Hamminkeln. . Ein Angler hatte zur Aktion aufgerufen, weil die Tiere an ausgetrockneten Stellen der Issel drohen, zu verenden. Auch seltene Fische gerettet.
Statt mit Badeklamotten am See zu liegen, haben sie sich Gummistiefel übergezogen und Kescher und Eimer geschnappt: Viele freiwillige Helfer sind in den vergangenen Tagen dem Aufruf von Angler Torsten Rühl gefolgt, um die Fische wegen der anhaltenden Trockenheit aus der Issel zu retten. Denn das Gewässer zeigt sich an vielen Stellen derzeit von einer traurigen Seite, so auch am Bruchweg am Gut Grenzenlust: Steht es auf der einen Seite der Brücke noch etwa zehn Zentimeter hoch, so ist auf der anderen Seite nur noch trockener Boden zu sehen.
Unermüdlich stellen sich die Helfer – Kinder wie Erwachsene, ob im Urlaub oder in den Sommerferien – immer wieder in einer Reihe auf und waten mit den Keschern vorneweg durch das Wasser. So treiben sie die Fische voran, damit sie anschließend in Eimern gesammelt werden können, erklärt Torsten Rühl, der die Aktion ins Leben gerufen hat, und über verschiedene Medien Bekannte sowie Fisch- und Anglerfreunde zusammentrommeln konnte. Damit sie dort parken können, stellt Philipp Rother, Verwalter vom Aboretum Grenzenlust, Parkflächen an diesem Tag zur Verfügung.
Unterstützung aus dem Sauerland
„Wir brauchen noch einen Eimer“, ruft Marcel Haase, Mitarbeiter eines Anglerladens aus Lüdenscheid im Sauerland. Dort ist es aktuell mit der Trockenheit nicht so wie hier, erzählt er. „Wenn so etwas in Lüdenscheid passieren würde, wäre ich auch froh über jede helfende Hand.“ Er legt seinen Kescher auf den Boden und findet eine kleine Schmerle, die er auf die Hand nimmt. „Die sind vom Aussterben bedroht“, sagt er. Kurz darauf zappelt es im Netz: „Ach, und einen kleinen Hecht habe ich auch noch erwischt.“
Einige der Fische, die sie an diesem Tag aus dem Wasser holen, hat auch Torsten Rühl noch nicht gesehen. „Und ich angele, seit ich sechs Jahre alt bin.“ Tausend Fische haben sie bereits am Dienstag in dem Bereich am Gut Grenzenlust rausgeholt, der Rest folgte am Mittwochvormittag: „Wir haben viele Fischarten bis jetzt gerettet – Barsche, Hechte, Rotaugen und Rotfedern.“ Und eben die selteneren Arten wie Schlammpeitzger und Schmerle. Auch ein 25 Jahre alter Barsch sei darunter gewesen, 47 Zentimeter lang. „Für Angler ist es ein Traum, so etwas zu fangen.“ Im Bereich der Issel am Gut Grenzenlust sei der Wasserstand um zwei Meter abgesunken, sagt Rühl. „Das wäre nicht so schlimm, wenn hier Löcher wären, in die sich die Fische zurückziehen können.“
Transport zum Angelpark Schermbeck
Benedikt Titze fährt später mit einem Transporter vor. In einem mit 600 Liter gefüllten Wasserbehälter, die Temperatur des Wassers ist ähnlich dem der Issel, halten sich die Fische für den Transport auf. Über eine Membransauerstoffpumpe wird Sauerstoff hineingepumpt, damit sie für den Transport zum Angelpark Schermbeck versorgt sind. Dort sollen sie laut Torsten Rühl bleiben, bis wieder Wasser nachkommt. Knapp 500 weitere Fische haben die Freiwilligen später noch an der Bärenschleuse ausgesetzt, „damit der Bestand nachkommen kann“.
Jessica Küppers aus Brünen habe Zeit, sagt sie, „warum soll man da nicht helfen?“ Auch weitere Angelbegeisterte wie Dominik (16), der mit Tante und Onkel an diesem Tag gekommen ist, hilft mit. „Angler sind auch Naturschützer“, betont Torsten Rühl. Über die tatkräftigen Unterstützung an diesem Tag freut er sich: „Super, ich bin dankbar für jede helfende Hand.“ Er geht davon aus, dass er auch am Wochenende im Einsatz sein wird: „Immer mehr Menschen melden mir Stellen, an denen Fische verenden.“
- Über Facebook will Torsten Rühl weiter informieren und sich auch melden, wenn wieder Hilfe benötigt wird.