Schermbeck/Hünxe. . Das Hünxer Tonunternehmen Nottenkämper informierte in Schermbeck über illegal deponierte Ölpellets. Gemischte Gefühle bei den Nachbarn.
- Umfangreich hat das Hünxer Unternehmen Nottenkämper die Nachbarn informiert
- Nicht alle Fragen konnten beantwortet werden, bei etlichen Gahlenern blieb Skepsis
- Nach dem Verschwinden des Hauptangeklagten könnte manche Frage offen bleiben
Es gibt Fragen, die viele Gahlener umtreiben, auf die das Hünxer Unternehmen Nottenkämper keine Antwort geben kann: Wie berichtet, sind rund 30 000 Tonnen mit giftigen Ölpellets versetzten Materials in der Deponie Mühlenberg Süd in Gahlen entsorgt worden. Illegal und über drei Jahre von 2010 bis 2013. Kleine Mengen des Materials – rund 0,8 Prozent – waren in legalem mineralischen Abfall verborgen.
Unverständnis, dass die Tat gelingen konnte
Ein Teilnehmer der Bürgerinformation im Café Holtkamp brachte sein Unverständnis darüber zum Ausdruck, dass all die externen und internen Überprüfungen das nicht ans Tageslicht gebracht haben. Diskussionen auch in der Pause vor der Tür: „Das muss doch jemandem aufgefallen sein!“ „Wer weiß, wer da wem was zugeschoben hat...“ Zum Teil wird die Frage wohl Gegenstand staatsanwaltlicher Untersuchungen im Rahmen des Prozesses vor dem Bochumer Landgericht sein. Manches könnte unklar bleiben, solange der Hauptverdächtige unauffindbar bleibt.
Rund 80 Teilnehmer waren der Einladung der Firma Nottenkämper gefolgt, um mehr über den Umweltskandal vor ihrer Haustüre zu erfahren. Das Unternehmen und der unabhängige Gutachter informierten ausführlich über die Deponie, die Kontrollmechanismen und – im von der Staatsanwaltschaft zugelassenen Rahmen – über die Straftat.
Garantien gibt es auch für die Zukunft nicht
Dass ein solcher Fall sich nicht wiederholen wird, das konnte niemand den Gahlenern garantieren. Wie berichtet, ist ein Prokurist des Unternehmens, der zugleich Abfallmakler war, Hauptangeklagter im Verfahren um die illegale Giftmüllentsorgung. Er hatte in einem Abschiedsbrief seinen Freitod angekündigt und ist verschwunden. Pia Nottenkämper, Geschäftsführende Gesellschafterin, und Geschäftsführer Thomas Eckerth beantworteten Fragen. Dennoch, es blieb Skepsis.
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Greifbare Antworten dagegen gab der Gutachter auf die Frage nach Gefährdung von Umwelt und Grundwasser durch die Ölpellets. Die Deponie sei – zumindest wenn die Abdeckung fertiggestellt ist – rundum eingekapselt. Von ihr gehe keine Gefahr aus, solange das Sickerwasser kontinuierlich kontrolliert werde und die Grundwassermessstellen ausgebaut sind.
Gemischte Gefühle bei den Leuten. „Wenn das sicher ist, ist es in Ordnung“, meint einer hinterher, seine Nachbarn sehen das skeptischer, „was ist, wenn die mal weg sind?“ Eckerth beantwortete diese Frage im Saal: „Wir haben vor, noch Jahrzehnte vor Ort zu bleiben.“ Ein Gahlener findet die Aufregung übertrieben, „viel schlimmer sind die Gülletransporte“.
Angler lassen den Schadstoffgehalt testen
Ob tatsächlich nichts aus dem Mühlenberg sickert, wie von Gutachter und Unternehmen versichert, will Hartmut Stracke, Vorsitzender des Angelsportvereins Gahlen-Lippe (AFV) genau wissen. Der 134 Mitglieder zählende Club hat seine Angelteiche direkt neben dem Mühlenberg Süd. „Aal ist ein Fisch, der Schadstoffe am meisten speichert“, erläutert er. Auf Kosten der Firma Nottenkämper möchte er im Frühjahr einen Aal aus seinen Teichen auf seinen Schadstoffgehalt beim Landesfischereiverband Münster untersuchen lassen. Das soll Klarheit bringen, ob die Fische noch genießbar sind. Pia Nottenkämper sagte sofort zu.