Oberhausen/Witten. Eine Familie aus Witten erhebt schwere Vorwürfe gegen den Sicherheitsdienst im Centro Oberhausen. Das Management des Einkaufszentrums wehrt sich.
Im Centro Oberhausen ist es erneut zu einer Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen und Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes gekommen. Zwei Personen wurden leicht verletzt, die Polizei musste einschreiten. Am Ende haben beide Seiten Anzeige erstattet – und erheben nun gegenseitig schwere Vorwürfe.
Doch von vorn: Zu dem Einsatz kam es am Samstag, 27. April, gegen 16.20 Uhr. Die Polizei wurde gerufen, weil sich zwei Jugendliche weigern würden, das Centro nach einem erteilten Hausverbot zu verlassen, hieß es. Vor Ort wurden die Beamten dann mit unterschiedlichen Versionen der Geschehnisse konfrontiert: Die Jugendlichen sollen eine Flüssigkeit von der oberen Ebene des Einkaufszentrums auf die untere gekippt oder sogar gespuckt haben, sagt die eine Seite. Das lege auch die Auswertung des Videomaterials nahe, sagt Centro-Manager Andreas Ulmer auf Nachfrage.
Das sei Quatsch, sagen dagegen die Jugendlichen: Einer der beiden 17-Jährigen habe zwar eine Wasserflasche in der Hand gehabt, die allerdings verschlossen gewesen sei, berichtet die Mutter des Jugendlichen aus Witten nach dem Vorfall im Gespräch mit der Redaktion.
„Aggro-Chilling“: Phänomen in Altstädten und Einkaufszentren
Den Einsatz von Sicherheitskräften, die auch mithilfe der Videoüberwachung im Centro arbeiten, hat das Oberhausener Centro bereits vor einiger Zeit ausgebaut. Seit Anfang 2023 kontrolliert das Centro verstärkt Jugendliche. Damals war es vermehrt zu Zwischenfällen gekommen: Jugendliche hatten Eingänge blockiert, andere Besucher gestört, sogar Vandalismus betrieben. Das Phänomen gibt es seit geraumer Zeit auch in anderen Städten. In Düsseldorf etwa kümmert sich seit Sommer 2023 sogar ein nur für die Altstadt zuständiger Staatsanwalt um die Probleme. Für aggressives Herumlungern haben die Düsseldorfer Fachleute sogar einen Begriff: „Aggro-Chilling“.
Ob aus übertriebener Vorsicht oder wegen einer tatsächlichen Wasser-Attacke: Der Einsatz der Sicherheitskräfte ist im Fall der beiden Jugendlichen aus Witten eskaliert. Die 17-Jährigen wurden zunächst des Centros verwiesen, sollen sich aber geweigert haben. „Sie waren sich keiner Schuld bewusst und wollten die Sache klären“, gibt Dilek E. die Schilderung ihres Sohnes Semih wider. Die ganze Familie war an diesem Tag im Centro, doch die Eltern machten mit einem weiteren Geschwisterkind gerade eine Pause an der Promenade, Semih und ein Freund blieben lieber im Centro.
Während alle Beteiligten auf die Polizei warteten, wurde die Situation offenbar immer hitziger. „Mein Sohn wurde übelst rassistisch beleidigt“, sagt Dilek E. Auch Drohungen sollen gefallen sein. Centro-Manager Andreas Ulmer widerspricht vehement und gibt an, vielmehr seien die Mitarbeiter von den Jugendlichen beleidigt worden. Die Polizei erklärt auf Nachfrage, „die Situation sei dann, auch nach Angaben von einem unabhängigen Zeugen, in rassistische Beleidigungen in Richtung eines Jugendlichen eskaliert.“ Nun liegt es am Team des Kriminalkommissariats 12 der Oberhausener Polizei, möglichst viel Licht ins Dunkel zu bringen.
Unklar bleibt zunächst auch, wie es letztlich zur tätlichen Auseinandersetzung kam. Fest steht: Sowohl der Jugendliche als auch der Security-Mitarbeiter wurden leicht verletzt, lehnten laut Polizei die Behandlung durch einen Rettungsdienst aber ab.
Der 17-Jährige berichtet von Schürf- und Kratzwunden, seine Mutter legt dementsprechende Fotos vor. Zu sehen ist auch ein Striemen am Hals: Der Sicherheits-Mitarbeiter soll dem 17-Jährigen eine massive Silberkette vom Hals gerissen haben. Der Mitarbeiter soll wiederum so schwer an der Hand verletzt worden sein, sodass er fünf Tage nicht habe arbeiten können, berichtet Centro-Manager Andreas Ulmer.
Die Familie aus Witten will sich nun einen Anwalt nehmen und gegen das Centro vorgehen. Die Ermittlungen der Polizei laufen.
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