiete zum Beispiel sind tabu. Es sei denn, es gibt eine Ausnahmegenehmigung der Unteren Landschaftsbehörde, so wie kürzlich für den Bienener Altrhein, wo Glader im Auftrag der Biologischen Station im benachbarten Kreis Kleve unterwegs war. Es galt, die Graureiherkolonie dort abzulichten. Denn zu Fuß kommt man nicht an die Brutplätze. Also ging es in die Luft. Das Ergebnis: Statt der vermuteten acht Brutpaare wurden sage und schreibe 14 entdeckt.
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Für Glader sind die Kopter-Bilder eine Bereicherung seiner fotografischen Aktivitäten: „Damit lassen sich schöne Stimmungsbilder einfangen.“ Das gilt im Übrigen auch für Fotos, die der Naturfreund aus seinem Schwimmtarnzelt heraus macht. Dann ist er mit der Tier- und Pflanzenwelt auf Augenhöhe, und die Perspektive macht’s. Zuletzt war er im Oktober im Wasser – eine ziemlich kalte Angelegenheit. Da ist es nun doch besser, die Welt wieder mit der Drohne von oben zu betrachten. Schöne Bilder hat Glader zum Beispiel schon von Hochelten geschossen. Sein Ziel: Von jeder Jahreszeit ein Foto vom selben Motiv.
Klar, dass Hans Glader mit seinen Vorträgen die Menschen begeistert, wenn er solch ausgefallene Sichtweisen präsentiert. Und so ist es nicht selten, dass er dafür mit kräftigem Applaus bedacht wird.
Flamingospuren auf Lesbos
Dabei geht der Fotograf bei seinen Streifzügen durch die niederrheinische Landschaft immer ganz behutsam vor und sagt: „Ich hab’ so eine innere Hemmschwelle und meide Innenstädte.“ Schließlich könnte ja auch mal was passieren. Auch um Naturschutzgebiete macht er einen großen Bogen, es sei denn, er darf im Dienst der Wissenschaft und mit der entsprechenden Genehmigung ran.
Eines steht dabei schon jetzt fest: Ohne Kopter geht’s nirgendwo hin. Auch wenn er Weihnachten und Neujahr wieder in seinem Heimatort Millstatt am See verbringt, ist er im Gepäck. Auf Lesbos fotografierte Glader damit Salinenfelder und Flamingospuren, auf Mallorca die Kulturlandschaft mit ihren knorrigen Olivenbäumen, Feldern und Schafweiden. Auch der Tagliamento in Friaul, der König der Alpenflüsse, wie Glader ihn bezeichnet, fand seine Aufmerksamkeit.
Start vom Autodach
Ist die Drohne erst einmal in der Luft, geht alles ziemlich einfach. Doch zuvor muss immer eine ebene Fläche für Start und Landung her. Glader ist da inzwischen einfallsreich und so kommt es nicht selten vor, dass das Autodach dafür herhalten muss.