Oberhausen. Die Erdbeersaison neigt sich dem Ende zu – Zeit für eine erste Bilanz. Wie ist die Ernte des Sommers 2023 in Oberhausen und Umgebung ausgefallen?

Im Jahr 2023 haben nordrhein-westfälische Erdbeerbetriebe 25.934 Tonnen Erdbeeren produziert. Klingt gewaltig, ist aber weniger als in den Vorjahren. Probleme mit der Erdbeerernte hat es auch in und um Oberhausen herum gegeben. Die Erdbeer-Fans müssen immer tiefer in die Tasche greifen, um die roten Früchte frisch zu genießen.

Das statistische Landesamt hat jetzt anhand vorläufiger Ergebnisse mitgeteilt, dass die Erdbeerernte bereits seit dem Jahr 2020 stark rückläufig ist (minus 26,6 Prozent). Im Vergleich zum Jahr 2022 mit 28.386 Tonnen ist die geerntete Menge von Erdbeeren danach um 8,6 Prozent in Nordrhein-Westfalen gesunken. Sowohl im Freiland als auch unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen, einschließlich Gewächshäusern, hat sich die Erntemenge verringert.

Landwirt Christoph Köster: „86 Liter Regen pro Quadratmeter in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni.“
Landwirt Christoph Köster: „86 Liter Regen pro Quadratmeter in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni.“ © FFS | Tanja Pickartz

Ein besonders krasses, wetterbedingtes Beispiel dazu hat der Oberhausener Landwirt Christoph Köster aus Schmachtendorf parat. Für ihn ist die Erdbeerernte nur ein kleiner Teil seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit. Er baut die Früchte auf einer überschaubaren Fläche von etwa 0,5 Hektar im Stadtnorden an. Der immense Starkregen in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni – das war die Nacht, in der in Dinslaken der Emscherdeich erodiert ist – hat etwa ein Drittel der Erdbeer-Ernte dieses Jahres auf dem Hof Köster unbrauchbar gemacht.

„Starkregennacht hat ein Drittel unserer Erdbeeren unbrauchbar gemacht“

„86 Liter Regen pro Quadratmeter habe ich in dieser Nacht auf unserem Hof gemessen“, berichtet Christoph Köster im Gespräch mit der Redaktion. Die Erdbeerfrüchte hätten in jenen Stunden so viel Wasser aufgenommen, dass sie am Strauch zwar noch ganz gut ausgesehen hätten, aber nach dem Abpflücken sofort matschig geworden seien. „Diese Ware haben wir unseren Kundinnen und Kunden im Hofladen dann gar nicht mehr angeboten“ sagt Landwirt Klöster.

Der Oberhausener Landwirt Hermann Hagedorn baut zwar selbst keine Erdbeeren an, sondern kauft sie vom Rosenhof im nahen Duisburg zu. Er berichtet, dass die Erntemengen insgesamt in diesem Jahr nach seinem Kenntnisstand teils um bis zu 20 Prozent zurückgegangen seien. Das habe sich in der Preisentwicklung entsprechend gespiegelt, wo nach seiner Einschätzung ein Anstieg um rund 10 Prozent zu verzeichnen gewesen sei: stolze 4,50 Euro seien vor Ort für ein frisches 500-Gramm-Schälchen durchaus zu zahlen – wobei sich der Preisvergleich stets lohnt. Selbstgepflückte Ware ist zudem – wie immer – deutlich preiswerter.

Wichtige Faktoren: weniger Anbauflächen, gestiegene Lohnkosten

Beim Rückgang der Erntemengen spielten neben dem allzu wechselhaften Wetter auch der komplette Rückzug vieler Landwirte aus der stark wetterabhängigen Erdbeer-Produktion und die gestiegenen Lohnkosten für Erntehelfer eine wichtige Rolle, ergänzt Bauer Hagedorn – wobei die Oberhausener Landwirte jetzt bereits auf den weiteren Sommerverlauf blicken: Die Getreide- und Zuckerrübenernte steht zum Beispiel an. Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher richten ihr Augenmerk längst auf eine andere rote Köstlichkeit: Jetzt beginnt die Kirschzeit.