Schermbeck. . Die Pläne liegen aber nur auf Eis. Die Gemeinde kann den Modul-Bau innerhalb von vier Monaten hochziehen

Es war schon nach 21 Uhr, als Schermbecks Bürgermeister die Nachricht des Abends verkündete: Die Flüchtlingsunterkunft in Gahlen wird vorerst nicht gebaut. Anderthalb Stunden hatten die Menschen im Gemeindehaus in kleiner Runde mit Jürgen Höchst vom Heimatverein, Christiane Rittmann vom Bürgerforum und Pfarrer Christian Hilbricht zusammengesessen, hatten das übliche Für und Wider ausgetauscht und Fakten gesammelt, die für die Integration der Flüchtlinge wichtig sein könnten. Und dann kam alles anders.

Damit sei das Projekt aber nicht aus der Welt, betonte Bürgermeister Mike Rexforth; die Gemeinde erhält sich die Option, die Unterkunft am Ortseingang wie geplant zu bauen – aber nur, wenn die Situation es erfordert. Inzwischen werden Flüchtlinge aus Balkanstaaten zurückgeschickt, über Griechenland kommen seit dem Abkommen mit der Türkei nur wenige Menschen nach Europa. Und das spiegelt sich in Schermbeck wider: 295 Flüchtlinge leben aktuell in der Gemeinde, 313 waren es in Spitzenzeiten. Rexforth: „Ab einer Zahl von 400 Flüchtlingen müssten wir wieder über die Gahlener Unterkunft sprechen.“

Haus am Borgskamp wird gebaut

Seit Monaten sei niemand in Schermbeck angekommen, außer im Zuge von Familienzusammenführungen, so Rexforth. Wenn das so bleibe, reichten die Wohnungen und Unterkünfte der Gemeinde aus, es bestehe sogar noch Kapazität, zumal am Bau der 16 Wohnungen am Borgskamp festgehalten werde. Diese sollen zwar für Flüchtlinge entstehen, aber auch sozial schwächer gestellten Menschen zugute kommen.

Man sei in der Lage, die Unterkunft in vier Monaten hochzuziehen, betonte Rexforth. Der geplante Modul-Bau, in dem 120 Menschen wohnen sollen, hatte in Gahlen für Ärger gesorgt: zu groß und zu weit vom Ortskern, hieß es bei einer ersten Versammlung. Danach hatte sich aber schnell ein Bürgerforum gebildet, das die Integration der Neuankömmlinge organisieren wollte. In der jetzigen Versammlung trug es eine Reihe Fragen vor, die gesammelt wurden: Da ging es um Schwimmunterricht für Flüchtlinge angesichts der Gefahren der Lippe ebenso wie um eine 24-Stunden-Betreuung der Einrichtung, um den Versicherungsschutz bei sportlichen Aktivitäten ebenso wie um den Wunsch nach einer regelmäßigen Sprechstunde der Gemeinde in Gahlen. Außerdem wurden einmal mehr ein Bürgersteig und eine Beleuchtung für die Kirchstraße gefordert. Eins wurde bei der Debatte schnell klar: Sollte die Unterkunft zustande kommen, wird viel ehrenamtlicher Einsatz vonnöten sein. Und die Gahlener sind bereit zu helfen. Das Forum jedenfalls will seine Arbeit fortsetzen. Jürgen Höchst: „Wir sollten die Zeit nutzen, in er es ruhig ist und uns vorbereiten.“

Vorerst rechnet Rexforth mit keiner Zunahme des Flüchtlingsstroms, auf längere Sicht jedoch ist er skeptisch. Der Krieg in Syrien dauere schließlich an. „Immer noch sind Menschen auf der Flucht. Die warten jetzt nur woanders.“