Oberhausen. Mit Wehmut denken ältere Oberhausener an die Glanzzeit der Marktstraße in den 60-er und 70-er Jahren. Die Einkaufsachse soll wiederbelebt werden.
Die Stadt macht Druck: Der Umbau der krisengeschüttelten Marktstraße in Alt-Oberhausen soll schnellstmöglich erfolgen. Die Fachleute im Rathaus rechnen für das Gesamtpaket mit Kosten in Höhe von rund 41 Millionen Euro.
Zwei Planungsbüros sind aktiv und haben ein Nutzungs- und Gestaltungskonzept erarbeitet, das seit Mai 2023 vorliegt und bei einer Infoveranstaltung in der Lichtburg der Öffentlichkeit vorgestellt worden ist. Jetzt geht das Konzept in die Bezirksvertretung, in den Planungsausschuss und in den Stadtrat.
Der Niedergang der Marktstraße begleitet Oberhausen seit drei Jahrzehnten. Inhabergeführte Fachgeschäfte sind weitgehend verschwunden. Oft sind Billigläden an ihre Stelle getreten – und Leerstände. Dieser Entwicklung soll nun mit einem großen Entwurf entgegengesteuert werden.
Unterschiedliche Nutzung geplant – je nach Abschnitt
Die von den Fachleuten entwickelte Zauberformel dazu lautet: qualitätsbezogene Nutzungsgliederung für die Marktstraße. Die Fachleute haben drei funktional-gestalterische Abschnitte identifiziert: Die obere Marktstraße hin zur Mülheimer Straße soll zu einem grünen Wohn- und Lebensraum aufgewertet werden. Der Handel tritt hier in seiner Bedeutung zurück. Es entstehen Grünflächen und eine langgezogene Achse mit Bäumen. Langfristig soll sich hier eine attraktive Adresse zum Wohnen und Arbeiten entwickeln. >>> auch interessant:So sieht die Zukunft am Altmarkt aus
An der unteren Marktstraße zum Altmarkt hin sollen Gastronomie, Entertainment und Freizeit die wichtigste Rolle spielen. Hier soll ein vielfältiger Angebotsmix entstehen, der an die vorhandene Gastronomie anknüpft und diese Angebote und Dienstleistungen weiterentwickelt. Die untere Marktstraße könnte die Adresse zum Ausgehen und Flanieren werden.
Bleibt allerdings noch eine drängende Frage – was wird aus dem großen, gut 450 Meter langen Mittelabschnitt der Einkaufsachse? Die zentrale Marktstraße soll weiterhin als Hauptgeschäftslage von Alt-Oberhausen eine besondere Stellung innehaben, meinen die Planer. Zwischen dem Eduard-Berg-Platz (das ist der Platz an der ABC-Apotheke) und dem Platz an der Düppelstraße soll also das Einkaufsangebot verdichtet und aufgewertet werden.
„Weitere Einzelhandelsansiedlungen sollen möglichst auf diesem Abschnitt stattfinden, um so genügend funktionale Dichte zu erzeugen“, heißt es in der aktuellen Verwaltungsvorlage. Gastronomieangebote im Erdgeschoss könnten hier als sinnvolle Ergänzung zum Handel erhalten bleiben: „Sie laden mit ihrer Außenbestuhlung zum Aufenthalt ein und sorgen für ein freundliches Gesamtbild.“
Hängeleuchten sollen optisch wie ein Dach wirken
Was bedeutet das alles für die konkrete Gestaltung der Straße? Die zentrale Marktstraße soll statt des kleinteilig verlegten chinesischen Granitpflasters, das nicht mehr schön aussieht, deutlich größere Bodenplatten erhalten. Der enge Straßenquerschnitt bekomme so ein luftigeres und weiträumigeres Bild, heißt es. Zudem soll ein langgehegter Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger in Erfüllung gehen: Mehr Grün für die Einkaufsachse. Eine solche Lösung könne auch dazu beitragen, innerstädtischen Hitzeinseln entgegenzuwirken und das Mikroklima zu verbessern. Zudem sind Trinkwasserbrunnen geplant, ebenso Spielgeräte für Kinder. Horizontal angebrachte Hängeleuchten sollen die Einkaufsstraße künftig erhellen und in den Nachtstunden optisch wie ein Dach wirken. >>> auch interessant:Planer entwerfen neue Skyline für Oberhausen
So soll auch der Forumsplatz als Übergang zwischen der oberen Marktstraße und dem Hauptgeschäftsbereich großräumig umgestaltet werden. Die alten, arg in die Jahre gekommenen Spielgeräte verschwinden. Neues Grün und neue Spielangebote entstehen. Zum Programm zählt auch die Sanierung des Phönixbrunnens in der Nähe der Mülheimer Straße.
Gegen den Angstraum: Unterführung Marktstraße/Alleestraße erhält Licht-Installation
Das andere Ende der Innenstadt-Achse haben die Planer ebenfalls nicht vergessen: Die dunkle Bahn-Unterführung Alleestraße/Marktstraße zählt zu den Angsträumen in Alt-Oberhausen. Oft liegt hier jede Menge Müll. Die Seitenwände sind verdreckt und beschmiert. Eine Lichtinstallation innerhalb der dann sanierten Unterführung soll diesen Bereich aufhellen und aufwerten.
Das gesamte Projekt unter dem Dach der Stadterneuerung Brückenschlag steht derzeit unter Zeitdruck. Nach der neuen Förderrichtlinie Städtebauförderung NRW ist bis zum 31. Oktober 2023 ein Erstantrag für die Städtebauförderung einzureichen. Hierbei geht es zunächst um die Planungskosten, die mit bis zu 15 Prozent bezuschusst werden. Wenn es an die konkrete Umsetzung geht, muss die Stadt entsprechend weitere Anträge stellen.
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