Schermbeck. Erneut verwandelt sich der Schermbecker Ortskern in einen Weihnachtsmarkt vergangener Zeiten. Doch ganz ungetrübt bleibt die Freude nicht.
Wer an diesem Samstag über die gesperrte Mittelstraße bummelte, staunte nicht schlecht. Vereine und Geschäftsleute verwandelten den Ortskern beim 8. Weihnachtsmarkt „Schöne alte Weihnachtszeit“ in ein historisches Spektakel der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert. Dazu gehörten Akteure wie eine Marktfrau in der Weinschenke, ein unzufriedener Schermbecker Arbeiter, der kein Geld, kein Urlaub und Rückenprobleme hatte sowie die Frau vom Kohlenhändler. Ein schweres Los, wie sie sagte, da ihr Mann das eingenommene Geld direkt in Glühwein umsetzt.
45 auf alt getrimmte Händlerstände präsentierten liebevoll Handgemachtes, Nähkunst und gebastelte Geschenke. Während der Bauer seine Waren auf dem Markt verkaufte, der Knecht dazu das Ofenholz lieferte, ganz nach altem Brauch und Sitte, drehten Kinder auf dem nostalgischen Karussell ihre Runden. Gute Geschäfte für die Abikasse machten die Schüler der Oberstufe der Gesamtschule an ihrem Stand mit selbst gemachten Ölen und Plätzchen. Heiß begehrt waren ebenfalls die Reibeplätzchen der Gagu-Zwergenhilfe. Hier standen in der Mittagszeit die Leute – wie auch am holländischen Fischstand – regelrecht Schlange.
In historischen Gewändern durch den Schermbecker Ortskern
Zwischen den angereisten Gästen aus den Nachbargemeinden mischten sich immer wieder Akteure in historischen Gewändern, mit einem Zylinder von Opa, in Holzschuhen und mit Spitzenhäubchen. Offene Feuerstellen, Waffelduft und adventlich geschmückte Ecken luden zum Verweilen und zur Entschleunigung ein.
Das Wetter allerdings spielte nicht mit. Ein kräftiger, feuchtkalter Wind fegte durch die Straße, so dass die Besucher sich doch lieber ein warmes Eckchen zum Verzehr ihrer Waffeln, des Glühweins, der Fischbrötchen oder Reibeplätzchen suchten. Bereits beim Aufbau und beim Verteilen der Strohballen am Morgen erschwerte starker Regen die Arbeit der freiwilligen Helfer.
Schermbecker Weihnachtsmarkt: Lücken im Angebot aufgrund des Regens
„Um ein schönes Gesamtbild zu bekommen, haben wir die Schilder alle mit Jutesäcken verhüllt“, so Frank Herbrechter, Geschäftsführer der Werbegemeinschaft.
Die Lücken zwischen den einzelnen Ständen waren diesmal aber noch größer als im vergangenen Jahr. Reihten sich zu Beginn des Marktes im Jahr 2012 noch rund 65 Stände aneinander, so waren es jetzt deutlich weniger. Hinein in die alte Zeit hieß es seinerzeit mit fast 100 Schauspielern und Darstellern. Diese fehlten, obwohl bei weitem nicht mehr so viele, auch diesmal nicht.
Kritik an kurzfristigen Absagen von Vereinen
Die schwindende Anzahl der Stände erfreute Frank Herbrechter nicht unbedingt. „Mehrere Händler haben alleine schon aufgrund der schlechten Wettervoraussage abgesagt, was ich schon sehr ärgerlich finde“, so Herbrechter. Darunter sei auch ein Sportverein, der sehr kurzfristig abgesagt habe. Ein weiteres Problem sieht Herbrechter darin, dass sich immer weniger Schermbecker Vereine auf dem Markt einbringen und mitmachen.
„Wir haben vier feste Termine im Jahr in Schermbeck, wo jedem Verein die Möglichkeit gegeben wird, sich mit einem Stand kostenfrei auszubreiten, sich zu repräsentieren. Schade, dass dieses einmalige Angebot nicht angenommen wird“, bedauerte Herbrechter. Er nutzte jede Regenpause für eigene Werbung voll aus. Zog lautstark mit seiner Böllerkarre die Einkaufsstraße rauf und runter. „Bestes Wetter, Petrus muss wohl doch ein Schermbecker sein“. Von den Regenschauern profitierten auf alle Fälle die Geschäftsleute, die mit satten Prozenten die Laufkundschaft in ihre Läden zog.