Wesel. . Seit 48 Jahren lebt Heinrich Buchmann mit seiner Frau Elfriede nahe der Bärenschleuse. Er kann sich noch gut an die ehemalige Gaststätte erinnern
Stolz steht Heinrich Buchmann vor seinem über 200 Jahre alten Haus, bereit für einen Spaziergang zur Bärenschleuse. Viel habe er in der Zeit renovieren müssen – das Dach sei komplett neu, so wie der Giebel und einige Ställe. So sehr sich seine vier Wände verändert haben, ist auch die Umgebung nicht mehr so wie einst.
Damals arbeiteten acht Landwirte in Obrighoven
„Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass hier vor dem Haus ein offener Isselkanal war“, sagt er. Ein Bild in seiner Küche bestätigt das. Heute ist der Bereich aufgeschüttet und ein Teil sein Vorgarten. „Das Ende der Issel ist da vorne“, zeigt er und läuft los Richtung Bärenschleuse, ein beliebtes Ausflugsziel in Obrighoven – damals und heute.
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Alte Kastanien und der Kuhstall säumen den Weg. Mit seiner Frau Elfriede hat er bis vor vier Jahren den Bauernhof betrieben. Heute kümmert sich sein Sohn Reinhard um die 160 Milchkühe sowie die Getreide-, Mais-, Gras- und Zuckerrübenfelder. Damals arbeiteten acht Landwirte in der Gegend, heute sind die Buchmanns alleine.
Nach einigen Metern erstreckt sich eine Allee. „Da vorne war einer der beliebtesten Treffpunkte Wesels“, betont Buchmann – die Gaststätte Bärenschleuse oder auch als Haus Fondern bekannt. Rund 150 Jahre gingen die Gäste ein und aus. Seit 25 Jahren nicht mehr. Heute ist das Haus in Privatbesitz. Heinrich Buchmann klingelt und es öffnet sich ein Tor. Ein Kieselweg führt durch einen Park zum Haus – hohe Bäume und Skulpturen stehen am Wegesrand.
Gaststätte Bärenschleuse ist heute in Privatbesitz
An der Eingangstür warten bereits die Besitzer Dr. Michael Küchler und seine Frau Magdalene. Als klar war, dass die Gaststätte nicht mehr renoviert werden würde und dann auch noch ausgeschrieben wurde, hat das Ehepaar nicht lange gewartet. „Ich habe mich sofort in den Park verliebt, davon habe ich als Kind schon geträumt“, sagt der Eigentümer, der noch genau weiß, wie die Gaststätte ausgesehen hat.
„Wir haben damals noch den Zapfhahn bedient, als hier Betrieb war“, erinnert sich Magdalene. Zwei Jahre hat es gedauert, bis das 400 Quadratmeter große Haus in Lackhausen komplett renoviert war. „Ja, wir sind Grenzgänger und sind hier tatsächlich in Lackhausen“, sagt Magdalene, die immer schon in diesem Ortsteil leben wollte. „Mein Garten hingegen ist in Obrighoven“, sagt Heinrich Buchmann lachend, gerade einmal einen Steinwurf entfernt.
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Der Weg führt Buchmann weiter an seinen Feldern vorbei Richtung Issel. Schon von Weitem hört man ein Plätschern, dann wird sie sichtbar: die Bärenschleuse. Gerade einmal 300 Meter wohnt er mit seiner Frau von der Bärenschleuse entfernt. „Schön ist es hier“, sagt er in einem schwärmenden Ton. Im Sommer seien viele Kinder dort und spielen am und im Wasser. „Hier hat halb Wesel schwimmen gelernt“, ist er sich sicher. Seine Frau Elfriede war auch dabei.
Name Bärenschleuse hat nichts mit dem Tier zu tun
Doch trotz des Namens hat die Bärenschleuse nichts mit dem Tier zu tun. „’Bär’ geht auf das alte Wort ‘Sperre’ zurück“, erklärt Buchmann und ergänzt: „Anfang des 17. Jahrhunderts haben die Spanier Wesel als Festung weiter ausgebaut. Dazu benutzten sie den Isselgraben, um mit Hilfe der Bärenschleuse Wasser in die Stadtgräben zu leiten.“
Ein paar Schritte weiter zeigt Heinrich Buchmann auf die Fischtreppe – ein kleiner Bach schlängelt sich durch das Grün. Vor ungefähr zehn Jahren ist das Projekt umgesetzt worden, damit die Fische, wie der Name sagt, bachaufwärts schwimmen und so laichen können. Heinrich Buchmann hatte sich dafür eingesetzt.
Obrighoven - damals und heute