Rheinberg/Wesel. Erstmals traf die Bürgerinitiative „Contra Rheinuferverbot“ aus Rheinberg auf die Behörden im Kreishaus in Wesel. Es gibt viel zu besprechen.
Es war ein dicker Papierstapel, den Britta Krämer von der Sprechergruppe der Rheinberger Bürgerinitiative „Contra Rheinuferverbot“ am Dienstag an Helmut Czichy, Vorstandsmitglied Planen, Bauen und Umwelt, im Weseler Kreishaus übergab. Gut 1600 Unterschriften hat die Bürgerinitiative in rund vier Wochen in Rheinberg gesammelt. Alle Unterzeichner forderten eines: Den freien Zugang zum Rhein auf einem Abschnitt von knapp 600 Metern zwischen dem geplanten Ruhehafen und dem Kiesgebiet.
Seit Juni sind Ranger des Regionalverbandes Ruhr (RVR) am Rhein in Ossenberg unterwegs, um die Rückzugsorte von Tieren und Pflanzen zu schützen und erholungsuchende Menschen über die mögliche Gefährdung der Arten zu informieren. Fußgänger und Radfahrer teilen sich seitdem den Weg auf der Deichkrone. „Das ist ein bisschen wie im Zoo: Man kann reingucken, aber nicht reingehen. Wir können auf den Rhein schauen, aber nicht rangehen“, verglich Janina Pollmann von der Bürgerinitiative die Situation. Bisher kommunizierte die Initiative ausschließlich schriftlich mit den Vertretern des Kreishauses. Am Dienstag gab es das erste Aufeinandertreffen beider Seiten. „Wir hoffen, dass nun Maßnahmen ergriffen werden, wenn die Ansprechpersonen im persönlichen Gespräch sehen, mit wem sie es eigentlich zu tun haben“, so Pollmann.
Kreis kritisiert Besitzer, die Hunde frei am Rheinufer laufen lassen
Das stieß auch bei Helmut Czichy, Winfried Letzner von der Unteren Naturschutzbehörde und Klaus Horstmann, Fachdienstleiter Naturschutz, Landwirtschaft, Jagd und Fischerei, auf positive Resonanz. „Es ist am besten, wenn man unmittelbar an einem Tisch miteinander spricht“, sagte Czichy. Die Standpunkte wurden ausgetauscht. Ein Kritikpunkt seitens des Kreises: Besitzer, die ihre Hunde im Naturschutzgebiet freilaufen lassen. Von diesen distanziere sich die Bürgerinitiative. „Um dagegen vorzugehen, finden wir die Ranger auch richtig gut. Wir sind wie Sie für den Naturschutz“, betonte Krämer.
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Sie und Pollmann machten deutlich, wie groß der Unmut über das Zutrittsverbot im Hintergrund sei. „Viele Menschen sitzen die Zeit jetzt aus, weil sie sicher sind, dass sie nächstes Jahr wieder ans Ufer können. Die Menschen werden – egal, wie viele Ranger dort stehen – quer über die Wiesen laufen“, so Pollmann. „Eine Druckkulisse aufzubauen, halte ich nicht für sinnvoll“, konterte Klaus Horstmann. Man dürfe die Eigentümer, in diesem Fall das Land, und die Flächenpächter nicht außer Acht lassen. Im Zuge einer Maßnahme müsse man zunächst mit diesen auf einen Nenner kommen. Czichy zeigte großes Verständnis für die Bürger, die die Erholung am nahe gelegenen Rhein suchen. Derzeit entwickle man im Kreishaus ein Fachkonzept, um den Naturschutz und die Belange des Menschen unter einen Hut zu bringen. Aber man müsse eine „vernünftige Lenkung der Besucher haben“, betonte er. Es werde nicht so sein können, dass der Rhein zukünftig an jeder Stelle zugänglich sein wird.
Zeitweilige Sperrung des Rheinufers während der Brutzeit umgehen
Eine zeitweise Sperrung des Rheinufers während der Brutzeit wolle man aber auch umgehen. „Wir streben eine Lösung ohne solch ein Zeitfenster an. Das ist für alle einfacherer“, so Winfried Letzner. Auch die Bürgerinitiative hatte einen Vorschlag, wie die Zukunft am Stromkilometer 805 aussehen könnte: „Die Bislicher Insel in Xanten zeigt, dass sich Naturschutz und Erholung verbinden lassen. Dort gibt es offizielle Wege, die durch das Naturschutzgebiet führen“, erklärte Pollmann. „Am Rhein in Rheinberg gibt es ähnliche Anglerpfade, wenn man die als offizielle Wege deklarieren würde, dann dürfte man diese auch ganz legal nutzen.“ Der Vorschlag wurde zur Kenntnis genommen und geprüft. Einen direkten Vergleich könne man laut Winfried Letzner aber nicht machen, da die Gegebenheiten zwischen Bislicher Insel und dem Rhein in Ossenberg zu unterschiedlich seien.
Gut eine Stunde tauschten beide Parteien ihre Sichtweisen aus – überwiegend ruhig und sachlich. Sie sind sich einig, den direkten Dialog auch in Zukunft suchen zu wollen und gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten: Naturschutz und Erholung für den Menschen zu verbinden. Wie das konkret aussehen kann, bleibt abzuwarten.
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