Wesel/Hamminkeln. . Schreitet der Klimawandel fort, trocknet die Issel öfter aus – so wie im Sommer. Fachleute sprachen dazu nun mit Landrat Dr. Ansgar Müller.

Kaum zu glauben, dass die Issel vor zwei Jahren mit ihrem Hochwasser die Anwohner in Angst versetzt hat. Denn momentan ist von dem Flüsschen nichts mehr zu sehen, und das auf der gesamten Strecke zwischen der Bärenschleuse in Lackhausen und Hamminkeln-Dingden. Auf knapp acht Kilometern wurde aus dem Flussbett eine Wiese, ein Zustand, den es im Oktober wohl so noch nie gegeben hat. Jedenfalls kann sich niemand daran erinnern.

Kurz bevor die letzten 20 Zentimeter Ende Juli hier versiegten kam Angler Torsten Rühl aus Spellen. Der Fachmann konnte nicht mit ansehen, dass hier reihenweise Fische verendeten, rief zur Rettungsaktion auf und arbeitete Hand in Hand mit der beim Kreis Kreis Wesel angesiedelten Fischereibehörde (wir berichteten). 4000 bis 5000 Fische rettete er damals auf nur 500 Metern zusammen mit vielen, vielen freiwilligen Helfern. Jetzt fordert er Veränderungen an der Issel, damit die Fische bei extremer Trockenheit besser überleben können.

Vier Fischarten stehen auf der Roten Liste

Zusammen mit Landrat Dr. Ansgar Müller und weiteren Kreisvertretern sah er sich vor Ort um und radelte am leeren Flussbett entlang. Seine Idee: Die teils ohnehin vorhandenen Gumpen, Vertiefungen, in denen sich Wasser sammelt, könnten vergrößert und vertieft werden. Dann bliebe mehr Zeit, um Fische zu retten. Außerdem sollte der Bagger, der regelmäßig an der Issel anrückt, um Unterwasserpflanzen aus Gründen des Hochwasserschutzes zu entfernen, manche Stellen ausnehmen. So hätten Fische die Möglichkeit, an den Stängeln zu laichen.

Denn in der Issel sind laut Rühl 16 Fischarten zu Hause, wovon vier auf der Roten Liste stehen: Steinbeißer, Schmerle, Dreistachliger Stichling und Aal. Dabei ist allen klar, dass das kanalisierte Flussbett zwar dringend eine Renaturierung benötigt, doch die Issel dadurch kein naturnaher Fluss wird. Verbesserungen sind dennoch erforderlich, auch wenn die Gewässerqualität so gut ist, dass sich hier beispielsweise auch die Hasel wohlfühlt.

Issel wird von Niederschlag gespeist

Und wie es soll es weitergehen? Landrat Müller kündigte an, erst einmal die Gründung des Issel-Zweckverbands abzuwarten. Danach wolle man auf den Verband zugehen, um Verbesserungen zu erreichen. Die erhoffen sich die Fachleute auch vom angesagten Regen. Schließlich wird die Issel im Wesentlichen von Niederschlag gespeist.

Bei etwa einem Meter Wasserstand - normal sind zwei bis 2,50 Meter - könnten die bis zu 5000 geretteten Fische wieder eingesetzt werden, kündigt Torsten Rühl an. Die schwimmen momentan noch in einem Schermbecker Angelsee. Ohne die Rettungsaktion würden sie nicht mehr leben. „Zwei Tage später wäre alles tot gewesen“, sagt Rühl und erinnert sich noch genau an den 24. Juli, als es überhaupt kein Problem war genügend Fischfreunde zu finden.

Knapp 82 Kilometer lang ist die Issel, die in Raesfeld entspringt und unter anderem durch Hünxe, Wesel und Hamminkeln fließt.

Bei Anholt geht es dann über die Grenze in die Niederlande nach Gendringen. Ab hier heißt das Flüsschen, das bei Kampen ins IJsselmeer mündet, Oude IJssel.