Bönninghardt. Heike Becks hat schon einmal in Alpen gelebt. Am Sonntag wird sie in einem feierlichen Gottesdienst auf dem Dorfplatz als Pfarrerin eingeführt.

Der eigenwillige Höhenzug Bönninghardt ist Heike Becks vertraut. Schließlich hat sie mit ihrer Familie in der 90er Jahren mal fünf Jahre lang dort gelebt. „Op de Hei muss man tief graben, um auf Wasser zu stoßen“, sagt sie. Diese Erkenntnis steht im Zusammenhang mit dem Text aus dem Alten Testament, den das Presbyterium als Leitmotiv für den feierlichen Gottesdienst am Sonntag (15 Uhr) ausgewählt hat. Dann wird die Pfarrerin aus Alpen auf dem Dorfplatz gegenüber der evangelischen Kirche als Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Bönninghardt eingeführt.

Wasser ist das zentrale Thema. Ein hoch aktuelles. Es geht um den Propheten Jeremias, der einen Baum am Wasser pflanzt, damit er Wurzeln schlägt. Heike Becks wird ihre Predigt für ihren Einführungsgottesdienst erst kurz vorher ausformulieren – so, wie sie es eigentlich immer macht. „Ich muss erst mit einem Text schwanger gehen“, sagt die Theologin, „und mit ihm verbunden sein.“ Dann komme die Form, die der Predigt Authentizität verleihe.

Mitglieder sollen sich „nicht allein gelassen fühlen“

Das Wort spielt in der kleinen reformierten Gemeinde eine zentrale Rolle. „Selig sind die, die Gottes Wort hören und bewahren“ – der Bibelvers steht in großen Lettern an der Kopfwand der Kirche. Der Predigtstuhl nimmt eine erhabene Position ein in dem betont schlichten Raum, dem die schnörkellose Holzdecke Wärme verleiht.

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In dieser Tradition versteht Heike Becks ihre Kernaufgabe. Sie möchte dem Presbyterium bei seiner verantwortungsvollen Leitungsaufgabe beistehen, geistliches Rüstzeug geben, damit sich die Mitglieder und damit die Gemeinde „nicht allein gelassen fühlen“. In ihrer ersten Presbyteriumssitzung ist die neue Pfarrerin gerade zur neuen Vorsitzenden gewählt worden und muss jetzt die Wahlen vorbereiten, die wegen der Veränderungen auf der Bönninghardt aufs Frühjahr verschoben worden sind.

Zurück zu den Ursprüngen

Die Kirchengemeinde mit ihren 600 Gliedern war zuletzt pfarramtlich verbunden mit der in Kamp-Lintfort. Mit dem Ausscheiden von Pfarrer Peter Muthmann orientieren sich die Protestanten auf der Bönninghardt nun an den kommunalen Grenzen und verbinden sich mit der Gemeinde in Alpen. „So bleibt ihre Selbstständigkeit komplett erhalten“, sagt Heike Becks, „das ist wichtig.“

Schon um die Identität zu bewahren. Die Gemeinde, einst von armen Auswanderern aus der Pfalz gegründet, trennte sich 1867 von der Gemeinde in Alpen, die von „wohlhabenden Bauern“ geprägt war. So gesehen, kehrt die Kirche in Bönninghardt selbstbestimmt zu den Ursprüngen zurück.

Über Konfessionsgrenzen hinweg

Die Pfarrerin muss rechnerisch knapp ein Drittel ihrer Stelle für ihre neue Aufgabe aufwenden, der Anteil ihrer Arbeit für die Gemeinde in Alpen (3600 Glieder) bleibt deutlich höher. Da ihre Stelle insgesamt nicht ausgeweitet wird, muss es Abstriche geben. „Mein Mann hat auch 75 Prozent und gibt schon 100“, sagt sie. Von der Seite kann also wenig Unterstützung kommen. „Man muss in der Praxis sehen, was geht“, sagt sie.

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Heike Becks freut sich auf ihre Aufgabe und die Menschen, die sie für ihren ausgeprägten Sinn fürs Miteinander schätzt – „über Konfessionsgrenzen hinweg“. Irgendwie geht für sie ein Kindheitswunsch ihres längst erwachsenen Sohns Henrik in Erfüllung. Der habe als Knirps nach dem Umzug ins Alpener Pfarrhaus gefragt: „Mama, wann ziehen wir wieder nach Hause?“

Zweimal im Monat ein Sonntagsgottesdienst

Sonntage: Es wird an zwei Sonntagen im Monat Gottesdienst in der Bönninghardt gefeiert, um 9.30 Uhr oder 11.30 Uhr.

Festtage: Hinzu kommen Gottesdienste an besonderen Tagen wie Heiligabend oder Silvester.