Oberhausen. Die Stadt hat Bürgerinnen und Bürger zur Lebensqualität befragt. Die Ergebnisse sind erschreckend. Vor allem die Sauberkeit ist ein Problem.
- Ende 2022 befragte die Stadt Oberhausen Bürgerinnen und Bürger zur Lebensqualität
- Die Ergebnisse der Umfrage wurden jetzt veröffentlicht
- Ein Ergebnis: Jeder Vierte möchte lieber woanders wohnen
In überregionalen Umfragen kann sich Oberhausen meist nicht brüsten. Wie die Reviernachbarn Herne oder Gelsenkirchen muss sich die Stadt am unteren Tabellenende suchen, wenn es um Lebensqualität oder Wirtschaftlichkeit in den bekannten Rankinglisten geht. Aber auch die Bürgerinnen und Bürger selbst haben keine besonders hohe Meinung ihrer Heimatstadt: Eine aktuelle Umfrage der Stadt Oberhausen kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.
Zwischen September und Dezember 2022 hatte Oberhausen 7000 Menschen per Post angeschrieben, um sie für eine Umfrage zu bewegen. Alle zwei Jahre erkundigt sich die Stadt danach, wie die Einwohner Oberhausens ihre Lebensqualität einschätzen. Die Angeschriebenen (zwischen 18 und 80, Hauptwohnsitz in Oberhausen) konnten kostenlos per Post oder online die Fragen beantworten.
Umfrage in Oberhausen: Jeder Vierte würde lieber woanders wohnen
Zwar machten nur etwa ein Viertel der angeschriebenen Bürger mit, doch mittels wissenschaftlicher Methode soll das Ergebnis die Gesamtbevölkerung annähernd abbilden. Da zum Beispiel Menschen mit Migrationshintergrund eher seltener an Umfragen teilnehmen, wurden mehr Bürger aus dieser Bevölkerungsgruppe angeschrieben. In manchen Teilen gelingt das Abbild nicht: Die jüngeren unter 34 Jahren spiegeln beispielsweise nicht ganz die Realität wider, denn sie sind in der Umfrage unterrepräsentiert.
Das Ergebnis spricht trotzdem Bände: 77 Prozent der Befragten leben gerne in Oberhausen – das sind drei Prozentpunkte weniger als in der Umfrage 2020. 22 Prozent der männlichen und 23 Prozent der weiblichen Befragten würde lieber woanders wohnen. Rund sechs Prozent möchten tatsächlich in den nächsten zwei Jahren wegziehen. Vor allem in der Altersgruppe der Familien kann Oberhausen nicht punkten. Jeder Vierte zwischen 26 und 34 Jahren möchte lieber in einer anderen Stadt wohnen, wenn er es sich aussuchen könnte.
Ältere Oberhausener beurteilen die Lebensqualität als besonders schlecht
Noch ärger sieht es im Themenfeld Identifikation aus. Gerade mal jeder zweite Befragte fühlt sich entschieden als Oberhausener. Mehr als elf Prozent kreuzten „kaum“ an, vier Prozent können gar nichts mit Oberhausen anfangen. Etwa ein Drittel ist unentschlossen. Erstaunlich: Jüngere Menschen können sich mehr mit der Stadt identifizieren als ältere. In der Altersgruppe 18 bis 24 Jahren fühlen sich 29 Prozent „sehr stark“ als Oberhausener. Dieser Wert nimmt mit den Jahren ab. Von den 352 befragten Menschen zwischen 55 und 64 Jahren betrachten sich gerade elf Prozent als überzeugte Oberhausener.
Auch schlecht: Nicht mal jeder Zweite aus der Umfrage beurteilt die Lebensqualität als gut oder sehr gut. 41 Prozent sind unentschlossen, kreuzten die Antwort „teils, teils“ an. Besonders die ältere Bevölkerung scheint mit der Qualität in der Stadt zu hadern. In der Altersgruppe zwischen 55 und 64 Jahren sind fast 15 Prozent der Meinung, dass die Lebensqualität in Oberhausen schlecht ist. 43 Prozent sind unentschlossen, gerade mal 2,3 Prozent beurteilen die Lebensqualität als sehr gut.
Starkes Gefälle zwischen Oberhausener Stadtteilen
Die Detail-Sicht offenbart ein starkes Gefälle zwischen den Stadtteilen. Insgesamt geben nur sieben Prozent an, mit Oberhausen „sehr zufrieden“ zu sein. Rund 40 Prozent sind immerhin zufrieden. Doch schaut man sich das Ergebnis genauer an, wird deutlich, wo die Probleme drücken. In Oberhausen-Mitte/Styrum und Osterfeld sind 11,8 Prozent der Männer bzw. 13,4 Prozent der Frauen unzufrieden mit ihrem Stadtteil. Die höchsten Zufriedenheitswerte hat Sterkrade-Nord. Jeder Dritte ist mit dem Stadtteil sehr zufrieden.
Auf die Stimmung drückt ganz offensichtlich der extrem hohe Schuldenberg von Oberhausen. Die wirtschaftliche Lage wird deshalb nur von einem Prozent als sehr gut beurteilt. Rund elf Prozent finden die Lage sogar sehr schlecht. Die jüngeren sind dabei deutlich optimistischer als die älteren Befragten.
Auch die Multi-Krisenlage bildet sich in den Statistiken ab. Satte 15 Prozent der Männer und 17 Prozent der Frauen rechnen damit, dass die Lebensqualität in den nächsten fünf Jahren „wesentlich schlechter“ wird. Nur zwei Prozent malen sich eine wesentlich bessere Zukunft für ihre Stadt aus. Die Menschen, die in der Innenstadt wohnen, sind besonders pessimistisch. Jeder Zweite geht von einer schlechteren Lebensqualität in den nächsten Jahren aus.
Umfrage in Oberhausen: Negativer Blick in die Zukunft
Dasselbe gilt für die wirtschaftliche Lage: Zwei Drittel gehen davon aus, dass diese in Zukunft noch schlechter sein wird. Gerade mal 15 Prozent können sich vorstellen, dass sich die Situation bessert.
Die Gründe für den ernüchternden Blick lassen sich gut in der Frage nach den Eigenschaften der Stadt ablesen. Die Befragten sollten zwischen Gegensatzpaaren wählen. Das wenig überraschende Ergebnis: Oberhausen ist schmutzig, unansehnlich, träge, unsicher, rückständig.
Sicherheit und öffentliche Ordnung stehen bei den Befragten ganz oben auf der Prioritäten-Liste. Doch gerade hier scheint die Stadt zu versagen. Gerade mal 32 Prozent sind damit zufrieden. Das war auch schon 2020 so: Damals waren nur 37 Prozent mit der Sicherheit und Ordnung zufrieden. Auch die Sauberkeit hinkt den Wünschen weit hinterher. Nur jeder Vierte ist damit sehr zufrieden oder zufrieden. Hier hat sich Oberhausen sogar deutlich verschlechtert: 2020 waren immerhin 32 Prozent zufrieden mit der Sauberkeit.
Auf der anderen Seite hat Oberhausen auch gute Eigenschaften: Die Stadt gilt bei den Befragten als gastfreundlich, bodenständig, vielfältig und in Teilen beständig und familiär.