Düsseldorf. In der Düsseldorfer Altstadt gibt’s ein Gewaltproblem. Nun soll ein eigens beorderter Staatsanwalt helfen, die Partymeile sicherer zu machen.
„Die Strafverfolgung in der Düsseldorfer Altstadt hat ein neues Gesicht“, verkündete NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) am Freitag im Gebäude der Staatsanwaltschaft Düsseldorf. Und einen Namen: Tim Lisner, 33 Jahre alt, arbeitete zuvor seit 2019 bei der Staatsanwaltschaft. Nun wird er als „Staatsanwalt vor Ort“ eigens für die Altstadt (einschließlich Hofgarten und nördliche Carlstadt) zuständig sein. Lisners neues Dezernat soll gebündelt alle dort begangenen Straftaten aus dem Bereich Gewalt- und Waffendelikte sowie im Zusammenhang mit dem Partygeschehen verfolgen. Unterstützt wird er von Amtsanwalt Sascha Hänig, der für weniger schwere Taten zuständig ist.
Aggressive Gruppen in der Altstadt
Lisner, geboren in Moers, kennt die „Reize und Probleme“ der Altstadt schon aus seiner Jugend, in der er an vielen Wochenenden den Weg in die NRW-Landeshauptstadt antrat. Doch auch, seitdem er in der Rheinmetropole bei der Staatsanwaltschaft arbeitet, habe er das berühmte Feierviertel weiter schätzen gelernt und betonte, dass die „Reize“ der Altstadt unbedingt erhalten werden müssen. Dabei fungiere sie als Aushängeschild der Stadt – Straftaten, die hier passieren, bekommen ganz besondere Aufmerksamkeit und können ein schlechtes Licht auf Düsseldorf werfen.
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Es gebe zwei Arten von Altstadtbesuchern, erklärt Lisner: „Diejenigen, die genug Geld haben, um in Kneipen und Clubs zu gehen und dort auch rein kommen.“ Die andere Gruppe habe dieses Geld nicht oder komme in die Lokalitäten nicht herein, bleiben dann aber trotzdem in der Altstadt. Sowohl in den Lokalen als auch draußen komme es zu Straftaten, ein besonderes Augenmerk liegt aber auf dem, was im Freien passiert: „Aggro-Chilling“ nennen Lisner und seine Kollegen das Phänomen.
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Gemeint sind Jugendliche und Heranwachsende, die am Wochenende oft von auswärts in die Düsseldorfer Altstadt kommen, sich dort in aggressiver Stimmung ansammeln und für Probleme und gewalttätige Konfrontationen sorgen. Straftaten würden dann häufig vor Zeugen begangen – doch gerade, wenn viel Alkohol geflossen ist, gestaltet sich diese Beweisaufnahme problematisch.
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Vor Ort soll Lisner breites Erfahrungswissen sammeln können, und dadurch zu präzisem und effektivem Handeln befähigt werden. Die dadurch mögliche Beschleunigung der Prozesse strafrechtlicher Verfolgung soll sich sogar bei Fällen von auswärtigen, minderjährigen Tätern, deren Fälle an Staatsanwälte an ihrem Wohnort übergeben werden müssen, auswirken.
Sicherheits-Maßnahmen zeigen Erfolge
Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) freut sich über den neuen Altstadt-Staatsanwalt: „Das ist ein weiterer wichtiger Schritt zu mehr Sicherheit in der Düsseldorfer Altstadt“, so Keller. Im Jahr 2022 wurden laut Zahlen der Polizei 1279 Delikte der Bereiche Körperverletzung, der Raubes- und Waffendelikte mit namentlich bekannten Tätern in der Altstadt gemeldet. Doch: „Es ist nicht die Frage, ob sich das in der Kriminalitätsstatistik niederschlägt“, erklärte Keller. Es gehe auch um die Beschwerdelage in der Altstadt, besonders der Anwohner, und Gastronomen, und um das subjektive Sicherheitsempfinden.
Daran, dies zu verbessern, arbeite die Stadt seit zwei Jahren in enger Kooperation mit Polizei und Staatsanwaltschaft. Dabei habe es bereits deutliche Fortschritte gegeben, etwa durch die höhere Sichtbarkeit von Ordnungskräften vor Ort, die Waffenverbotszone und das Beleuchtungskonzept. Auch durch die Streetworker, die seit einiger Zeit im Auftrag der Stadt im Einsatz sind: „Von ihnen haben wir gute Rückmeldungen bekommen, dass sie die Jugendlichen auch tatsächlich erreichen“, so Keller. Die Bündelung der Strafverfolgung bei Staatsanwalt Lisner soll sich in dieses „Gesamtpaket“ gewinnbringend einfügen.
Auch die NRW-Landtagsabgeordneten Stefan Engstfeld (Grüne) und Angela Erwin (CDU) waren bei Lisners Vorstellung dabei. „Viel Potenzial“ sieht Engstfeld beim neu Eingerichteten Dezernat, Prozesse zugunsten der Sicherheit in der Altstadt zu beschleunigen, sagte er. Auch Erwin stimmte zu und sprach von einem „wichtigen Baustein“, um die Altstadt sicherer zu machen.