Hamminkeln. . Die Dingdener Heide ist Hans Gladers Kind. Er wirkte mit, als sie ihr Terrain zurückeroberte. Wildbienen und Eidechsen gibt es hier, während die Lerche wieder entfleucht ist
Dingdener Heide - allein mit dem Begriff verbindet man zu dieser Jahreszeit eine blühende Landschaft, die den nahen Herbst erahnen lässt. Zart rosa bis violett verfärben sich die Bereiche zwischen den wenigen Birken, Kiefern und Eichen am Leopoldskamp, die sich hier vereinzelt majestätisch erheben. Es ist die Besenheide, die ihre kleinen Knospen entfaltet.
Allerdings beschränkt sich die Blütenpracht nur auf eine Fläche von etwa sechs Hektar. Der Rest des 400 Hektar großen Naturschutz- und 1700 Hektar großen Projektgebietes Dingdener Heide zeigt sich ganz anders als noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Als Weide zum Beispiel, als Acker, meist mit Mais, oder als kleiner Wald.
Die Arbeit ruht
Ziel der Naturschützer war es einmal, dass die Menschen sich auf eine Zeitreise begeben können, was zum großen Teil gelungen ist. Doch die Arbeit ruht seit langem. Die Heide allerdings, die kann man momentan genießen, zumal die vielen Schafe und einige Ziegen das idyllische Bild komplettieren.
„Eine trostlose Gegend“, fand die Dichterin
Der Landstrich, der den Übergang vom Niederrhein zum westlichen Münsterland bildet, war lange Zeit für nichts zu gebrauchen. Die Bauern hatten den Grund und Boden mit Plaggenhieb und Streurechen mächtig bearbeitet. Der Raubbau endete damit, dass hier nicht mal mehr Heide wuchs.
Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff beschrieb 1842 den an das ehemalige Herzogtum Kleve angrenzenden Teil des Münsterlandes so: „Eine trostlose Gegend! Unabsehbare Sandflächen, nur am Horizonte hier und dort von kleinen Waldungen und einzelnen Baumgruppen unterbrochen.“ Sie beschrieb damit genau den Bereich, wo heute die Dingdener Heide ist.
Die Dingdener Heide ist sozusagen Hans Gladers Kind. Von Anfang an hat der gebürtige Österreicher aus Millstatt in Kärnten hier mitgemacht und federführend die Entwicklung seitens der Biologischen Station im Kreis Wesel begleitet. Er war zum Beispiel auch dabei, als die Heide in das Gebiet zurückkehrte. In den 90er Jahren wurde auf besagten sechs Hektar erst der dichte Baumbestand gelichtet, der bis dahin eine undurchdringbar wirkende Wand bildete. Dann ging es an den humusreichen Oberboden, der beiseite geschafft wurde. Die darunter liegende Schicht enthielt einen Heidesamenanteil von 30 Prozent, der sich fortan entfaltete. Zudem kam Mähgut vom Schwarzen Wasser in Wesel, das bekanntlich auch von einer Heidelandschaft umgeben ist. Die Biologen hatten keine Erfahrung damit, doch die Saat ging auf und entfaltete sich schnell und flächendeckend, erinnert sich Glader.
Anfangs fand sich umgehend die Heidelerche ein, doch mittlerweile ist sie wieder verschwunden - warum auch immer. Dafür gibt es in manchen Sommern Blütenteppiche der fuchsiafarbenen Heidenelke. Momentan blühen noch ganz vereinzelt ein paar Exemplare. Für viele Insekten, wie die Wildbiene, bildet die Heide den idealen Lebensraum. Auch Zaun- und Waldeidechsen fühlen sich hier wohl. Und die Schafe von Joachim Koop sowieso. Der Weseler Schäfer hat zwar keine Heidschnucken, dafür aber Merinolandschafe, Schwarzkopfschafe und Coburger Fuchsschafe sowie Kreuzungen davon.
Neues durch die Regionale?
Möglicherweise entwickelt sich im Rahmen der Regionale wieder etwas Neues in der Dingdener Heide. Von einem Waldband ist die Rede, das hier entstehen könnte - ein Anziehungspunkt für Touristen. Doch das ist noch Zukunftsmusik.