Kreis Wesel. Ärzte und Apotheker raten, sich im Oktober oder November gegen Grippe impfen zu lassen. Ein Engpass beim Impfstoff wie 2018 droht wohl nicht.

Die offiziellen Zahlen der Grippesaison 2017/2018 vom Robert-Koch-Institut wurden jetzt veröffentlicht – sie zeigen, dass die Grippe keineswegs eine harmlose Erkrankung ist: 25.100 Grippetote im vergangenen Winter sind der höchste Wert seit 30 Jahren. „Viele Leute unterschätzen die Krankheit“, weiß Dr. Martin Binder vom Gesundheitsamt des Kreises Wesel. Mediziner und Apotheker raten insbesondere den Risikogruppen, sich unbedingt impfen zu lassen. Die Monate Oktober und November sind der richtige Zeitpunkt dafür. Auch ein Impfstoff-Engpass wie 2018 wird derzeit nicht befürchtet.

Laut Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung ist in den vergangenen Jahren ein Rückgang der Impfbereitschaft festzustellen, berichtet Martin Binder. Im Jahr 2009/10 waren noch 50 Prozent der über 60-Jährigen geschützt, 2016/17 nur noch 35 Prozent. Binder vermutet: „Vielen ist nicht bewusst, dass man an der Grippe sterben kann. In manchen Jahren haben wir aber deutlich mehr Grippe- als Verkehrstote“. 20.000 Sterbefälle bundesweit werden in stärkeren Jahren durchaus registriert. Zum Vergleich: Auf der Straße kamen 2018 3275 Menschen ums Leben.

Fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung infizieren sich

Zum Glück trifft die Viruserkrankung längst nicht jeden: Fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung werden infiziert, berichtet Binder. Bei etwa einem Drittel bleibt der Infekt ohne Folgen, bei einem weiteren Drittel verläuft er mit leichten Beschwerden und bei wiederum einem Drittel wird die Erkrankung durch Fieber oder stärkere Symptome begleitet.

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BOCHUM - Eine Frau erhält am Montag, den 13. Oktober 2014 eine Grippeschutzimpfung. Die Grippeimpfung ist eine vorbeugende Maßnahme zur Verhinderung einer Influenza-Erkrankung („echte Grippe“). Der Influenzaimpfstoff für die Saison 2014/2015 setzt sich gemäß der Empfehlungen der WHO aus den Antigenen weltweit zirkulierender Varianten folgender Viren zusammen:
Von Mareike Kluckund Johannes Kruck

Wie die Grippe in diesem Winter verlaufen wird, sei schwer vorauszusagen, so Binder. Entscheidend sind drei Faktoren: Eine Rolle spielt, ob der Impfstoff zu den sich ständig verändernden Viren passt, ebenso das Wetter und die Zahl der geimpften Menschen.

Es dauert zwei Wochen, bis wirksamer Schutz besteht

Auch die Apotheker in Wesel warnen davor, die Grippe mit einer harmlosen Erkältung zu verwechseln. „Die Infektion mit Grippeviren verläuft in der Regel heftiger. Symptome wie Fieber, Hals-,Glieder- und Kopfschmerzen sowie trockener Husten und Heiserkeit treten schlagartig innerhalb weniger Stunden auf“, erläutert Michael Jilek, Pressesprecher der Apotheker in Wesel.

„Je früher die Grippeimpfung erfolgt, desto besser. Denn nach der Spritze dauert es noch etwa zwei Wochen, bis ein wirksamer Schutz besteht“. Eine Impfung aus dem Vorjahr ist in diesem Winter nicht mehr wirksam. Denn die Grippeviren sind Verwandlungskünstler. Der Impfstoff wird jedes Jahr neu angepasst.

Industrie hat mehr Impfstoff produziert

Dass es in diesem Jahr wieder zu einem gravierenden Engpass beim Impfstoff kommen wird wie in der vergangenen Grippe-Saison, davon geht Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, derzeit nicht aus. Der Engpasse sei vor allem durch zwei Umstände entstanden: Durch die heftige Grippewelle 2017/18 war das Interesse an der Vorsorge groß, außerdem zahlten die Kassen erstmals einen Vierfach-Impfstoff für alle Versicherten – das war zuvor nur bei Privatpatienten der Fall.

In diesem Jahr wurde mehr Impfstoff produziert, so Preis: 17 Millionen Dosen sind es bis jetzt schon, im Vorjahr waren es nur 15,7 Millionen Portionen. „Die Ärzte haben in diesem Jahr mehr bestellt und sind gut bevorratet“, sagt Preis. Dennoch rät er, jetzt schon zur Impfung zu gehen. Denn sicher ist sicher…..