Oberhausen. In Oberhausen knallt beim Sturm ein Baum auf ein Wohnhaus, versetzt Mieter in Schrecken. Ihnen passiert zwar nichts. Doch sie haben bange Fragen.
Als vor wenigen Tagen einmal mehr Starkwinde über Oberhausen hinwegfegten, war die Angst wieder da. Nicola Morisco und Susanne Heck kauerten im äußersten Winkel ihrer Wohnung und hofften inständig, dass der Spuk schnell wieder vorübergeht. Denn ihnen waren noch zu gut die Bilder im Sinn, als eine benachbarte Pappel auf ihr Wohnhaus stürzte.
Lauter Knall schreckt die Mieter auf
Rund zwei Monate ist das jetzt her. Nicht nur das Datum, den 22. Februar, weiß das Paar noch genau, sondern auch die Uhrzeit: 23.04 Uhr. „Plötzlich hörten wir einen lauten Knall. Wir wussten überhaupt nicht, was los war.“ Doch da kam schon die Antwort über die WhatsApp-Gruppe mit den anderen Mietern.
Beim Blick nach draußen konnten die beiden Alstadener jedoch nichts erkennen. Das lag aber weniger an der Dunkelheit als vielmehr an dem Baum, der die Sicht versperrte. Dass an jenem Abend niemand verletzt wurde und auch das Gebäude mit Schäden vornehmlich an der Dachterrasse und den Dachrinnen noch recht glimpflich davon kam, grenzt schon fast an ein Wunder. „Da haben wir im Grunde noch Glück gehabt“, meint der 63-jährige Mieter.
Fichte hat wohl Schlimmeres verhindert
Zu verdanken ist der Umstand wohl einer Fichte im Garten, die den Sturz des Baumes abgebremst hat. „Ich gehe zumindest davon aus, dass der Baum die umstürzende Pappel doch ein bisschen abfing“, sagt Hauseigentümerin Kordula Küper. Denn auf der entsprechenden Seite der Fichte waren alle Äste abgeknickt, die die Besitzerin zur Sicherheit längst hat entfernen lassen.
Mit ihr nahmen die Mieter sofort Kontakt auf und schauten sich gemeinsam nach Sonnenaufgang die Schäden im Hellen an. Stutzig wurden die Beteiligten allerdings, als sie sich der Pappel zuwandten. Vermutet hatten alle, der Sturm habe den Baum mit samt seiner Wurzel aus dem Boden gerissen. Doch das Wurzelwerk saß noch tief in der Erde verankert, vielmehr war der untere Stamm der Pappel abgebrochen, denn sie schien vollkommen morsch zu sein. Dieser Anblick trug kaum zur Beruhigung bei. Vielmehr „waren wir jetzt erst recht in Sorge, denn gleich daneben stehen drei weitere Pappeln“. Da kam die bange Frage, ob auch sie umstürzen würden - beim nächsten Sturm.
Umgestürzte Pappel steht auf städtischem Grund
Wenn die Bäume nun auf dem eigenen Grundstück stünden, hätte sich die Eigentümerin nach Rücksprache mit einem Baumexperten wohl fürs Abholzen entschieden. Doch das Fleckchen Erde grenzt zwar an ihren Grund und Boden, gehört ihr aber nicht - sondern der Stadt, früher einmal der Bahn.
Folglich setze Kordula Küper alle Hebel in Bewegung, damit die Bäume wegkommen. Ihre Familie half bei der Suche nach Ansprechpartnern im Rathaus, die Mieter sowieso. Zwischenzeitlich hatte sich die Gelsenkirchenerin schon mit der eigenen Versicherung in Verbindung gesetzt, damit die für die Schäden aufkommt.
Verblüffende Antwort der Servicebetriebe
Im Rathaus landete sie schließlich, wie sich rekonstruieren lässt, beim Serviceportal der Verwaltung. Doch ihr Wunsch, dass sich Fachleute die drei Pappeln ansehen, sollte nicht in Erfüllung gehen. Nachdem über Wochen keine Reaktion erfolgt war, wandte sich die Besitzerin an unsere Redaktion.
Die Redaktion setzte sich daraufhin mit den Servicebetrieben Oberhausen (SBO) in Verbindung und erhielt eine verblüffende Antwort: Der Vorfall ist dem Unternehmen durchaus bekannt. Die Wohnungsgenossenschaft Gewo Osterfeld, der direkt angrenzend Wohneigentum gehört, hat sich bereits mit den Servicebetrieben in Verbindung gesetzt und von dem Fall berichtet. Mitte März haben Baumexperten der SBO auch schon die Pappeln überprüft und kamen zu dem Schluss, dass zwar keine akute Gefahr vorliegt, erklärt Sprecher Alexander Höfer. Dennoch werden die Bäume gefällt, die Axt soll in der nächsten Fällperiode kreisen.
Baumexperten haben bereits entschieden
So sehr die Entscheidung auch dem dringenden Anliegen von Kordula Küper und den Mietern entspricht, „hätte ich mir aber doch eine Information der Stadt gewünscht“. Von einer Meldung durch die Mieterin ist der SBO hingegen nichts bekannt. „Wir haben allein auf den Hinweis der Gewo reagiert“, sagt Sprecher Höfer.
Mit der Genossenschaft hatte sich die Eigentümerin zwar in Verbindung gesetzt und über den umgestürzten Baum gesprochen, aber nicht die Bitte ausgesprochen, die Gewo solle sich kümmern. Wenn das nun geschehen ist, „umso besser“, sagt Kordula Küper. Gern würde sie von der Stadt die 500 Euro zurückbekommen, die ihr die Arbeiten an der Fichte gekostet haben. Zugleich hofft sie jetzt gemeinsam mit den Mietern, dass die SBO auch Wort hält, die Pappeln wegkommen, und die Baumkenner Recht behalten. Sie haben die Bäume als „derzeit standsicher“ eingestuft.