Oberhausen. Einfach alles hinter sich lassen, die Welt bereisen, Menschen und Tieren helfen – zwei Oberhausener haben sich getraut, wovon andere nur träumen.
Maximilian Morr und Nora Kluge haben etwas getan, wovon viele träumen: Sie sind für zwei Jahre auf Reisen gegangen, haben dafür ihre Jobs und ihre Wohnung in Oberhausen gekündigt. Die beiden wollten aber nicht nur die Welt sehen, sondern auch gemeinnützige Projekte unterstützen. Kluge ist Tierärztin und engagierte sich schon länger für den Tierschutz. Morr arbeitete zu der Zeit als Automobilkaufmann, wollte sich damit aber nicht zufriedengeben. Er wollte mehr tun, helfen und etwas Gutes bewirken. „Als Autoverkäufer konnte ich aber nur bedingt Einfluss nehmen“, sagt der 31-Jährige. Den beiden wurde klar: „Wenn wir wirklich etwas bewegen wollen, müssen wir unsere Rucksäcke packen.“
Wohnung und Jobs aufzugeben, war dann aber doch gar nicht so einfach. „Der Tag, an dem wir gekündigt haben, war schon heftig“, erinnert sich Maximilian Morr zurück. In der Nacht schliefen sie schlecht. „Aber dann war die Last runter. Dann sind wir in den To-Do-Modus gekommen.“ Nach vielen Monaten des Sparens machten sich der Oberhausener und die Oberhausenerin im September 2021 auf die Reise: über Wien nach Ungarn, dann Rumänien, Türkei und schließlich Südafrika. Neun Monate verbrachten sie in Südafrika, „weil es da echt viel zu tun gibt“, sagt Morr.
Das Hilfsprojekt ist für Mensch und Tier da
Besonders ein Projekt ist dem Paar ans Herz gewachsen: das Hilfsprojekt „Animal Relief for Rural Communities“ (ARRC) („Tierhilfe für ländlikche Gemeinden“). Es verfolge einen ganzheitlichen Ansatz, erklärt Morr, sei für Mensch und Tier da. Kinder im Dorf Selwane erhielten Zugang zur Bildung und zu ausgewogenen Mahlzeiten, Tiere würden medizinisch versorgt. Esel seien zum Beispiel im Dorf wichtige Transportmittel für Feuerholz und Wasser, das die Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes aus oft weit entfernten Brunnen pumpen müssen. Für die Menschen dort sei es folglich besonders dramatisch, wenn es ihrem Tier schlecht gehe.
Maximilian Morr und Nora Kluge haben die Dorfbewohnerinnen und -bewohner regelmäßig besucht und Sorgen, Nöte sowie Hilfegesuche aufgenommen. Einmal im Monat errichtet das Team außerdem auf einer freien Fläche eine offene Tierklinik, in der die Tiere des Dorfes kostenlos behandelt werden. Ein Ziel des Projektes ist es, irgendwann eine Klinik als dauerhafte Anlaufstelle in dem Dorf zu errichten.
Spenden-Abend
Maximilian Morr und Nora Kluge veranstalten am Samstag, 20. Januar 2024, ein Fundraising-Event im Zentrum Altenberg (Hansastraße 20) in Oberhausen. Um 18 Uhr geht es los. Jeder und jede, die mehr über das Hilfsprojekt „Animal Relief for Rural Communities“ (ARRC) erfahren möchte, ist willkommen. Der Eintritt ist frei.
Neben Informationen zum gemeinnützigen Projekt ARRC und der Möglichkeit, dafür Geld zu spenden, gibt es an dem Abend einen Auftritt des senegalesischen Musikers und Tänzers Diene Sagna sowie veganes Essen vom Foodtruck „Marla und Mathilda“.
Maximilian Morr betont, dass man auch mit wenig Geld viel erreichen könne. „Eine ausgewogene Mahlzeit für ein Kind in Südafrika kostet 25 Cent“, erklärt er. Mit einer Spende von zehn Euro könnte man also Essen für 40 Kinder finanzieren. Wenn bei dem Fundraising-Event 1000 Euro zusammenkämen - „das wäre schon gigantisch“.
Spenden sind an dem Abend in bar oder per PayPal möglich. Maximilian Morr und Nora Kluge wollen bei der Veranstaltung genau erklären, wofür das Geld eingesetzt werden soll und warum die Hilfe gerade in Südafrika so wichtig ist.
Mehr Infos zu dem Hilfsprojekt gibt es auf arrcanimalrelief.com.
Das Paar aus Oberhausen arbeitete aber auch in der Schule mit. Es kochte für die Kinder, sprach mit ihnen im Unterricht über Ängste und Sorgen. Man müsse wissen, erklärt Morr, dass es in Südafrika zwar kostenlose Grundschulen gebe, aber viel zu wenige, sodass die Klassen hoffnungslos überfüllt seien. „Wir sprechen hier von rund 80 Kindern pro Klasse.“ Wer die weiterführende Schule besuchen möchte, müsse dafür bezahlen – und das sei für viele Menschen dort nicht zu stemmen.
Dorfbewohner bewahren eine offene Einstellung zum Leben
Doch bei all den Schwierigkeiten und der Armut gelinge es den Bewohnerinnen und Bewohnern von Selwane, eine offene Einstellung zum Leben zu bewahren. „Sie tragen ihr Unglück nicht so nach außen“, sagt Maximilian Morr mit Bewunderung. Das sei anders als in Deutschland, wo es den Menschen im Vergleich so viel besser gehe.
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Seit August 2023 ist das Paar zurück in Oberhausen – und um viele Erfahrungen reicher. Morr hat sich dazu entschieden, nicht in seinen Job als Autoverkäufer zurückzukehren. Er arbeitet jetzt beim Friedensdorf. Nora Kluge ist wieder als Tierärztin tätig. Irgendwann wollen die beiden wieder nach Selwane reisen und bei ARRC mitarbeiten. „Ich kann es nur jedem empfehlen“, sagt Maximilian Morr. Auch wenn man „nur“ im Kleinen etwas Gutes tue, sei es ein gigantisches Gefühl, „einem Kind ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“.