Wesel. . Silja Meyer-Suchsland erhielt den Ehrenamtspreis: Ziel ihres Projektes ist eine stabile Population der Stadttauben.

Wer mit dem Aufzug zum Parkdeck über dem Kaufhof hinauf fährt, der hört es gurren uns sieht es flattern auf den Dächern. Hier haben Wesels Stadttauben ein Heim. An der Treppe, die hinauf zum Taubenhaus führt, wartet Silja Meyer-Suchsland. Sie trägt bereits Handschuhe und Fußschutz. Neben ihr stehen die Futtersäcke bereit. 28 Kilogramm, einfaches Taubenfutter, erklärt sie. 120 Stück davon reichen, um die Tiere in drei Taubenschlägen in Wesel ein Jahr lang zu versorgen.

Versorgung und Reduzierung der Population

Es geht um Versorgung sowie die artgerechte Reduzierung der Population: Eier werden durch Kunststoffattrappen ersetzt, um zu verhindern, dass sich die Tauben unendlich vermehren. Für ihr Engagement rund um das Weseler Stadttaubenprojekt erhielt Silja Meyer-Suchsland den Ehrenamtspreis der Stadt. „Mit zehn Jahren habe ich schon mit meiner Mutter und einer Freundin an Infoständen gestanden und mich gegen die Massentierhaltung eingesetzt“, erinnert sich die heute 45-Jährige. Tierschutz hat sie schon seit der Kindheit begleitet, wurde auch später im Rahmen ihrer Tätigkeit als Juristin zu ihrem Interessensgebiet. Warum ausgerechnet Tauben? „Ich habe immer verletzte Stadttauben auf dem Boden gesehen“, sagt sie. Viel wusste sie damals noch nicht über die Tiere, doch die Juristin las sich ein. „Dann wurde das so zu meinem Thema – nicht der Hund oder die Katze, sondern die Stadttaube.“

Im Taubenhaus bekommen die Tiere Futter, frisches Wasser sowie Medizin. Eier werden gegen Attrappen ersetzt, um die unendliche Population zu verhindern.
Im Taubenhaus bekommen die Tiere Futter, frisches Wasser sowie Medizin. Eier werden gegen Attrappen ersetzt, um die unendliche Population zu verhindern. © Markus Joosten

Die lebe nicht freiwillig hier, erklärt Silja Meyer-Suchsland. Die Stadttauben seien Nachkommen der Brieftauben – der Nachwuchs der Tiere, die den Weg zum Taubenschlag nicht zurückfinden. Den Brieftaubensport sieht sie daher sehr kritisch. Ihr geht es um Mitverantwortung und Verständnis. Die Juristin macht einen Unterschied deutlich: Stadttauben kämen im Vergleich zu Wildtauben nicht alleine zurecht. Meyer-Suchsland gründete einen Verein und suchte nach Standorten für die Taubenhäuser. Das erste wurde 2010 am Klärwerk am Rhein errichtet, 2011 folgte das Haus am Parkdeck in der Innenstadt, seit 2015 gibt es noch ein drittes im Domviertel. Nur der Bahnhof sei noch unversorgt. „Da suchen wir seit zehn Jahren einen geeigneten Standort.“

Taubenhäuser werden regelmäßig gereinigt

Silja Meyer-Suchsland betritt das Taubenhaus – auf dem Boden liegen Federn und Kot verteilt. Regelmäßig säubert sie oder ein Teammitglied das Taubenhaus. Die Vögel flattern wild umher. Sich mit Handschuhen, Fuß- und Mundschutz zu schützen ist wichtig. Es gehe dabei um den Federstaub, „die kleinen Schuppen von Haut und Federn“, erläutert Meyer-Suchsland. Dagegen seien viele Menschen allergisch.

Füttern, Wasser auffüllen, Kot entfernen: Drei Mal die Woche besuchen ehrenamtliche Helfer – sie erhalten eine Aufwandsentschädigung – das Taubenhaus. Auch um den Dreck zu entfernen, der sonst in der Innenstadt zu finden wäre. Und: „Gesättigte Stadttauben brüten weniger“, sagt Meyer-Suchsland. Einen Stadttaubenwart für Wesel, das würde sie sich wünschen. „Die Tauben gehören einfach zum Stadtbild dazu, aber sie müssen eben versorgt werden“, sagt die Tierschützerin.

>>> Info: Verein sucht ehrenamtliche Helfer

  • Die drei Taubenhäuser in Wesel konnten mit Hilfe von Spendengeldern errichtet werden. Dort kümmern sich aktuell fünf ehrenamtliche Helfer um die Tauben. Das Stadttaubenprojekt in Wesel sucht weitere Unterstützung. Für Informationen und Kontakt: www.facebook.com/Stadttaubenprojekt-Wesel-Hamm-eV-hier-Projekt-in-Wesel