Oberhausen. Im Sommer flog eine junge Austauschgruppe aus Oberhausen nach Jerusalem. Heute bangen die Teilnehmer um ihre Gastfamilien. Häufige Telefonate.
Täglich schauen Leo Krämer, Karlotta Schmitz und Meret Karow auf ihr Handy. Sie warten auf Nachrichten aus Jerusalem. Ist alles in Ordnung? Geht es ihren Gastfamilien gut? Im vergangenen Sommer waren die drei Schülerinnen und Schüler des Oberhausener Sophie-Scholl-Gymnasiums zwei Wochen in Israel. Der Kontakt zu den Familien ist nicht abgerissen, er wird jetzt, in Kriegszeiten, sogar intensiver.
„Wir schreiben uns täglich“ berichtet Meret Karlow. Ihre Gastschwester Noya ist 15 Jahre alt. Zusammen mit ihrer Familie versteckt sie sich vor den Raketenangriffen. Die Schule sei derzeit geschlossen. „Ich mache mir Sorgen“, sagt die 16-jährige Schülerin. Immer wieder gebe es Raketenalarm.
Austauschgruppe spürte schon bei Israel-Reise die Anspannung
Auch Leo Krämer (18) und Karlotta Schmitz (16) verfolgen die Lage in Israel genau. „In der Zeit in Jerusalem haben wir uns richtig angefreundet“; sagt Leo Krämer über seinen israelischen Gastbruder Ariel. Der Vater von Ariel sei Polizist, die Lage sei „sehr angespannt.“
Die drei Jugendlichen gehören zur diesjährigen Austauschgruppe von Multi. Das Oberhausener Programm fördert den internationalen Zusammenhalt. Für eine Gruppe ging es in diesem Sommer nach Jerusalem, 2024 ist eigentlich der Gegenbesuch geplant.
Der Krieg war da noch weit entfernt, der Nahost-Konflikt aber deutlich spürbar. „Wir sind vielen Soldaten begegnet“, erinnert sich Karlotta Schmitz. „Das war schon ungewöhnlich für uns. Aber für unsere Gastfamilien war das normal. Sie sagen: Die Soldaten schützen uns.“ Die Reise habe ihre Sicht auf Israel verändert.
Schüler wollen Jugendlichen in Jerusalem helfen
Nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas aus Israel schauen die Jugendlichen täglich die Nachrichten. Manchmal würde es dauern, bis sich die Gastfamilien melden, berichten die Schüler. Zuhause wird über die Lage diskutiert und nach Lösungen gesucht. In der Schule tauschen sie sich über das Kriegsgeschehen aus. Nach den Ferien wurde der Konflikt auch im Unterricht diskutiert. „Wir haben überlegt, wie wir eine Partnerschaft eingehen können“, sagt Leo Krämer. Man wolle die Schüler unterstützen und sei deshalb im Austausch mit der Schulleitung.
Auch die Stadt Oberhausen erwägt eine Städtepartnerschaft mit Israel. Als Zeichen der Solidarität wurde auf dem Rathaus-Dach die israelische Flagge platziert und auf halbmast gesetzt. Das Symbol kommt in Jerusalem schon an. Die israelische Sängerin Achinoam Nini, die selbst als „Multi“ in Oberhausen war, postete auf Instagram ein Foto des Rathauses und bedankte sich für die Unterstützung.