Oberhausen. Der Dauerregen hat im Stadtnorden von Oberhausen ungewöhnliche Folgen. Dort ist ein Paradies für Wasservögel entstanden.
Der Daueregen und seine Flutfolgen halten Stadt und Region in Atem. Noch ist die Hochwassergefahr am Ruhrdeich in Oberhausen-Alstaden nicht gebannt. Zugleich zeigt die Wetterlage am anderen Ende der Stadt erstaunliche Wirkung: Im Holtener Bruch im Stadtnorden ist ein kleines Naturparadies für Vögel entstanden.
Diplom-Biogeograf Tobias Rautenberg hat am Donnerstag eine entsprechende Nachricht an die Redaktion geschickt. Der Oberhausener, der hauptberuflich für die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet arbeitet, beobachtet regelmäßig und sehr intensiv als Privatmann die Flora und Fauna an der jetzt renaturierten Emscher.
Blässgänse, Mandarinenten und Trauerschwäne in Holten präsent
In diesen Tagen seien im Holtener Bruch äußerst interessante Naturbeobachtungen zu machen, erklärt der Wissenschaftler. „Dort steht aktuell sehr viel Wasser. Es sind mitunter hunderte Wasservögel dort. Darunter sind auch schon für Oberhausen seltene Arten wie Blässgänse, Mandarinente und Trauerschwan.“
Tobias Rautenberg führt über solche Beobachtungen genau Protokoll und dokumentiert das Naturgeschehen zudem mit seiner Kamera. Am 1. Januar 2023 hat er ein spezielles Projekt gestartet: Der Wissenschaftler versucht, auf rund zehn Quadratkilometern in der Umgebung seines Wohnortes in Buschhausen so viele verschiedene Vogelarten wie möglich zu beobachten und zu dokumentieren. Das Gebiet umfasst dabei Buschhausen, angrenzende Teile von Lirich, Biefang und Holten sowie kleine Randbereiche von Duisburg-Röttgersbach und Duisburg-Neumühl. Und mittendrin: die renaturierte Emscher auf ihrem Weg durch das nordwestliche Oberhausen. In diesen regenreichen Tagen zieht es nun für Oberhausen seltene Wasservögel in Scharen zum Holtener Bruch: ein besonders lohnendes Einsatz-Areal für Tobias Rautenberg.
Der künftige linksseitige Emscherdeich ist dort ja bereits gestaltet und liegt nun viel weiter abseits vom Flussbett. Zwischen Fluss und neuem Deich ist ein tief gelegenes Becken entstanden, das künftig im Falle des Falles das Emscherhochwasser aufnehmen soll. Bevor dieses wichtige Vorhaben in die Tat umgesetzt werden kann, ist allerdings noch etwas zu erledigen: Der rund 75 Jahre alte, linksseitige Emscher-Deich in diesem Bereich muss verschwinden. Dafür werden also nochmals in großem Stil die Baggerschaufeln kreisen. Erst dann kann die Emscher am Holtener Bruch aus ihrem künstlich begradigten Bett befreit werden und sich in ihrer neuen Aue kurvenreich ausbreiten.
Naturexperte: Vogel-Durchzug im Frühjahr könnte sehr spannend werden
Dass diese künftige Aue schon jetzt zum Wasserparadies für die Tierwelt wird, liegt laut Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft, an den heftigen Niederschlägen der letzten Wochen. Zudem sei hier das Grundwasser deutlich angestiegen, das von unten in die große Auenfläche drücke. Tobias Rautenberg freut sich mit Blick auf die neue Seenlandschaft im Stadtnorden unterdessen schon auf die kommenden Monate: „Der Vogel-Durchzug im Frühjahr könnte hier sehr spannend werden!“