Hünxe/Schermbeck. . Die Firma Nottenkämper fühlt sich vom ehemaligen Mitarbeiter hintergangen. 30 000 Tonnen Ölpellets lagern illegal auf der Deponie Mühlenberg Süd.

  • Am Donnerstag bezog das Unternehmen Stellung zur unerlaubten Entsorgung der Ölpellets
  • Nur ein Insider habe das System der Kontrollen umgehen können, heißt es
  • Ein Gutachter hält das Grundwasser für nicht gefährdet

Wenige und zum Teil irreführende Informationen beunruhigen die Anwohner der Deponie Mühlenberg Süd. Klar ist: In der Deponie auf der ehemaligen Tonabgrabung steckt giftiges Material, man rechnet mit rund 30 000 Tonnen, das da nicht hinein gehört. Bislang hat sich der Betreiber, das Hünxer Unternehmen Nottenkämper, weitgehend bedeckt gehalten. Am Donnerstag ging die Geschäftsführung in die Offensive, die untersuchende Staatsanwaltschaft Bochum habe um die Zurückhaltung gebeten. Der ehemalige Prokurist des Unternehmens habe das Vertrauen der Geschäftsführung missbraucht und illegal den Giftmüll entsorgt – unter Umgehung sämtlicher Sicherheitssysteme. Das sei nur einem Insider möglich gewesen, so Geschäftsführer Thomas Eckerth. Der Beschuldigte, Hauptangeklagter in der Sache vor dem Bochumer Landgericht, ist verschwunden.

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Viele Details seines Vorgehens sind unklar, die Staatsanwaltschaft hat das Unternehmen offenbar gründlich durchleuchtet. Bis 2023 darf Nottenkämper die Deponie Mühlenberg Nord, direkt nebenan, weiter betreiben. Rund 30 000 Tonnen mit giftigen Ölpellets verunreinigtes Material ist auf der Deponie Mühlenberg Süd gelandet – zumindest fehlt soviel Material und die Hünxer Firma Nottenkämper geht davon aus, dass es in der Deponie Mühlenberg Süd illegal ‘entsorgt’ wurde. Donnerstag lud die Geschäftsführung zu Pressegespräch und Nachbarinformation, um zu erklären, was sie erklären dürfe – die Bochumer Staatsanwaltschaft habe sie zur Zurückhaltung aufgefordert, daher habe das Unternehmen bislang kaum auf die öffentliche Diskussion reagieren können.

Hauptangeklagter ist verschwunden

Bis zum Prozessbeginn im Sommer war von dem Skandal, der sich bereits in den Jahren 2010 bis 2013 ereignet haben soll und 2014 aufgedeckt wurde – nichts bekannt geworden. Thomas Eckerth, Geschäftsführer bei Nottenkämper, und Pia Nottenkämper erläuterten das Netz interner und externer Überwachung durch Proben, Begehungen, eigene und externe Labore. Es hätte nicht geschehen dürfen, dass illegal giftige Stoffe abgelagert werden. „Das konnte nur jemand machen, der unsere Systeme genau kennt“, sagt Eckerth. Der Hauptangeklagte vor dem Bochumer Landgericht ist verschwunden, einem weiteren sollen mindestens vier Jahre Haft drohen – eher mehr.

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Die Pellets selbst, Nottenkämper hat das Material von der RZB Bochum, einem Recyclingunternehmen, erhalten, habe man weder sehen noch riechen können: Sie seien mit Siebsand, Aktivkohlefilter und anderen Materialien vermischt worden, bis die rund 0,5 Zentimeter großen Pellets in einem Mantel steckten, der etwa Kartoffelgröße hat. Nottenkämper wehrt sich auch gegen die ursprüngliche Darstellung des Kreises Wesel, ein Lkw-Fahrer habe die Umweltschweinerei entdeckt, nachdem er nach einer Deponiefahrt ölige Schlieren auf der Ladefläche hatte. „Das war nicht bei uns“, betont Eckert, das müsse in einem der vorangegangenen Umwandlungsprozesse von der Quelle der Pellets, der Ruhr Oel Gelsenkirchen, bis zur vorletzten Station RZB geschehen sein. Wichtig ist das dem Unternehmen, weil – in Hünxe angekommen – keine Schlieren und kein Geruch mehr aufgetreten seien.

Pellets können laut Gutachter auf Deponie bleiben

Gutachter Ulrich Lieser, von Kreis, Bezirksregierung und Landesumweltamt beauftragt, erläuterte seine Ergebnisse. Er kommt zum Schluss, dass das Grundwasser nicht gefährdet sei und die Pellets in der Deponie verbleiben können. Im Sickerwasser der Deponie – das täglich abgefahren und in der Dinslakener Kläranlage entsorgt werde, so Nottenkämper – seien lediglich die Belastungen aufgetreten, die in bei den am Mühlenberg genehmigten, mineralischen Stoffen zu erwarten waren. Auch stellte er keine Ausgasungen fest und halte eine Selbstentzündung der Pellets – sie sind dafür bekannt – im aktuellen Zustand für unvorstellbar.

Sein Fazit: Das Sickerwasser muss kontinuierlich beprobt werden, das Überwachungsnetz für das Grundwasser enger gezogen werden, es wird weitere Messstellen geben. Auch das sagt Lieser: Von keiner der nahen Deponien seien Schadstoffe ins Grundwasser gelangt. Als Grund dafür nennt er die 30 bis 40 Meter mächtigen Tonschichten über dem tief gelegenen Grundwasserspiegel.

Die Firma Nottenkämper sieht sich, obwohl vor allem von den Grünen scharf angegriffen und sogar angezeigt, weiter als Opfer betrügerischer Machenschaften. Donnerstagabend informierte sie die Nachbarn.