Oberhausen. Fachleute machen sich Sorgen um die Gesundheit vieler Bäume in Oberhausen. Auch scheinbar kerngesunde Buchen sterben ganz plötzlich ab.

  • Phänomen in Oberhausener Wäldern: Scheinbar gesunde Bäume sterben ganz plötzlich ab
  • Betroffen sind alte Buchen ebenso wie jüngere Bäume anderer Arten
  • Schuld ist der Klimawandel und die viel zu langen Hitze- und Dürreperioden

Äußerlich stehen sie scheinbar in Saft und Kraft, fest verwurzelt im Waldboden, Äste und Blattwerk wirken vital. Doch ganz plötzlich sterben Bäume in den Oberhausener Wäldern einfach ab. Alte Buchen zum Beispiel, aber auch junge Bäume anderer Arten sind betroffen. Das geht aus einer aktuellen Bestandsanalyse der Oberhausener Servicebetriebe (SBO) hervor. Grund für das plötzliche Baumsterben ist der Klimawandel. >>> Auch interessant: Oberhausen pflanzt neue Bäume, Bagger machen sie kaputt

Nach Einschätzung der Baum-Experten machen den Bäumen extreme Wetterereignisse immer mehr zu schaffen: Im vergangenen Jahrzehnt hat es deutlich zu wenig geregnet. Die hohen Temperaturen haben zudem für eine vermehrte Verdunstung gesorgt. Dadurch sind „erhebliche Wasserdefizite“ entstanden, heißt es in dem Bericht, „was zukünftig zu kaum einzuschätzenden Schäden am Waldbestand führen wird“. Dass es in den vergangenen Monaten wieder deutlich mehr geregnet hat, helfe dem Baumbestand zwar bei der Regeneration, doch die in den vergangenen Sommern eingetretenen Schäden seien nicht zu reparieren. Außerdem seien geschwächte Bäume viel anfälliger für Krankheiten und Pilzbefall. >>> Zum Nachlesen: 180 Jahre alte, gesunde Buchen fallen – zum Wohl des Waldes

Baumsterben in Oberhausen: Experten haben wenig Hoffnung

Der Bericht der Baum-Experten, allen voran SBO-Fachmann und Stadtförster Jürgen Halm, macht kaum Hoffnung: „Mittelfristig werden sehr wahrscheinlich vermehrt Bäume absterben. Eine Besserung des Zustandes der jetzt geschädigten Bäume ist nicht zu erwarten.“ Besonders sorgt sich Halm um die alten Buchen in Osterfeld südlich der Bottroper Straße. Zum Problem wird dabei auch der weitere Ausbau des Revierparks: Attraktionen wie ein neuer Natur-Erlebnispfad locken immer mehr Besucher, neue Wege werden erschlossen. In der Folge müssen die Fachleute an deutlich mehr Stellen die Standsicherheit der Bäume kontrollieren. Und im Zweifel auch fällen, denn anders als mitten im Wald, wo abgestorbene Bäume auch mal stehen gelassen werden, um Tieren Unterschlupf zu bieten, rücken am Wegesrand schnell die Waldarbeiter mit den Kettensägen an. >>> Lesen Sie auch: Unbekannte vergiften Bäume: 70 Jahre alte Platanen gefällt

Wacht über die Bäume in Oberhausen: Stadtförster Jürgen Halm.
Wacht über die Bäume in Oberhausen: Stadtförster Jürgen Halm. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Auch bei der Aufforstung gibt es erhebliche Probleme, wie die Servicebetriebe in ihrem Bericht offen einräumen. So sorgen sich die Fachleute etwa um zwei Flächen in Osterfeld. An der Breil- und der Hochstraße steht immerhin eine Fläche von umgerechnet rund viereinhalb Fußballfeldern für neue Baumpflanzungen zur Verfügung. Ende 2021/Anfang 2022 wurden dort rund 7650 Buchen, Eichen, Erlen und Bergahorne gesetzt. Neben der Trockenheit machen dort auch die Standortverhältnisse den jungen Bäumen zu schaffen: Bei den Flächen handelt es sich um einen ehemaligen Sportplatz und ein ehemaliges Betriebsgelände; die Böden sind nur aufgeschüttet. Viele Jungbäume schaffen es nicht, die Servicebetriebe müssen nachpflanzen. Seit 2022 läuft zudem eine Aufforstung im Sterkrader Wald im Bereich des Handbaches. Dort hat gerade einmal jeder zehnte neu gepflanzte Baum überlebt. In diesem Frühjahr wurden noch einmal 1000 Buchen gesetzt. >>> Zum Thema: Schon wieder: Oberhausen lässt junge Bäume vertrocknen

Gesunde Bäume fallen zum Wohl des Waldes

Andernorts müssen Bäume fallen. Die kranken, abgestorbenen und nicht mehr standsicheren Exemplare am Wegesrand ohnehin, darüber hinaus aber auch eigentlich gesunde Bäume. Dadurch soll der Wald vital bleiben, sollen Jungbäume beispielsweise mehr Licht und Platz zum Wachsen bekommen. Das erklärt Stadtförster Jürgen Halm bei öffentlichen Waldspaziergängen immer wieder, auch mit der Redaktion im November vergangenen Jahres. Und so heißt es auch im aktuellen Bericht der Servicebetriebe, der Grundlage für die geplanten Baumfällungen ist: „Die Durchforstungen werden nicht in erster Linie zur Holzgewinnung durchgeführt, sondern zur langfristigen Stabilisierung der Waldbestände, insbesondere gegen Extremwetterereignisse und Schädlinge. Durch die Reduzierung der Baumanzahl werden Licht, Wasser und Nährstoffe auf weniger Bäume verteilt, so dass diese dann zu mehr Wachstum angeregt werden.“ >>> Auch interessant: Oberhausen: 144 neue Bäume bilden Start für Centro-Allee

Fällungen sind von Oktober bis März 2024 in den Gebieten Hühnerheide, Sterkrader Wald und im Stadtwald Osterfeld geplant. Ausdrücklich nicht gerodet wird zumindest in diesem Zeitraum im Umfeld des Autobahnkreuzes. Wie viele Bäume fallen müssen, lässt sich nicht beziffern, Experten geben die Mengen stattdessen in Festmetern an: 1200 sollen in diesem Jahr geschlagen werden – etwa genau so viel wie im vergangenen Jahr. 2700 Festmeter Holz wachsen laut Berechnungen im Jahr nach. Ein Festmeter entspricht dabei einem Kubikmeter massiven Holzes. >>> Zum Nachlesen: Erstaunlich: So viele Straßenbäume gibt es in Oberhausen

Stadtförster Jürgen Halm erklärt auch in diesem Jahr wieder Interessierten die anstehenden Fällungen. Dazu laden die Servicebetriebe für den 26. Oktober in die Hühnerheide. Treffpunkt ist der Waldparkplatz an der Straße Zum Ravenhorst vor der Durchfahrtssperre. Los geht’s um 15.30 Uhr.