Oberhausen. In der Oberhausener Innenstadt steht eine ganze Reihe von Ladenlokalen leer - vielfach seit Jahren. Besonders eine Immobilie sorgt für Aufsehen.
Es sind nur ein paar Meter von dem einen Haus an der Marktstraße zum anderen. Doch zwischen den beiden Gebäuden mitten in der Oberhausener Innenstadt liegen, wenn so will, Welten. Das eine, mit Woolworth als Mieter, lässt ein Investor gerade fein herausputzen. Er schafft Wohnungen, von denen zwei sogar mit Dachterrasse ausgestattet sein werden und dann einen Blick in den Himmel über Oberhausen bieten. Der andere Trakt gegenüber fristet allerdings ein eher tristes Dasein - und das seit Jahrzehnten. Derweil scheint hinter der grauen Fassade an der Markt-/Ecke Wörthstraße der Leerstand weiterzuwachsen.
Früher hatte die Stadtbücherei hier ihr Zuhause
Die Älteren unter uns können sich gewiss noch an die Zeiten erinnern, als man durchaus von einer erlesenen Immobilie sprechen konnte. Denn schließlich hatte hier die Stadtbücherei ihr Zuhause, beliebter Platz für Bücherwürmer. Als das Kapitel mit der Bibliothek zugeschlagen wurde, sollten Menschen folgen, die etwas von Geld verstehen. Doch auch die Jahre der Banker sind längst auf dem Schuttabladeplatz der Zeit gelandet, die Büroetagen offensichtlich von gähnender Leere geprägt.
Vor kurzem sagte auch die Bäckerei Horsthemke ade, nur noch der Schriftzug erinnert daran, dass das Familienunternehmen hier mal eine Filiale betrieb und der Standort vorübergehend sogar ein Vorzeigemodell beherbergte. Denn Auszubildende führten die Niederlassung in Eigenregie. Mit dem Auszug vor einigen Monaten hat sich Horsthemke allerdings nicht von der Einkaufsmeile verabschiedet, ein paar Meter weiter liegt ein anderes, deutlich größeres Geschäft.
Linke fordern preiswerten Wohnraum
So ist augenscheinlich nur noch eine Boutique in dem Eckhaus Marktstraße/Wörthstraße verblieben. Was mit dem Gebäude weiter geschehen soll, wissen wohl nur die Eigentümer. Hier soll es sich um eine Erbengemeinschaft handeln, denn der frühere Besitzer soll inzwischen verstorben sein. Die Verwaltung liegt derweil in den Händen einer Kanzlei, die dem Vernehmen nach in Essen beheimatet ist. Ein Kontakt zu den Erben kam für diese Redaktion allerdings nicht zustande.
Dabei hat das Haus durchaus einen Beitrag zur Immobiliengeschichte geliefert und das nicht nur wegen der diversen Mieter. Die Linke sieht in dem Objekt ein Paradebeispiel, wie man eine ihrer wichtigsten Forderungen in die Tat umsetzen könnte, nämlich bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und das dazu in der Oberhausener City.
Erneut Plakate an dem Gebäude ausgehängt
Schon vor acht Jahren hatte sich die Truppe um Fraktionschef Yusuf Karacelik genau dieses zentrale Gebäude ausgeguckt, um ihrem Ansinnen Nachdruck zu verleihen. Damals hängten sie ein rotes Plakat mit der knappen, aber klaren Formel auf: „Wohnraum statt Leerstand“. Und jetzt haben sie es wieder getan, allerdings mit etwas mehr Text. Jetzt heißt es „Bezahlbarer Wohnraum statt Leerstand“ und das Ganze wird auch einem Ziel zugeordnet, nämlich „Oberhausen lebenswert machen“.
Derweil gehen auf der anderen Seite der Einkaufsstraße in der Fußgängerzone die Arbeiten munter weiter. Die Bauherren, eine Immobilienfirma aus Hagen mit türkischem/kasachischem Hintergrund, haben sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis August sollen die modern ausgestatteten Wohnungen, 16 an der Zahl, komplett eingerichtet sein. Zu den Preisen wollen sich die Investoren momentan aber noch nicht äußern. Sie beobachten die Marktlagen und wollen dann ihre Entscheidung treffen.