Rheinberg/Alpen/Xanten. Viele Karnevalsvereine klagen über sinkende Mitgliederzahlen. Stirbt der Karneval bald aus? Was Vereine aus Rheinberg und Umgebung dazu sagen.
Die fünfte Jahreszeit hat mit einem großen „Helau“ begonnen. In Rheinberg, Alpen und Xanten stecken die Karnevalsvereine Rhinberkse Jonges (Rheinberg), KVG Hand in Hand (Alpen) und der Xantener Carnevals Verein gleich mitten drin in der Session. Eine jährliche Tradition, die viele Vereine aber immer mehr an Grenzen bringt.
Sinkende Mitgliederzahlen
Der Karneval ist ein jährliches Fest, das Groß und Klein zusammenbringt. Bunte Kostüme, Süßigkeiten und Geselligkeit – Das macht vielen Spaß. Dennoch sind einige Vereine in Not und klagen über sinkende Mitgliederzahlen. Das führt oft zu Auflösungen, wie beim Weseler Karnevalsverein oder zu selbstorganisierten Karnevalsumzügen ohne Vereine.
„Corona hat uns Mitglieder gekostet“, sagt Miriam Krupper, Geschäftsführerin des KVG Hand in Hand in Alpen. Währenddessen sei jedoch der Zulauf zum Straßenkarneval geblieben. Kruppers Einschätzung: Das Interesse der Leute liege im gemeinsamen Partymachen und weniger im Saal-Karneval. Dieser ist nämlich oft mit Vorbereitungen und Arbeit verbunden, was die Vereinsmitglieder oder der Vorstand übernehmen. „Viele verpflichten sich nicht gerne“, so die Geschäftsführerin.
„Karneval ist Liebe zum Dorf“
Ein weiterer Grund für das Ausbleiben neuer Mitglieder – die Mitgliedsbeiträge, vermutet Krupper. „Es wird alles teurer“, merkt sie an und zeigt ihr Verständnis für die finanzielle Entschuldigung. Jedoch würden die Mitgliedsbeiträge bei der KVG Hand in Hand „nur“ 4,20 Euro monatlich betragen. Diese seien in der Regel aufbringbar.
„Karneval ist Liebe zum Dorf“, sagt das KVG-Mitglied. Familien, die aus den Großstädten aufs Land ziehen hätten oft nicht diese Liebe und den Bezug zum Dorf, wie die Einheimischen Bürger. Diese feiern, wie bereits erwähnt, zwar gerne mit, jedoch treten sie aufgrund des mangelnden Bezuges zum Dorf und der Liebe zum Karneval eher seltener den Vereinen bei. Daher Kruppers Fazit: „Das Vereinsleben stirbt aus und nicht das Karneval-Feiern.“
Strenge Auflagen und Bürokratie
Die Xantener Karnevalisten stecken ebenso in den Vorbereitungen für die weitere Session: „Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren“, sagt der erste Vorsitzende und Sitzungspräsident des Xantener Carneval Vereins Ralf Hußmann. Der Verein klagt zwar nicht über sinkende Mitgliederzahlen, jedoch sieht er das Problem woanders: „Die Brauchtumspflege wird nicht mehr so unterstützt, wie es vor Jahren ursprünglich war.“
Der Vereinsvorsitzende findet: „Immer strengere Auflagen und bürokratische Vorgänge sind unter anderem Schuld, dass viele Gesellschaften sich das nicht mehr antun wollen und auch die finanziellen Mittel nicht mehr zur Verfügung haben.“ Die Deutschen Vorschriften würden, seiner Meinung nach, letztendlich alles zugrunde richten. Dennoch sieht sich der Karnevalist als auch die anderen Mitglieder des Xantener Carneval Vereins in der Pflicht. „Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen. Wenn wir aufgeben, dann werden unsere Nachkommen nicht mehr wissen, was Karneval ist und bedeutet.“
Könnte eine Altersbeschränkung eine mögliche Lösung sein?
Sinkende Mitgliederzahlen beklagt der Karnevalsverein Rhinberkser Jonges in Rheinberg jedoch auch nicht – im Gegenteil. „In diesem Jahr haben wir sogar besonders viele Interessenten, die Mitglied in unserem Verein werden möchten“, sagt Vereinspräsident Matthias Plugge. Bei den Rhinberkse Jonges gebe es die Regel, dass alle Interessenten ein Probejahr absolvieren müssen. Ebenso ist jedes Mitglied dazu aufgefordert, sich aktiv am Vereinsleben zu beteiligen.
Hinzu kommt, dass der Verein für die Elferratsmitglieder eine Altersbeschränkung eingeführt hat – im Alter von 55 Jahren ist Schluss. „Eine weiterer Vorteil dürfte darin bestehen, dass in Rheinberg Rheinberger Karneval für Rheinberger organisieren. So finden unsere Büttensitzungen komplett mit eigenen Akteuren statt. Niemand wird für die Büttensitzung gebucht“, erklärt Plugge.
Plugges Fazit: „Der Karneval verändert sich, so wie sich auch die Gesellschaft verändert. Die große Kunst besteht darin, Tradition und Moderne miteinander zu verbinden.“