Hünxe. . Wie konnte es dazu kommen, dass 30.000 Tonnen Ölpellets in den Gartroper Mühlenberg gelangten? Die Kreisverwaltung gab gestern erste Antworten.

  • Illegale Entsorgung von Ölpellets in Hünxe: Kreisverwaltung gab erste Antworten
  • Unerlaubter Abfall fiel nicht bei Beprobung auf, sondern, weil ein Lkw-Fahrer skeptisch geworden war
  • Ölpellets verbleiben im Mühlenberg – ihn abzutragen, hätte 500 Millionen Euro gekostet

Es war nicht etwa eine Papierspur, die die Ermittler auf die Spur des Hünxer Umweltskandals brachte, auch fiel der illegale Abfall nicht bei Beprobungen auf. Ein Lkw-Fahrer hatte bemerkt, dass immer, wenn er mit der Ladung eines bestimmten Auftrags die Deponie Nottenkämper im Gartroper Busch angefahren war, schmierige Ölspuren auf der Ladefläche zurück blieben. Die Ermittlungen der Bochumer Staatsanwaltschaft nahmen ihren Lauf, gestern beschäftigte der Fall den Umweltausschuss des Kreises Wesel.

Wie berichtet, wirft die Staatsanwaltschaft vier Angeklagten, darunter einem ehemaligen Mitarbeiter der Firma Nottenkämper, vor, 30.000 Tonnen Ölpellets in der Tongrube Mühlenberg illegal entsorgt zu haben. Die Deponie ist lediglich für mineralische Abfälle zugelassen. Ölpellets dagegen sind giftig, für das Grundwasser gefährlich und zudem leicht entzündlich. In den Jahren 2010 bis 2013 sind laut Kreisverwaltung insgesamt 4,8 Millionen Tonnen Material verschiedener Lieferanten abgeladen worden. Man vermutet, dass darin verborgen rund 30.000 Tonnen Ölpellets steckten.

Fragenkatalog an Kreisverwaltung

In einem verschlossenen Glas hat Michael Fastring, Leiter des Fachdienstes Umwelt gestern eine Probe dessen mit in den Kreisumweltausschuss gebracht, was illegal in der Gartroper Abgrabung Mühlenberg entsorgt worden ist: Ölpellets, die bei der Vergasung von Schweröl entstehen – „bitte nicht öffnen!“ Und die auf eine Sondermülldeponie gehörten. Die Grünen hatten einen Fragenkatalog an die Kreisverwaltung gesandt, Fastring antwortete.

Analyseergebnisse von Vorabuntersuchungen, Sichtproben und die Waage waren seinerzeit – die Staatsanwaltschaft geht von einem Zeitraum von 2010 bis 2013 bei der Anlieferung aus – die Eingangskontrolle bei der Gartroper Deponie.

Bei Nottenkämper wird inzwischen strenger kontrolliert

Inzwischen wird engmaschiger kontrolliert, auch vor Ort Proben genommen und dokumentiert. Auch seinerzeit sei der Betreiber, so Fastring, bereits zu einem lückenlosen Nachweis der Herkunft des Materials verpflichtet gewesen. Kriminelle Energie, die Untermischung des giftigen Materials und Umdeklarierungen hätten dieses Verfahren unterlaufen.

Ein gemeinsam vom Bundes- und Landesumweltministerium, der Bezirksregierung Düsseldorf und dem Kreis Wesel beauftragter Gutachter ist wie berichtet zu dem Schluss gekommen, dass das Material dort sicher aufbewahrt ist. Eine mächtige Tonschicht unter dem Mühlenberg schütze das Grundwasser. „Rein rechnerisch würde ein Tropfen mehr als eine Millionen Jahre benötigen, um diese Schicht zu durchwandern“, so Fastring im Ausschuss.

Den Berg abzutragen, hätte 500 Millionen Euro gekostet

Die Alternative wäre gewesen, den gesamten Berg abzutragen: zwölf Millionen Tonnen Material, die auf eine Sondermülldeponie wandern müssten. Diese Kapazitäten gebe es in NRW nicht – zudem lägen die Kosten bei 500 Millionen Euro. „Das war nicht der ausschlaggebende Grund, muss aber gesagt werden.“

Ulrike Trick (Grüne) würde gern den Deponiebetreiber Nottenkämper zur Rechenschaft ziehen, bei dem sie die Verantwortung sieht. Das Unternehmen gelte laut Staatsanwaltschaft aber eher als Opfer, so die Verwaltung. Sämtliche Beprobungen und Maßnahmen habe das Unternehmen gezahlt und eine Sicherheitsleistung von 320.000 Euro beim Kreis hinterlegt, erläuterte Fastring.

>> ABGRABUNG IST VERFÜLLT

  • Seit dem vergangenen Jahr gibt es am Mühlenberg keine weitere Verfüllung.
  • Auch gebe es bislang keinen konkreten Antrag zur diskutierten Aufstockung des Bergs zu einem Aussichtspunkt im Rahmen des Naturparks Hohe Mark am Hohe-Mark-Steig.