Wesel. Klimaschutz statt Knaller – die Diskussion über den Verkauf von Silvester-Feuerwerken erreicht auch die Einzelhändler in Wesel und Umgebung.

Das besinnliche Weihnachtsessen mit der Familie liegt gerade erst ein paar Stunden zurück, da startet in den Bau- und Supermärkten schon wieder eine hektische Betriebsamkeit. Am Morgen nach dem zweiten Weihnachtstag werden allerorten die Feuerwerkskörper in die Regale geräumt, damit einen Tag später am 28. Dezember der Verkauf starten und das neue Jahr an Silvester gebührend begrüßt werden kann. Doch auch im hiesigen Kreis ist deutlich zu spüren, dass langsam aber sicher ein Umdenken begonnen hat.

Klimaschutz statt Knaller – so könnte man den allgemeinen Trend umschreiben, künftig komplett auf den Verkauf von Silvester-Feuerwerk zu verzichten. „Wir müssen uns ernsthaft Gedanken machen, ob das alles noch Sinn macht“, sagt Marcel Kirsch, Leiter des Hagebaumarktes in Wesel. „Auch für uns ist das vor dem Hintergrund des Klimaschutzes ein Thema.“

Baumarkt in Wesel: Stornierung nicht mehr möglich

So habe man sich mit den Mitarbeitern zusammengesetzt und über den Verzicht gesprochen. Doch da die Bestellungen für das Feuerwerk bereits im März und April rausgegangen wären, sei eine Stornierung jetzt nicht mehr möglich.

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„Im kommenden Frühjahr werden wir aber eine finale Entscheidung treffen“, so Kirsch. Gut möglich, dass der Baumarkt dann auf die Bestellung für 2020 verzichte, da der finanzielle Aspekt nicht mehr so entscheidend sei: Der Verkauf sei laut Kirsch lediglich ein „Zubrot“ und in den vergangenen Jahren auch spürbar rückläufig. Bei den Märkten, die bereits in diesem Jahr auf den Feuerwerks-Verkauf verzichten würden, sei – so glaubt der Hagebaumarkt-Leiter – die Entscheidung schon weitaus früher gefallen, aber würde jetzt erst während der allgemeinen Diskussionen publik gemacht.

Silvester-Feuerwerk: An Kundenwünschen orientiert

Noch offen lässt der Discounter Lidl Deutschland seine Entscheidung. Man orientiere sich bei der Sortimentsgestaltung an Kundenwünschen. „Daher bieten wir auch in diesem Jahr in allen rund 3.200 Lidl-Filialen ab dem 28. Dezember ein Aktionsangebot an Feuerwerksartikeln, das unter anderem Batterie- und Tischfeuerwerke, Raketensortimente und Wunderkerzen umfasst“, heißt es in einer Pressemitteilung. Bereits seit dem 9. Dezember können sich Kunden online Feuerwerksartikel reservieren und sie dann am 30. Dezember vor Ort abholen.

Gerade in der Filiale an der Rudolf-Diesel-Straße in Wesel stehen die Kunden erfahrungsgemäß schon lange vor Öffnung des Geschäftes am frühen Morgen Schlange – wie auch im vergangenen Jahr. Ganz abgesehen von den Feuerwerks-Fans aus den Niederlanden, die einen Großteil der Kundschaft ausmachen und mehrere hundert Euro pro Einkauf ausgeben. Somit dürfte hier der wirtschaftliche Aspekt dem Gedanken des Klimaschutzes gegenüberstehen.

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Bei Real werde man das Thema im kommenden Jahr noch mal überdenken, wie Pressesprecher Markus Jablonski betont. Allerdings sei der Verkauf nicht rückläufig. Im Gegenteil. Man habe fast den Eindruck, dass bei den Menschen das Bedürfnis für ein schönes Feuerwerk noch gestiegen sei. „Und wir haben laufende Verträge mit den Lieferanten“, betont Markus Jablonski.

Beim Baumarkt Börgers in Hamminkeln gab es dagegen schon länger die Überlegung, das Feuerwerk aus dem Sortiment zu verbannen – zwischen Aufwand und Ertrag klaffe eine zu große Lücke. Man habe sich diese Frage unabhängig von der aktuellen Diskussion zum Klimaschutz auch schon länger gestellt, heißt es von Seiten der Marktleitung. Den Verkauf des Feuerwerks bewerbe man ohnehin schon länger nicht mehr – und rechne zudem in diesem Jahr mit einem weiteren Rückgang.