Schermbeck. . Historische Kostüme, deftige Leckereien und eine Atmosphäre, wie es sie vor hundert Jahren vielleicht einmal gegeben hat.

Zurück ins 19. Jahrhundert, ist eine Geschäftsidee der Schermbecker Werbegemeinschaft unter dem Motto „Schöne alte Weihnachtszeit“, an der sich zahlreiche Vereine und Gruppen, verkleidet im Stil des 19. Jahrhunderts, erneut aktiv einbrachten. Sie füllen mit ihren außergewöhnlichen Kleidungsstücken den Ortskern mit Leben.

Nachtwächter mit Laterne und Horn

Dazu gehörte zum Beispiel Thorsten Buchholz von der Schermbecker Volksbank. Ausgestattet mit schwarzem Anzug und Zylinder präsentierte er einen Banker wie vor 100 Jahren. Natürlich durfte der Nachtwächter nicht fehlen. In traditioneller Kluft, mit Laterne und Horn erinnerte Tischlerei-Chef Norbert Grewing an jene Zeit, als der Nachtwächter nicht nur die Uhrzeit angab, sondern für Sicherheit und Ordnung sorgte. Neben ihm flanierten in langen, historischen Kleidern Edelfrau und Edelmann Anke und Anja Kott die MI rauf und runter.

Frauenpower um die Jahrhundertwende, bildlich dargestellt von einer Gruppe Frauen, die lautstark das Wahlrecht für Frauen forderten. Das Spektakel sorgte für erheiterte Blicke bei den Erwachsenen. Nicht aber bei der zehnjährigen Lisa, die schon fast erstaunt die Frauengruppe von oben, bis unten musterte. „Mama, warum haben die Leute hier so komische Klamotten an?“, fragte sie neugierig. Diese lachte herzhaft und klärte ihren Sprössling auf: „Es ist doch ein historischer Weihnachtsmarkt“. Die Gelsenkirchenerin selbst war begeistert von dem bunten Treiben auf der Mittelstraße. „Ich habe die Ankündigung im Fernsehen gesehen und finde die Idee einfach klasse“, sagte Elke Wolkowski, die zum ersten Mal in Schermbeck war.

Waffeleisen über dem Feuer

Sie war nicht die einzige Besucherin, die aus dem nahen Ruhrgebiet angereist kam, wie unschwer an den Autoschildern erkennbar war. Kulinarisch kam hier jeder auf seine Kosten. Geboten wurden viele außergewöhnliche Köstlichkeiten, wie die lecker duftenden, frischen Waffeln aus einem alten Waffeleisen, angeboten von Marco Kolz und Friedhelm Hülsmann. Sie zeigten, wie früher Waffeln in einem Eisen über dem offenen Feuer gebacken wurden und schafften es sogar, diese ohne Brandspuren herzustellen.

Deftig lecker waren an diesem kalten Wintertag die Gulaschsuppe des Männerkochklubs der Georgs-Gemeinde oder die Champignons mit Kräuterdip der Pfadfinder. Interessant für die jungen Besucher war die rollende Waldschule des Hegering Schermbeck mit präparierten Tieren wie Dachs, Fuchs und weiteren Waldtieren. Diese wurde hingebungsvoll von den kleinen Kinderhändchen gestreichelt.

Kinderkarussell und Körnerbrot

Unermüdlich drehte der Weseler Ulrich Sagel an seiner Orgel und erfreute mit alten Weihnachtsliedern. Derweil waren die Landfrauen mit ihrem Bollerwagn voller Körnerbrot immer auf Achse. Das Rezept dazu gab es gratis. Auf dem historischen Karussell konnten Opa und Enkelkind eine gemütliche Runde drehen. Preis pro Fahrt: ein Taler.