Oberhausen. Wohnungen, Kita, Restaurants, Parkanlage - und historischer Industriecharme: In Oberhausen soll ein komplett neues Quartier entstehen.
- Früher residierte an der Duisburger Straße in Oberhausen der Weltkonzern Babcock
- Doch das Unternehmen ist längst Geschichte, große Areale stehen noch immer leer
- Nun schmiedet ein Investor große Pläne: Ein neues Stadtviertel soll entstehen
Noch ist es eine Vision. Aber eine Vision, die es in sich hat: Auf dem Areal des einstigen Weltkonzerns Babcock an der Duisburger Straße soll ein ganz neues Stadtviertel für Oberhausen entstehen – mit Wohnungen, einer Kita, einem Parkhaus, Büros, möglicherweise auch Geschäften, einer Parkanlage, einem Spielplatz, Restaurants und einem Appartement-Haus für Studenten. Das Baufeld beträgt fast 58.000 Quadratmeter, das entspricht einer Fläche von mehr als acht Fußballfeldern.
Was auf dem Gelände alles möglich ist, präsentierte Architekt Christian Hein in der jüngsten Sitzung des Oberhausener Planungsausschusses im Rathaus. Als Vertreter des renommierten Architektur-Büros RKW (Rhode Kellermann Wawrowsky) brachte er Skizzen mit, die das Ausmaß der möglichen Entwicklung unter dem Titel „Babcock neu denken. :Transformation 2030“ gut veranschaulichten. Während der nördliche Teil des Gesamtareals als Quartier 231 mit seinen 13 alten und mittlerweile sanierten Industriehallen bereits fast voll belegt ist, liegt eine riesige Fläche im südlichen Teil Richtung Duisburger Stadtgrenze größtenteils brach.
Das Architektur-Büro mit Hauptsitz in Düsseldorf hat für den Grundstückseigentümer nun Ideen für eine Entwicklung erarbeitet. Die gesamte Fläche gehört dem Unternehmen Sirius Facilities. Das Berliner Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, Immobilien und Gewerbeparks, meist mit Entwicklungs- oder Modernisierungsbedarf, zu kaufen, wiederzubeleben und in moderne Business-Parks umzuwandeln und zu vermieten. Sirius selbst würde nach heutigem Stand Gewerbeeinheiten und das Quartiers-Parkhaus bauen, die übrige Entwicklung sollen weitere Partner-Investoren übernehmen.
Für das südliche Babcock-Areal stellen sich Investor und Entwickler eine Mischung aus Gewerbeansiedlung und Wohnquartier vor. Im Bereich Schmelzstraße/Hans-Joachim-Balcke-Straße könnte eine Kita entstehen, mit einer Brutto-Grundfläche von mehr als 1300 Quadratmetern. Auf mehr als 10.000 Quadratmetern entlang der Duisburger Straße könnten vereinzelt Wohnungen und Gewerbeeinheiten gebaut werden.
Neues Wohnquartier in Oberhausen: keine parkenden Autos
Am Straßenrand oder auf Freiflächen parkende Autos möchten die Entwickler am liebsten aus dem Quartier fernhalten. Für Anwohner und Angestellte der Betriebe, die sich dort ansiedeln, soll daher ein Quartiers-Parkhaus gebaut werden, keine Tiefgarage, sondern viergeschossig in die Höhe. So sollen rund 440 Parkplätze entstehen.
Der eigentliche Wohnblock soll in der Mitte des Areals entstehen, mit einem immerhin rund 100 Mal 60 Meter großen Park mit Bäumen und viel Grün. Rund 250 Wohnungen können nach den ersten Überlegungen auf dem Areal untergebracht werden. Architekt Christian Hein hebt hervor, dass so ein sicheres Gelände mit einer Fläche von knapp 5000 Quadratmetern entsteht, auf dem Eltern ihre Kinder sorglos spielen lassen können – ohne Autos, dafür mit Spielmöglichkeiten.
Abriss und Neubauten sind nötig, um die Ideen zu realisieren. Der historische Charme und eine markante Immobilie sollen aber erhalten bleiben. Während die wohl bekannteste Babcock-Landmarke, das auffällige Hochhaus direkt an der Duisburger Straße, 2017 abgerissen wurde, ist auf dem Gelände ein weiteres Hochhaus erhalten geblieben: das Hochhaus 1, das mittlerweile zumindest teilweise unter Denkmalschutz steht. Auf neun Etagen könnten hier rund 150 Appartements für Studierende entstehen. Erdgeschoss und 1. Etage eignen sich zudem für Restaurants und Kneipen. Oberhausen hat zwar keine eigene Hochschule, aber die gute Verkehrsanbindung und vor allem die Nähe zur Duisburger Stadtgrenze könnten junge Menschen aus den Uni-Nachbarstädten locken.
Babcock Oberhausen: Neue Zukunft mit authentischem Industrie-Charme
Als „Perle des Quartiers“ bezeichnet Architekt Christian Hein die ehemaligen sogenannten A-Hallen auf dem Gelände. Aus jedem Balken und jedem offenliegenden Stahlträger strömt hier die industrielle Vergangenheit der Stadt. Die alten Werkshallen liegen brach, die Natur erobert sich das Gelände teilweise bereits zurück. Doch auch hier sei Großes möglich, meinen die Entwickler: Auch hier könnten Gastro-Betriebe in authentischem Industrie-Charme einziehen, denkbar sind auch Start-up-Studios in Form von Containern, die innerhalb der alten Hallen errichtet würden.
Noch ist es eine Vision, deren Umsetzung Jahre dauern wird. Bauarbeiten können erst starten, wenn die Polizei, die wegen der Endlos-Sanierung des Präsidiums in der Innenstadt übergangsweise auf dem Areal untergebracht ist, ihre Räume wieder verlässt. Der Mietvertrag endet in fünf Jahren. Der nächste Schritt folgt dennoch sehr zeitnah: Für die nächste Sitzung des Oberhausener Planungsausschusses kündigt der zuständige Beigeordnete Thomas Palotz eine Rahmenplanung an. Darin werden die Ziele der Entwicklung grob festgesteckt und dokumentiert.