Oberhausen. Eine Jugendgang schockiert Kunden und Ladeninhaber in der Oberhausener Innenstadt. Drei Geschäftsfrauen berichten über schlimme Vorfälle.
Hauptsächlich Frauen betreiben die Geschäfte auf der Langemarkstraße, einer kleinen, aber feinen Einkaufsstraße in der Oberhausener Innenstadt. Seit einiger Zeit wird die Straße, die eigentlich zum Stöbern in den bunten Schaufenstern einlädt, von einer Jugendgang heimgesucht. Aus Vorsicht schließen einige Verkäuferinnen ihre Türen lieber ab, öffnen nur, wenn tatsächlich ein seriös wirkender Kunde vor der Pforte des Ladens steht. Doch zu dieser Methode, die flanierende Kunden schnell ausschließt, wollen nicht alle Geschäftsinhaber greifen.
Langemarkstraße Oberhausen: Diebstahl gehört zur Normalität
Bereits seit 34 Jahren betreibt Gabriele Gerard das „Puppenstübchen“. Diebstahl ist für sie auf der Langemarkstraße in den vergangenen Jahren zur Normalität geworden: „Es wurde schon immer geklaut, aber erst seit dem letzten Jahr kommen die Diebe immer in Gruppen.“ Diese Gruppen haben sich als „Gang 46“ bereits einen üblen Ruf erworben, sie bestehen nach Beobachtung von Gabriele Gerard immer aus drei bis sechs Jugendlichen, halbe Kinder noch, zwischen 12 und 16 Jahren.
Sie selbst sei zwar noch nie persönlich bedroht worden, vermutlich aber hat nur ihre Vorsicht sie bisher davor bewahrt. Aus Angst, die Gruppe möglicherweise zu provozieren, bleibt die Geschäftsfrau stets freundlich: „Ich versuche die Gruppe, sobald sie sich dem Laden nähert, nicht hereinzulassen, manchmal nehmen sie dann was aus meinen Kisten, aber das kann ich verkraften.“ Zuletzt wurde allerdings eine ganze Ablage voll Bronze geklaut: „Das tat dann doch schon weh, letztendlich kann ich es aber nicht verhindern.“
Direkte Konfrontationen mit der Jugendbande in Oberhausen
Ihre Nachbarin Uschi Lausberg, Inhaberin des gleichnamigen Spielzeugwaren-Geschäftes, hatte bereits direkte Konfrontationen mit der Gang 46. Falls es zu einer Notsituation kommt, ist der Griff zum Handy bei Uschi Lausberg bereits Gewohnheit, so kann sie schnell die Polizei erreichen oder Fotos aufnehmen. „Oft reicht dies schon, um die Situation zu beruhigen, viele verlassen dann direkt das Geschäft“, erzählt Lausberg. Dieser präventive Griff zum Mobiltelefon hatte allerdings in einem Fall eklige Folgen: Der junge Mann, offenbar ein Mitglied der Bande, fühlte sich sofort provoziert und spuckte ihr mitten ins Gesicht.
Zu so einer extremen Ausnahmesituation kam es seither nicht mehr, doch Uschi Lausberg ist seitdem besonders vorsichtig: „Als Frau allein hat man kaum eine Möglichkeit, sich zu verteidigen, da fehlt auch einfach der Respekt.“ Uschi Lausberg versucht, sich provozierend und dreist verhaltene Kunden schnell aus dem Laden zu bekommen. Ihr macht besonders der Rückhalt der anderen Geschäftsleute Mut: „Wir versuchen hier alle aufeinander und auf die Geschäfte der anderen aufzupassen.“
Verschlossene Türen bei offenen Geschäften
Ein paar der Geschäftsfrauen auf der Langemarkstraße entschlossen sich schon vor einiger Zeit dazu, die Türen aus Vorsicht dauerhaft geschlossen zu halten. Diese wurden extra so gebaut, dass sie ohne Schlüssel nur von innen geöffnet werden können. Viele Verkaufsläden der Langemarkstraße werden direkt von ihren Inhabern geführt. Deshalb sind die Geschäftsleute oft nur alleine im Laden. Wenn sie die Türen abschließen, können sie genau kontrollieren, wer ihr Geschäft betritt.
Eine der Inhaberinnen, die aus Angst, ihren Laden zu einer möglichen Zielscheibe zu machen, lieber anonym bleibt, berichtet von einer Situation, in der sie die Tür ausnahmsweise offen gelassen hat - nur zum Lüften, nur für kurze Zeit. Allerdings sprach sie dabei gerade intensiv mit einem Kunden. Plötzlich tauchten drei Personen im Laden auf. „Bitte verlassen Sie mein Geschäft“, forderte die Unternehmerin ihre ungebetenen Gäste auf. Die wurden sofort aggressiv - und sie wurde wie Spielzeughändlerin Uschi Lausberg bespuckt.
Noch aggressivere Angriffe in ihre Richtung gab es zum Glück noch nicht, aber auch sie musste des Öfteren beobachten, wie bei ihr geklaut wird: „Es geht mir bei der Sicherheit gar nicht um meine Ware, man hat einfach Angst um sich selbst.“