Hamminkeln. „Neuland -. terra incognita“ - das Motto des Museumsnetzwerks Niederrhein übersetzt der Heimatverein Dingden in seiner Ausstellung sehr konkret

„Neuland - terra incognita“ heißt das Jahresmotto des Museumsnetzwerks Niederrhein. Starke Frauen, die sich 1919 ihre politischen Rechte erkämpften, Reformer und Regenten, die am Niederrhein neue Zeiten einläuteten, „Bauhäusler“ und die künstlerische Avantgarde der Nachkriegszeit. Technische Pionierleistungen stehen ebenso im Fokus wie die Entdeckung des süßen Innenlebens der niederrheinischen Runkel, die für Genießer und Schleckermäuler mit Schoko, Klömpkes, Lutscher und Co. paradiesische Zeiten anbrechen ließ - all das sind Themen, mit denen sich 30 Museen hier und jenseits der Grenze beschäftigen. Unter ihnen auch der Dingdener Heimatverein mit seinem Humberghaus, in dem aus dem Leben und Sterben der letzten jüdischen Familie in Dingden erzählt wird.

Nun hat sich der Heimatverein, und hier insbesondere Ulrich Bauhaus und Hermann Ostendarp, noch einmal unter diesem Neuland-Gesichtspunkt mit den Humbergs beschäftigt. Herausgekommen ist eine Ausstellung, die passenderweise am Samstag, 9. November, um 18.30 Uhr im Ratssaal eröffnet wird.

Rückblick auf das Leben der Humbergs in Kanada

Dabei nehmen die Dingdener das Neuland als sehr konkreten Begriff. Sie blicken auf das Leben von Ernst, Hilde und Ruth Humberg zurück, die 1938 (Ernst) beziehungsweise 1939 (Hilde und das Baby Ruth) aus Dingden erst nach Holland und dann nach Kanada flohen, dort im wahrsten Sinne des Wortes Neuland betraten. Waren sie von der dortigen Regierung doch gezwungen eine Farm in Lorette in der Nähe von Winnipeg zu betreiben.

Über ihre Erfahrungen in Deutschland sprach die Familie nicht. Umso erstaunter war Ruth, die mittlerweile Muscovich heißt, dass der Heimatverein Dingden ihr Elternhaus als Museum ausbauen wollte und so viel über die Familiengeschichte wusste und noch viel mehr wissen wollte. Auch hier wieder Neuland. Diesmal geht der Blick zurück über den Atlantik nach Deutschland.

Susan wollte mal eben vorbeischauen

Ruths Tochter Susan schrieb später nach einem ersten Blitzbesuch in Dingden 2009: „Ich dachte, ich würde mal eben vorbeischauen, würde einen kurzen Blick auf das Haus erhaschen und ginge weiter meines Weges. Nie im Leben hätte ich die Begrüßung erwartet, die mir am Bahnhof in Dingden zuteil wurde, als ich aus dem Zug stieg. Selbst Zeitungsreporter und Fotografen waren vor Ort.“

Über all diese Entwicklungen - das Neuland hüben und drüben - werden Ulrich Bauhaus und Hermann Ostendarp bei der Ausstellungseröffnung berichten. Mit dabei haben sie dann auch eine alte Spieluhr, die heute noch „Oh, Du schöner Augustin“ erklingen lässt. Das Stück hat Ruth Ulrich Bauhaus 2015 geschenkt, als er zur Hochzeit von Tochter Susan in Kanada war. Die Geschichte der Humbergs, die auf acht Ausstellungswänden aufwendig erzählt wird, ist nach der Eröffnung ab Montag bis zum 31. Dezember im Rathaus Foyer zu sehen.