Oberhausen. Landwirte erhalten finanzielle Unterstützung von der EU. Wie viel Oberhausener Bauern 2022 bekommen haben und warum das Geld dringend nötig ist.

  • Landwirte protestieren im ganzen Land gegen die Politik der Bundesregierung
  • Die EU unterstützt Landwirte über verschiedene Programme
  • Oberhausener Landwirt berichtet von seinen Erfahrungen

Im sozialen Netzwerk Facebook ist der Zuspruch für die demonstrierenden Landwirte gewaltig. Hunderte Mal wurde ein Video vom Bauernprotest in Oberhausen auf unserer Seite geliked und kommentiert. Ein Solidaritäts-Beitrag des Oberhausener Landwirts Christoph Köster auf seiner Seite bekam mehr als 3000 Likes. Der Eindruck: Große Teile der Bevölkerung stehen hinter den Landwirten, die von der Ampel-Regierung ein Umdenken fordern.

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Allerdings gibt es auch einige kritische Töne. Wird die Landwirtschaft nicht subventioniert? Gehen die Bauern also schlicht nicht gut mit ihrem Geld um? Und waren die letzten Jahre nicht gute für die Bauern?

Bauernprotest: 75.000 Euro für Oberhausener Landwirt von der EU

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Wie viel EU-Geld Landwirte erhalten, steht haarklein auf der Seite der Bundesanstalt für Landwirtschaft. Für den Schmachtendorfer Bauern Christoph Köster sind dort exakt 75.028,18 Euro ausgewiesen, die er 2022 erhielt. Der Betrag ist gegliedert in mehrere Themenfelder. Den größten Teil, fast 28.000 Euro, nimmt die Basisprämie ein. Das ist ein Ausgleich für die strengen Umwelt-, Tier und Verbraucherschutzstandards. Den Bauern soll damit geholfen werden im Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt. Rund 16.500 Euro flossen zudem nach Schmachtendorf, weil sich die Kösters freiwillig verpflichteten, noch höhere Tierschutzstandards einzuhalten als vom Gesetz vorgeschrieben. Eine Maßnahme ist zum Beispiel, dass die Tiere auf Stroh gebettet sind, sagt Köster. Die EU-Förderung wurde nach Auskunft von Christoph Köster für das Jahr 2023 um zwanzig Prozent gekürzt. „Das ist für manche Betriebe ein größerer Verlust als die Streichung der Agrardiesel-Subvention“, so Köster. Die Landwirte seien auf Subventionen angewiesen, etwa um Projekte wie kostenloses Obst für Schulen zu realisieren.

Auch Hermann Hagedorn aus dem Stadtteil Schwarze Heide bekam 2022 EU-Geld – exakt 50.023,70 Euro. Wir erreichen ihn auf seinem Trecker. Am Montag hat er in Oberhausen mit protestiert, am Dienstag in Wesel. Er ist auf dem Rückweg. Wie bei den anderen Landwirten hat sich bei ihm der Frust angestaut. „Wir haben unsere Bringschuld erledigt“, sagt er. „Wir haben abgeliefert.“ Natürlich seien die vergangenen Jahre wirtschaftlich besser gewesen, jetzt stiegen aber wieder die Preise. Doch die höheren Verkaufspreise würden nicht an die Bauern weitergegeben. „Wir kriegen nicht mehr“, sagt der Oberhausener. Und jetzt will die Bundesregierung noch die Argrardiesel-Subvention streichen, nachdem sie den Bauern schon viele Auflagen gemacht habe. „Das ist der Tropfen auf dem heißen Stein.“

Bauernprotest: „35 Stunden arbeite ich im Sommer an zwei Tagen“

Hermann Hagedorn hat einen landwirtschaftlichen Betrieb in Oberhausen. Er beteiligt sich an den Bauernprotesten. (Archivbild)
Hermann Hagedorn hat einen landwirtschaftlichen Betrieb in Oberhausen. Er beteiligt sich an den Bauernprotesten. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Mit einer 35-Stunden-Woche komme er nicht aus. „Die arbeite ich im Sommer an zwei Tagen“. Er könne als kleiner Betrieb noch gut leben und unterliege nicht den Preis-Zwängen der Discounter. „Ich bestimme den Preis, den ich für das Ei nehme.“ Allerdings sieht er auch für seinen 90 Hektar großen Hof keine rosige Zukunft. „Ich bin 55. Ich muss nur noch zehn Jahre arbeiten. Deshalb mache ich mir keine Sorgen.“

Aber er bekommt doch Hilfe, zum Beispiel von der EU? Stimmt, sagt der Landwirt. „Ohne das EU-Geld sehe es viel schlechter aus.“ Im vergangenen Jahr konnte er für 18.000 Euro einen mobilen Hühnerwagen kaufen. Dringend nötig, sagt er. Aber gern mache er das nicht. „Wir wären froh, wenn wir die Förderung nicht bräuchten. Niemand ist stolz darauf.“

Oberhausener Landwirt: Wir müssen alles dokumentieren

Um die Prämien zu erhalten, muss Hermann Hagedorn viele Dokumente ausfüllen. Der heimische Schrank sei voll. „Ich komme zwar gut zurecht mit dem Computer. Aber ich bin froh, dass meine Tochter mithilft.“ Das Geld fließt auch nicht einfach so: Er müsse ständige Kontrollen über sich ergehen lassen. „Das Geld bekommt man nicht umsonst. Ich muss alles dokumentieren.“ Hagedorn schätzt, dass die EU-Förderung in manchen landwirtschaftlichen Betrieben ein Viertel des Jahreseinkommens ausmacht.

Der 55-Jährige macht sich Sorgen um die Zukunft der deutschen Landwirtschaft. In NRW hat sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe seit den 90ern Jahren halbiert. „Mehr Effizienz in einer Branche geht doch nicht“, sagt Hagedorn. Nächste Woche will er wieder protestieren. Dann in Berlin.